(GTA) Meine Nonna hatte insgesamt 7 Kinder. Sie alle wuchsen ohne Mittagstisch und Ganztagesschule zu eigenständigen Menschen heran. Inzwischen haben sie ihrerseits, teils unter grossen Opfern, ein Dutzend wohlgeratene Töchter und Söhne in die weite Welt entlassen. Aus Eltern sind Grosseltern geworden, die wiederum ohne zu murren, ja sogar mit Freude, eine Vielfalt von Diensten für ihre Angehörigen erbringen. In Zukunft werden sie dafür nicht nur Dankbarkeit sondern auch Entgelt in barer Münze heischen können.

Denn die Tage des Nachtwächterstaates, der nur in Notlagen aktiv wird, sind gezählt. Da wir alles wollen, sollen, dürfen und können aber nichts müssen, wird ein ungeplanter Enkel bald einmal zum Kostenfaktor. Die Allgemeinheit wird’s schon richten. Wenn die minderjährige Tochter auch noch alleinerziehend ist und eine Lehre anstrebt, wird wohl oder übel die junge Oma einspringen müssen: sie bleibt zu Hause, d.h. in der von der Fürsorge finanzierten Wohnung, und hütet den kleinen Sonnenschein. Sobald ihr dann à fonds perdu eine Lohnausfallentschädigung zugesprochen wird, ist die Idylle perfekt. So beobachtet im näheren Bekanntenkreis. Bleibt zu hoffen, dass sich aus einem Einzelfall kein rückwirkender Anspruch ableitet: Scharen von Onkeln und Tanten, Grosis und Gotten, Verwandten und Angetrauten könnten dann nämlich ähnliche Forderungen geltend machen und die öffentlichen Kassen über Nacht vollends leeren.

Wo früher helfende Hände zupackten dank gelebter Solidarität und intakter Familienbande wird heute gerne der Staatsapparat bemüht. Irgendein Paragraph findet sich immer, womit sich auch der leichtsinnigste Bankrotteur aus seiner Verantwortung rettet. Verboten es früher Ehrgefühl oder der simple Anstand, dem Nächsten zur Last zu fallen, haben es die gutmeinenden Beamten zunehmend mit einer selbstgerechten Klientel zu tun. Stolz ist out, heute holt man sich, was einem von Gesetzes wegen „zusteht“. Doch steht’s uns denn wirklich zu? Der gestiegene Lebensstandard, an den uns Börsenhoch und Wirtschaftsboom gewöhnt hatten, sind ein Luxus, kein vererbbares Recht. Ein Luxus, den wir uns schlicht nicht mehr leisten können.