Zusammenfassung

Der Bergsturz vom 2. September 1806 veränderte Goldau und das Tal zwischen Rossberg und Rigi nachhaltig. Die grünen Weiden wurden innert Minuten von gewaltigen Felstrümmern zugedeckt. Man nannte das Zentrum der Verwüstung den Schutt. Lange Jahre passierte kaum etwas, bis dann durch den Bau der Gotthardbahn die Lebensbedingungen noch einmal drastisch änderten. Goldau wurde zur «Wildweststadt», wo Menschen aus allen Herren Ländern am Bau der Bahn arbeiteten und ihr Brot verdienten.

Nach der «Wildwestzeit» kehrten ruhigere Zeiten ein. Den Bahnbaupionieren folgten solide Lokführer, Kondukteure, Bremser, Bahnhofsvorstände und was es sonst noch zum Betrieb eines fahrplanmässig operierenden Transportunternehmens brauchte. Aus Goldau wurde ein sittsames Dorf, wo auch seriöse Geschäftsleute eine Lebensgrundlage fanden. Bedingt durch die internationalen Vorkommnisse (Erster Weltkrieg und nachfolgende Krisen) wurde die Gotthardbahn jedoch nie im erwarteten Masse profitabel, was sich auf die Löhne der Bähnler und dadurch auch auf die übrigen Dorfbewohner auswirkte. Trotz langen Arbeitszeiten reichte das durchschnittliche Einkommen gerade knapp aus, um eine Familie zu ernähren, wozu dazumal vier bis sechs Kinder gehörten. Man musste einen Garten bewirtschaften und Kleinvieh wie Kaninchen, Hühner und – wenn es gut ging – Ziegen halten. Praktisch jede Familie hielt damals Kleintiere.

Vor diesem Hintergrund entstand der Ornithologische Verein, damals «Kleintier-Züchter-Verein Goldau & Umgebung» genannt. Sein Hauptzweck war die Selbstversorgung mit Fleisch. Gleichzeitig entwickelte sich auch ein Verständnis für die wilde, natürliche Schönheit der einzigartigen Bergsturzlandschaft und der Wille, diese der Nachwelt zu erhalten. Daraus entstand die Idee, im Goldauer Schutt einen Naturtierpark zu gründen. Es war zumindest einigen der Initianten klar, dass man mit einer solchen Anlage auch eine Wertschöpfung (dieses Wort wurde damals natürlich nicht verwendet) erzielen kann, die den Einwohnern zu zusätzlichem Einkommen verhilft. Aus dem alles zerstörenden Bergsturz wurde das neue Markenzeichen des Tals.

Der Naturtierpark Goldau wurde nicht, wie vielfach angenommen, vom Ornithologischen Verein ins Leben gerufen. Er diente aber als Geburtshelfer, denn sämtliche Goldauer, die sich für die Gründung des Parks einsetzten, waren Mitglied dieser Organisation und Adolf Gysi dazumal deren Präsident. Das erste Gesuch an die SBB zur «Erstellung eines Tierparks im Schuttgebiet» und auch die Machbarkeitsstudie von Pater Damian Buck wurden 1922 im Namen dieser Organisation gestellt, respektive in Auftrag gegeben. Es gibt jedoch keinerlei Unterlagen, die darauf hinweisen, dass sich der Verein jemals aktiv an der Gründung beteiligte. Im Gegenteil, die Unterstützung (zum Beispiel Kauf von Anteilscheinen) war sehr gering und der Delegierte in der Verwaltungskommission des Naturtierparks glänzt in den Protokollen meistens durch Abwesenheit. 1936 forderten die Ornithologen ihr Geld zurück und traten aus dem Tierparkverein aus.

Das Gründungsdatum ist historisch nicht gesichert. Das Gründungsprotokoll ist verschollen und in den Medien sind keine entsprechenden Hinweise zu finden. Im 5. Jahresbericht wird der 1. Februar 1925 und im 10. Jahresbericht der 10. März 1925 als Gründungsdatum erwähnt. Die ersten Statuten tragen das Datum vom 1. November 1925. Sie wurden inzwischen sechs Mal dem sich ändernden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Umfeld angepasst.

Es war eine gut gemischte Gruppe von Visionären, Frondienstlern und Unternehmern, welche die Tierparkidee in die Tat umsetzten. Die prägende Persönlichkeit während den ersten zwei Dutzend Jahren war zweifellos der Goldauer Geschäftsmann Josef Bugmann. Er war ein Visionär, diente als Kassier und führte den Verein als Präsident durch die Krisenjahre bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Seine Kontakte und die Fähigkeit, Dritte einzubeziehen, sind beispielhaft. Neben ihm waren weitere starke Persönlichkeiten tätig: Gysi war ein initiativer, zuverlässiger «Chrampfer», der mit Begeisterung und Beharrungsvermögen dem Verein während zehn Jahren als Präsident vorstand. Vielfach erwähnt wird Oberlehrer Adolf Bürgi und mit Anton Büeler ein weiterer Goldauer Geschäftsmann. Einen starken Einfluss übten Eisenbahner wie der spätere Regierungs- und Nationalrat Josef Heinzer aus. Grossmehrheitlich aus SBB-Kreisen rekrutierten sich auch die aktivsten Frondienstler, wobei insbesondere Karl Aschwanden, die Gebrüder Zangger, Robert Schwab, Karl Zwyssig, Alois Portmann und die Gruppe «Deppäli und Schnerz» Erwähnung verdienen.

Der Park wurde anfänglich als überregionales Projekt betrachtet. Man fand Unterstützung in Arth und holte sich Rat bei bekannten Koryphäen wie Pater Damian Buck, Biologieprofessor in Einsiedeln, Prof. Dr. Heini Hediger (damals noch nicht Professor), dem nachmaligen Direktor der Zoos Bern, Basel und Zürich, sowie Begründer der Tiergartenbiologie. Im technischen Sektor wurde der Zuger Kantonsingenieur Müller, der die ersten Pläne erstellte, zugezogen.

Andere regelmässige Verbindungen existierten beim Austausch von Tieren nach Österreich, Deutschland, Italien und Frankreich. Man war sich zu diesem Zeitpunkt klar, dass der Tierpark keine lokale Angelegenheit sein durfte. Dieses Gedankengut verlor während dem Zweiten Weltkrieg und anschliessend aus kleinkarierten, protektionistischen Gründen an Bedeutung.

Nach 1945 fing man wieder bei Null an. Es war eine Zeit des Umbruchs. Traditionelle Werte zählten nicht mehr, sie hatten sich ja nicht bewährt. Man gab sich locker und legte wenig Wert auf Formalitäten. Dem Tierpark ging es jedes Jahr ein wenig besser, man war soweit zufrieden…

Das konnte auf die Dauer nicht gut gehen, und so übernahmen 1964 die Senioren das Ruder. Der Tierpark wurde zum Hobby von Pensionisten, die mit viel Lebenserfahrung, gewissenhafter Arbeit und grossem Einsatz die Geschicke des Parks leiteten. Das konservative Element dominierte: Man wollte in erster Linie das Geschaffene bewahren. Darum ist es besonders erstaunlich und bewundernswert, dass gerade in dieser Zeit die erste Bärenanlage verwirklicht wurde.

Die Visionen von Josef Bugmann und seinen Zeitgenossen wurden ab den späten 70er Jahren trotzdem verwirklicht. Ein Gruppe qualifizierter Fachleute aus verschiedenen Gebieten formierte sich. Man definierte neue Ziele und begann diese pragmatisch in die Tat umzusetzen. Heute ist der Natur- und Tierpark Goldau weltweit anerkannt und spielt, im Rahmen seiner Möglichkeiten, eine Rolle im Orchester der weltweit besten Zoos. Der Park verfügt über eine starke und flexible Organisation, die in der Lage ist, Schicksalsschläge wie den Jahrhundertsturm «Lothar» vom 26. Dezember 1999 zu bewältigen.

Zeugen aus der Gründungszeit leben nicht mehr, sodass wohl Protokolle aus den Anfangsjahren am besten belegen, wie gedacht wurde, wo die Probleme lagen und wie die Zukunft gestaltet wurde.

Auszug aus dem GV-Protokoll des Kleintier-Züchter-Vereins Goldau & Umgebung vom 28. 1. 1923: «Der Tierpark, das Sorgenkind unseres Präsidenten (Adolf Gysi), erfährt neuerdings eingehende Würdigung. Es wird das Gutachten von Pater Damian Buck (Kloster Einsiedeln) vorgelesen, aus welchem hervorgeht, dass der Schutt allerdings eine geradezu ideale Schutzstelle für Rehe, Hirsche und freilebende Vögel ergeben würde, der Bericht verhehlt jedoch auch die Schwierigkeiten nicht welche dem Unternehmen bis heute noch entgegenstehen. Der Präsident gibt bekannt, dass bereits ein bescheidener Fond zu Gunsten der Anlage vorhanden sei, dass demselben in der Person des Herrn Emil Eichhorn Arth ein treuer Freund zur Seite stehe. Gysi gibt der Hoffnung Ausdruck er werde auch im neuen Vereinsjahre dem Kinde ebenso grosszügig zu Gevatter stehen wie bisher. Herr Eichhorn welcher das Wort ergriff, empfiehlt ebenfalls den Mitgliedern der schönen Aufgabe ihr wohlwollendes Interesse entgegen zu bringen und erklärt er werde auch fernerhin sein Möglichstes zum Zustandekommen der Angelegenheit beitragen.»

Die Geschäftsleitung im Jahr 2000 (v. l. n. r.): Alois Zimmermann, Finanzchef; Oskar Steiner, Vizepräsident;
Toni Schindler, Präsident; und Dr. Felix Weber, Direktor.

Auszug aus dem Protokoll der Generalversammlung des Naturtierpark-Vereins vom 16. 3. 1930, bei dem es sich um einen Rückblick des damaligen Sekretärs und späteren Regierungs- und Nationalrats Josef Heinzer handelt: «Es ist heute die 5te Gen. Versammlung und der 5te Jahresbericht. Wir können somit auf 5 Jahre des Auf- und Ausbaues, auf 5 Jahre intensiver Arbeit zurückblicken. Es ist daher angezeigt, sich eine kleine Weile über die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Parkes aufzuhalten.

Bekanntlich hat im Jahre 1922 der Ornithologische Verein das Gesuch an die SBB gerichtet, man möge ihm das Schuttgebiet zwecks Gründung eines Tierparkes überlassen. Am 25 .11. 23 wurde die erste Sitzung des prov. Komité, welches vom OV bestellt worden war, abgehalten. Im Sommer 1924 wurde von der Kommission die wirtschaftliche Seite behandelt, die Frage der Geldbeschaffung wurde durch Bürgschaft, Erhebung eines Darlehens bei der Bank in Zug & Abgabe von Anteilscheinen erledigt. Im Spätherbst waren die verschiedenen Fragen soweit abgeklärt, dass an die Verwirklichung des geplanten Werkes herangetreten werden konnte.

In erster Linie wurde die Einfriedung um das ganze Areal erstellt; die Materialanschaffung konnte infolge Entgegenkommen der SBB zu günstigen Bedingungen erfolgen. Am 1. 02. 25 fand im Rössli eine gemeinsame Sitzung mit den Bürgen statt und an dieser Sitzung wurde der «Naturtierpark» aus der Taufe erhoben. Der Mitgliederbestand war damals noch ein sehr bescheidener, weil in den verschiedenen Bevölkerungsschichten noch ein gewisses Misstrauen herrschte, das zuerst zum Verschwinden gebracht werden musste.

Im Sommer 1925 wurden noch Ergänzungsarbeiten gemacht, Wege angelegt, Zwinger & Unterkunftshütten erstellt und endlich im November kamen die vier ersten Bewohner, vier Hirsche aus dem Stadtpark Lugano.»

Trägerverein

Verwaltungskommission

Die Verwaltungskommission ist für den Betrieb des Natur- und Tierparks Goldau verantwortlich. Übergeordnet ist einzig die Generalversammlung.

Anfänglich betrachtete man den Tierpark Goldau als überregionale Angelegenheit. Man suchte Rat bei Fachleuten wie Pater Dr. Damian Buck (Kloster Einsiedeln) oder Kantonsingenieur Fritz Müller in Zug. Beide waren auch VK-Mitglieder. Später, insbesondere in den Nachkriegsjahren, wurde der Tierpark zur «Goldauer Sache» «degradiert». Arther, oder «ganz Auswärtige», waren im Vorstand nicht willkommen. Ab den 70er Jahren wurden VK-Mitglieder aus Arth, Zug und Schwyz aufgenommen, und später wurde der Kreis auf Luzern und Ausserschwyz ausgedehnt.

Anfänglich war ein Mitglied des Ornithologischen Vereins (OV) festes Mitglied der VK, allerdings ohne von seinen Rechten wirklich Gebrauch zu machen. Dieses Privileg ging 1936, als die Ornithologen aus dem Tierparkverein austraten, verloren.

Mitte der 30er Jahre unterstellte man sich freiwillig dem Protektorat des Schweizerischen Bundes für Naturschutz (SBN). Man hoffte auf kräftige und regelmässige finanzielle Unterstützung und akzeptierte, dass ein SBN-Mitglied im Vorstand zwingend Einsitz nahm. Dies ging nicht gut, denn die fanatischen Vorstellungen einiger SBN-Mitglieder, insbesondere von Adolf Plüss, brachten viel Ärger. Seit 1956 gibt es keine VK-Mitglieder «von Amtes wegen» mehr, die Wahl erfolgt ausschliesslich durch die Generalversammlung.

Die Protokolle der Anfangsjahre sind, mit Ausnahme des Gründungsprotokolls von 1925, nahezu lückenlos vorhanden. Bereits früher findet man im Protokollbuch des «Kleintier-Züchter-Vereins Goldau & Umgebung» verschiedene Hinweise auf den zukünftigen Tierpark. Bis nach dem Krieg wurden die Protokolle recht detailliert und gewissenhaft abgefasst. Ab 1948 herrschte für Jahre der Schlendrian: Der Protokollführer schwänzte die meisten Sitzungen. Wichtige Entscheidungen wurden vielfach spontan, zum Beispiel bei sonntäglichen Begehungen, an Ort und Stelle gefasst. Wer nicht dabei war hatte ganz einfach Pech. Dies änderte mit Präsident Ernst Steiner. Ab dieser Zeit sind viele Informationen vorhanden. In den späten 60er Jahren gab es allerdings zumindest eine Ausnahme, als ein Protokoll wegen zu rüdem Benehmen der Vorstandsmitglieder, in gegenseitigem Einverständnis, ersatzlos vernichtet wurde.

Jahresberichte in schriftlicher Form existieren erst seit 1956. Anfänglich wurden sie während mehreren Jahren durch den späteren Regierungs- und Nationalrat Josef Heinzer in mündlicher Form an der Generalversammlung vorgetragen und durch den Protokollführer akribisch genau aufgezeichnet. Später ging diese Tradition verloren. Die Jahresrechnungen sind jedoch fast lückenlos vorhanden.

Anfänglich, dann aber auch wieder in den letzten zwei Dutzend Jahren, war sich der Vorstand klar bewusst, dass der Tierpark neben der dominierenden gemeinnützigen und idealistischen Zielsetzung auch über ein, für die Region wichtiges wirtschaftliches Potenzial verfügt, das im Interesse der Bevölkerung genutzt werden konnte. Dazwischen ging diese Denkweise, zumindest zum Teil, verloren. Verschiedene Tierpärkler frönten in erster Linie ihren Hobbys wie Vogel- und Pferdezucht, der Jagd und der Fischerei.

Ein gut geführter Betrieb muss seine Finanzen, und insbesondere die Liquidität, im Griff haben. Das war nicht immer so. Es gab Jahre, wo man nicht wusste, wie man im nächsten Monat die Löhne zahlen sollte.

Zwar versuchte man bis in die 40er Jahre – zum Beispiel durch Spielautomaten und Lotterien, teilweise sogar recht erfolgreich – zusätzliche Mittel aufzutreiben. Während (zu) langer Zeit herrschte ein Fatalismus, der die Entwicklung jahrzehntelang blockierte. Das Umdenken erfolgte auf Grund der grössten Finanzkrise, die der Park bisher durchstehen mussten: Gleichzeitig mit der enormen finanziellen Belastung durch den Kauf des Parkplatzes Bischofshusen kam die Tollwut. Der Tierpark musste 1980 während 100 Tagen geschlossen werden.

Die Devise hiess «Jetzt erst recht!». Plötzlich gab es Raum für zukunftsträchtige Arbeitsmethoden, Mut und Unternehmertum. Ein Hilferuf brachte breite Unterstützung, sowohl von der öffentlichen Hand als auch von vielen privaten Spendern, welche die momentanen finanziellen Probleme lösten. Seither existiert der Tierpark wieder ohne Subventionen. Dieses Ereignis hat die Denkweise der Tierparkverantwortlichen geändert. Man war plötzlich auf dem Weg zum professionell geführten Unternehmen.

Der Verwaltungskommission fehlte jahrzehntelang eine langfristige Zielsetzung und ein Kompetenzenheft, das die Zusammenarbeit festlegt und koordiniert. Ansätze waren zwar immer wieder vorhanden. So wurden 1945 die ersten «Subkommissionen» geschaffen. Leider funktionierte dies in der Praxis, da ungenügend definiert, nicht. Die Sitzungen dauerten oft von 19.00 bis 00.30 Uhr. Man ereiferte sich über Nebensächlichkeiten. Die Substanz der Organisation wurde verzettelt.

Auszug aus dem Protokoll der Verwaltungskommission vom 25. 11. 1963: «Auf Grund einiger Vorkommnisse ist es ratsam, dass für jedes Mitglied (der VK) die Kompetenz besonders festgelegt werden sollte, was dem Ansehen des Parkes nützlich wäre.»

Die erste echte Initiative für eine bessere Zukunft erfolgte im Juni 1976. Ein Jahre später existierte der erste strategische Plan, der seither etwa alle zwei Jahre überarbeitet wird. Man hatte schriftlich festgehaltene Vorstellungen, wie der Park 50 Jahre später (damals 2030) aussehen sollte. Ressorts mit klar umschriebenen Funktionen wurden eingeführt. Der wirkliches Durchbruch erfolgte jedoch erst nach dem Krisenjahr 1980 (Tollwut). Der Vorstand arbeitete nun in einer Doppelfunktion: Im Plenum als Verwaltungsrat, in den einzelnen Ressorts – mit viel Kompetenz ausgestattet – als Direktion. Die VK-Sitzungen wurden von Kleinkram entlastet und dauerten noch ein bis zwei Stunden.

Dies war die bis dahin erfolgreichste Phase in der Geschichte der Tierparks. Man war sich jedoch klar, dass dies nicht die endgültige Organisationsform sein konnte. Bereits 1983 wurde der Einsatz eines Direktors in Erwägung gezogen.

Wachablösung an der GV vom 13. März 1976 (v.l.n.r.): Oskar Steiner, Ernst Steiner, Karl Halter, Leonhard Keller und Kurt Kaelin

Am 1. Mai 1990 war es dann soweit: Dr. Felix Weber wurde als erster Direktor im Teilpensum eingesetzt. Zwei Jahre später wurde die Geschäftsleitung (Ausschuss der VK) eingeführt, und 1996 ernannte man Felix Weber zum vollamtlichen Direktor. Damit war die Zeit reif für ein neues Führungssystem. An der strategischen VK-Sitzung von 1997 wurden die Ressorts abgeschafft.

Auszug aus dem 71. Jahresbericht 1996/97: «Heute geht es darum, sämtliche mit dem Betrieb des Tierparks zusammenhängenden Einzelheiten frisch zu überdenken und zu einem neuen strategischen Gefüge zu verknüpfen. Einige grundsätzliche Entscheide wurden jedoch bereits gefällt.

Der Vereinsvorstand wird in Zukunft als reine Verwaltungskommission (wie der Verwaltungsrat einer AG) fungieren, ohne direkt in die täglichen Geschäfte einzugreifen. Dies ist nun Aufgabe der Geschäftsleitung und insbesondere des Direktors.»

Anton Annen 1925-1934 Walter Bärtschinger 1925-?
Hermann Borner 1935-1946 Karl Bucher 1925-1929
Anton Büeler jun. ?-1951 Anton Büeler sen. 1925-1934
Bruno Bugmann 1978-1995 Josef Bugmann 1925-1948
Dr. Josef Bühler 1951-1959 Bürgi Adolf 1925-1935
E. Eichhorn-Kamer 1925-? Beat Fischer 1998-*
Fritz Flückiger 1944-1950 Hermann Frey 1927-1927 und 1951-1975
Albert Gassmann 1931-1934 Alois Gerzner 1942-1942
Walter Grätzer 1971-1980 Jakob Grob 1976-1987
Ernst Guhl 1999-* Anton Gwerder 1925-1935
Adolf Gysi 1925-1934 Karl Halter 1966-1976
Josef Hafner 1928-1934
1963-1978
Louis Hafner 1979-1998
Josef Heinzer 1925-1934 Franz Huber 1946-?
Friedrich Huwyler 1946-1949 Josef Jütz 1953-1964
Kurt Kaelin 1946-1994 Martin Kaelin 1936-1946
Beat Käppeli 1984-1998 René Kaufmann 1987-*
Leonhard Keller 1951-1981 Albert Kraft 1972-1991
Franz Loser 1948-1971 Peter Loser 1978-1991
Willi Mattenberger 1951-1951 Arthur Meister 1978-1980
Ernst Meli 1987-* Fritz Müller 1925-?
M. Müller 1925-? Josef Nideröst 1952-1971
Karl Ott 1951-1964 Adolf Plüss ?
Martin Reichmuth 1975-1979 Josef Rickenbach 1981-1995
A. Rovelli 1925-1933 Anton Schindler 1990-*
Wilhelm Schmidlin 1952-1971 Josef Schorno 1939-1940
Josef Schuler-Annen 1935-1944 Robert Schwab 1937-1948
Fritz Schweighauser 1935-1938 Edwin Simon sen. 1935-1935
Alfred Speck 1967-1976 Ernst Steiner 1964-1975
Hugo Steiner 1966-1970 Oskar Steiner 1975-*
Josef Stocker ? Dr. Felix Weber 1978-*
Karl Weber 1983-1999 Walter Willi 1981-1996
Max Ziegler 1972-1977 Alois Zimmermann 1998-*
* Aktive Vorstandsmitglieder
? Datum nicht genau feststellbar

Präsidenten

Adolf Gysi (1925-1934)

hat wesentlich zur Gründung des Tierparks beigetragen. Seine Aktivitäten können bis ins Jahr 1921 zurückverfolgt werden.

Josef Bugmann (1935-1947)

In den ersten zwei Dutzend Jahren war der langjährige Präsident Josef Bugmann (links) die treibende Kraft
im Tierpark

war, bevor er das Präsidium übernahm, mehrere Jahre Kassier. Er war während über zwanzig Jahren die treibende, unternehmerische Kraft. Ihm gelang es – während dem Krieg – die Schulden praktisch auf Null abzubauen.

Friedrich Huwyler (1948-1949)

wurde kurz nach seiner Wahl als Bahnhofsinspektor nach Luzern befördert.

Kurt Kaelin (1950-1963)

führte den Park in einer Zeit des Umbruchs. Er war insgesamt 49 Jahre im Vorstand tätig.

Ernst Steiner (1964-1975)

pflegte einen sehr gewissenhaften und konservativen Führungsstil. Er hat wesentlich zur Erhaltung der Tierparksubstanz beigetragen.

Oskar Steiner (1976-1996)

entwickelte den Tierpark zu einem nach modernen Grundsätzen geführten Unternehmen. Aus dem Wildpark wurde ein weltweit anerkannter, wissenschaftlich geleiteter Zoo.

Anton Schindler (seit 1997)

führt den Park in die Zukunft.

Kassiere

Die Finanzchefs hatten nicht so viel Sitzleder wie die Präsidenten. Immerhin, mit nur elf Kassieren während 74 Jahren (der heutige Finanzchef Alois Zimmermann ist ausgenommen) beträgt die durchschnittliche Amtszeit doch mehr als sieben Jahre. Den Rekord hält Louis Hafner, der diese Position während 19 Jahren umsichtig und kompetent betreute.

Kassiere seit 1925

Josef Bugmann 1925-1931 Albert Gassmann 1931-1934
Josef Schuler-Annen 1935-1942 Josef Schorno 1943-1943
Fritz Flückiger 1944-1950 Leonhard Keller 1951-1960
Franz Loser 1961-1966 Karl Halter 1967-1975
Martin Reichmuth 1976-1979 Louis Hafner 1979-1998
Alois Zimmermann 1999-    

54 Persönlichkeiten wurde die Ehrenmitgliedschaft verliehen. Diese Auszeichnung muss durch grossen Einsatz für den Park erarbeitet werden. Ab und zu kam es zu «Prestige-Ernennungen», so versuchte man sich zum Beispiel durch die Ehrung von Prof. Dr. Bernhard Grzimek ein wissenschaftliches Mäntelchen umzuhängen.
Als einzigem wurde Kurt Kaelin – 49 Jahre im Vorstand – die Ehrenpräsidentschaft verliehen.

Ehrenmitglieder seit 1925

Walter Achermann Karl Aschwanden Jacques Bächi
Gotthard Baumann Werner Baumann Dr. Georges Bergmann
Hermann Borner Pater Dr. Damian Buck Bruno Bugmann
Josef Bugmann sen. Anton Büeler sen. Adolf Bürgi
Alois Christen Hermann Frey Fritz Flückiger
Viktor Gasperini Albert Gassmann Jakob Grob
Dr. Berhard Grzimek Rudolf Gwerder Adolf Gysi
Josef Hafner Louis Hafner Karl Halter
Emil Heinzer Josef Heinzer Friedrich Huwyler
Josef Jütz Kurt Kaelin* Beat Käppeli
Leonhard Keller Albert Kraft Franz Loser
Peter Loser Alfred Lüönd Dr. Cölestin Merkt
Hermann Merz Josef Nideröst Alois Portmann
Josef Rickenbach Wilhelm Schmidlin Josef Schuler-Annen
Werner Schürpf Alfred Schwab Robert Schwab
Irma Schweizer Ernst Steiner Carls Steiner
Josef Stocker Karl Weber Ernst Walter
Walter Willi Adolf Zangger Karl Zwyssig
* Ehrenpräsident

Stiftung

Am 29. November 1993 wurde die Stiftung Natur- und Tierpark Goldau gegründet. Sie untersteht der Aufsicht des Eidgenössischen Departements des Innern. Der Stiftungsrat ist identisch mit der Verwaltungskommission. Durch die Stiftung erhofft man sich besseren Zugang zu Legaten, Erbschaften und anderen Vergabungen. Mittelfristig sollen die parkeigenen Liegenschaften und andere Vermögenswerte in die Stiftung eingebracht werden.

Auszug aus der Stiftungsurkunde: «Die Stiftung bezweckt einerseits die Erhaltung der in ihrer Art einmaligen Bergsturzlandschaft einschliesslich ihrer Fauna, auf welcher der Natur- und Tierpark Goldau errichtet ist, anderseits die Sicherung der Existenz des Natur- und Tierparks Goldau, die ideelle und finanzielle Förderung seiner Einrichtungen sowie die Unterstützung von Ausbau- und Forschungsprojekten, letztere auch auf nationaler Basis.»

Fördervereine

Natur- und Tierparkverein Goldau

Der Natur- und Tierparkverein wurde 1925 gegründet. Der Vereinsvorstand (Verwaltungskommission) ist für den Parkbetrieb verantwortlich. Mit über 7’500 Tierparkfreunden zählt der Verein heute mehr Mitglieder denn je.

Freunde des Natur- und Tierparks Goldau am Rigi

August von Wartburg
ist sei 1993 Freunde-Präsident

Am 15. Mai 1990 wurde auf Initiative von Anton Portmann, Luzern, der «Club Freunde des Natur- und Tierparks Goldau am Rigi» gegründet.

Er zählt heute etwas über 100 Mitglieder, die jährlich je Fr. 1’000.– bezahlen. Mit diesen Beiträgen sowie dem Erlös aus mehreren Sonderaktionen (z. B. Bartgeier-Medaille von Hans Erni) sind dem Tierpark inzwischen rund eine Million Franken zugeflossen.

Präsidenten der Freunde des Natur- und Tierparks Goldau am Rigi seit 1990

Anton Portmann 1990-1990
Louis Hafner 1991-1992
Dr. August von Wartburg 1993-

Bärenclub (Frondienst)

Karl Aschwanden war der wohl aktivste Frondienstler seiner Zeit.

Der Bärenclub (früher sagte man Frondienstler) ist älter als der Trägerverein. Es handelt sich dabei aber nicht um einen Verein mit Statuten und regelmässigen Versammlungen. Der Bärenclub ist eine zusammengewürfelte, sich ständig erneuernde Gruppe von freiwilligen, unbezahlten Idealisten. Diese Bewegung ist seit mehr als 75 Jahren aktiv. Sie leistet heute sogar mehr Arbeitsstunden als damals, in der «guten alten Zeit».

Neben der ehrenamtlich tätigen Vereinsleitung waren es seit jeher vorwiegend Handwerker, die sich in ihrer Freizeit für den Tierpark einsetzten. Ohne Frondienst gäbe es in Goldau keinen Tierpark.

In den Anfangsjahren leisteten mehrere Dutzend Tierparkfreunde jeweils jährlich über 3’000 Arbeitsstunden. Ab den 30er Jahren reduzierten sich die Aktivitäten und während dem Krieg verfiel der Frondienst (Ausnahme Militäreinsätze) in einen Tiefschlaf, der bis in die frühen 70er Jahre dauerte.

Die anfänglich recht breit gestreute Bewegung reduzierte sich auf wenige, jedoch um so «angefressenere» Tierpärkler. Viele von ihnen waren – wie zum Beispiel Hermann Borner, Robert Schwab, Hermann Frey und Wilhelm Schmidlin – gleichzeitig im Vereinsvorstand tätig. Besondere Erwähnung verdienen Adolf Zangger und der wohl aktivste Frondienstler aller Zeiten, Karl Aschwanden. Frondienst wurde zur vereinsinternen Angelegenheit.

Dies änderte sich mit Alfred Speck. Ihm gelang es, eine Gruppe aufzubauen, die sich «Deppäli und Schnerz» nannte und unter der Leitung von Karl Zwissig den Frondienst zu neuer Blüte brachte.

In den 80er Jahren entwickelte sich der Frondienst zu einer weit über die Gemeinde Arth hinaus reichenden Idee. Neben «Einzeltätern» sind es heute vorwiegend Vereine, Serviceclubs, Jugendorganisationen, Lehrlingslager, Militär, Zivilschutz, Schulen usw., die sich unentgeltlich für den Tierpark einsetzen. 1998 wurden mehr als 8’000 Gratis-Arbeitsstunden geleistet. Im Jahr 2000 werden – als Folge von Orkan «Lothar» – die unbezahlten Einsätze die 20’000-Stunden-Marke deutlich übertreffen.

Eine besondere Kategorie bildeten in den späten 90er Jahren die «Laubfrösche». Im Rahmen dieses Arbeitslosenbeschäftigungsprogramms wurden während gut drei Jahren über 50’000 Arbeitsstunden geleistet, die der Tierpark nicht bezahlen musste.

Robert Schwab (l.) und Rudolf Zangger setzten sich während vielen Jahrzehnten für den Tierpark ein.


Jakob Grob war zwölf Jahre lang Bauchef. Unter seiner Leitung wurden unter anderem der Blauweiherrundgang, der Parkplatz Bischofshusen und das Insel-Restaurant verwirklicht.


Hinten von Links nach Rechts: Alois Christen, Karl Zwyssig, Alois Portmann, Rudolf Gwerder, Armando Gayo
Vorne von Links nach Rechts: Franz Lüönd, Alfred Lüönd, Ernst Walter, Werner Schürpf

Finanzen

Anfangsphase

Die Bank in Zug gewährte 1925 einen Kredit von Fr. 11’000.– und die Baufirma Saredi in Küssnacht stundete die Rechnung für einen ebenso hohen Betrag während mehreren Jahren gegen einen Zins von 5%. Zehn Goldauer hafteten mit je Fr. 500.– für die Bankschuld und der Verkauf von Anteilscheinen brachte Fr. 4’600.– ein. 1937 wurde die Bank in Zug von der SKA übernommen und damit auch die Restschuld von Fr. 2’500.–. Dies gegen Solidarbürgschaft der Herren Anton Büeler, Josef Bugmann, Martin Kaelin und Josef Schuler-Annen.

Im ersten Geschäftsjahr resultierten Einnahmen von Fr. 7’792.95. Nach zwei Jahren hatten sich diese auf einem Niveau eingependelt, das sich bis nach dem Krieg kaum änderte.

1939 war das schlechteste Jahr in der Geschichte des Parks. Man sprach von Liquidation und verkaufte Tiere, um die Futterkosten zu senken. Erstaunlicherweise erholte sich der Park bereits im folgenden Jahr, und es gelang bis zum Kriegsende alle Schulden, bis auf Fr. 3’690.– an Anteilscheinen, zurück zu zahlen. Ab 1932 wurden in mehr oder weniger regelmässigen Abständen Anteilscheine ausgelost und zurückbezahlt. 1974 waren es noch 291 zu je Fr. 10.–, dann verliert sich die Spur.

Am Anfang mussten Anlage und Tiere in der Bilanz aktiviert werden. Dies ist nun nicht mehr der Fall. Alle Tiere, Bauten und Liegenschaften sind vollständig abgeschrieben.

Besucherzahlen

Genaue Daten aus den Anfangsjahren fehlen. Während den ersten 15 Jahren dürften es jeweils etwa 15’000 pro Jahr gewesen sein. 1939 (Kriegsbeginn) waren es weniger als 10’000, wobei man den Grund weniger in der Krise, als bei der Landesausstellung vermutete. Nach dem Krieg stieg die Besucherzahl kontinuierlich und überstieg 1960 erstmals die 50’000-Marke. Für die Verdoppelung auf 100’000 Besucher benötigte man weitere 13 Jahre.

Die Eröffnung der Bärenanlage (1975), des Restaurants (1987) und des Kinderspielplatzes brachten nachhaltige Steigerungen von jeweils rund 25%.

Anfänglich wurden die Besucher mit Jahresabos (Mitglieder des Tierparkvereins) nicht gezählt, denn man fürchtete sich vor möglichen Forderungen des Steuervogts. Kinder unter sechs Jahren, das sind über 20% der Besucher, wurden erst ab 1994 erfasst.

Der Tierpark ist ein Klassiker für Schulreisen. Der bisherige Rekord sind 97 Klassen am selben Tag! (1991)

Mitgliederbeitrag (Einzelmitglieder) in Fr.

1925 5.00
1956 10.00
1967 15.00
1972 20.00
1974 30.00
1978 40.00
1988 50.00
1992 65.00

Mitgliederbestand

1924 40
1928 455
1942 253
1956 411
1961 549
1968 998
1978 1’347
1980 3’074
1985 3’891
1987 4’924
1993 5’938
1995 7’196
1997 6’667
1999 7’567

Eintrittspreise

Bis Mitte der 70er Jahre getraute man sich kaum, die Eintrittspreise zu erhöhen. Dabei hatten diese nie einen echten Einfluss auf die Besucherzahlen. Im Gegenteil, 1995 wurde, trotz einem Preisaufschlag von 25%, ein absolutes Rekordjahr.

Der Preis für Futterpäckli wurde seit mehr als 25 Jahren nicht mehr erhöht. Er beträgt seit 1973 Fr. 1.-. Der Grund dafür liegt in einer, den Finanzen übergeordneten Zielsetzung: Die Besucher sollen die Tiere «be-greifen» und mit sämtlichen Sinnen wahrnehmen können.

Eintrittspreise in Fr.

  Erwachsene Kinder Kollektiv
1927 0.50 0.15 0.30
1963 1.20 0.60 0.80
1965 1.50 0.60 1.00
1974 3.00 1.50 2.50
1978 4.00 1.50 3.00
1983 5.00 1.50 4.00
1989 6.00 3.00 4.50
1992 8.00 4.00 6.00
1995 10.00 5.00 8.00
1999 12.00 6.00 10.00
2019 20.00

Aktuelle Eintrittspreise

Mitgliederbewegung

Viele Mitglieder bringen Vorteile, denn die Beiträge ergeben in den besucherschwachen Wintermonaten kalkulierbare Einnahmen und ein grosser Verein hat höheres politisches Gewicht.

1928 wurde mit 455 Mitgliedern ein vorläufiger Höhepunkt erreicht. Diese Marke blieb 30 Jahre lang bestehen. 1978 zählte der Verein 1’347 und heute – dies ist ein Rekord – 7’567 Mitglieder.

Die Mitgliederbeiträge wurden immer tief gehalten. Sie sind auch heute, mit Fr. 65.- für Einzelpersonen, Fr. 80.- für eine ganze Familie und Fr. 160.- als übertragbares Abo sehr preisgünstig.

Während einigen Jahren gab der Tierpark neben der Vereinsmitgliedschaft auch reine Jahresabos ab. Diese Variante wurde jedoch 1986 aus administrativen Gründen aufgegeben.

Steuern

Verschiedene (regelmässige) Gesuche in den 30er Jahren um Steuererlass blieben erfolglos. Somit musste der Tierpark, als gemeinnützige Organisation, Steuern bezahlen. Es handelte sich zwar «nur» um Beträge von wenigen 100 Franken, was bei Einnahmen von rund Fr. 15’000.- pro Jahr dem Kassier trotzdem Sorgen bereitete.

Später zeigte sich der Fiskus etwas einsichtiger und schaffte die Billettsteuer ab. Erst 1990 wurde dem Park vom Kanton Schwyz Gemeinnützigkeit attestiert und Steuerbefreiung gewährt. Davon ist aber die Mehrwertsteuer fürs Restaurant ausgenommen.

Subventionen

Louis Hafner war 19 Jahre lang Finanzchef und
machte sich als Liquidator der Liquiditätsengpässe einen Namen.

Der Tierpark Goldau ist, trotz seiner Gemeinnützigkeit, vom Staat funktionell und finanziell unabhängig geblieben. Während den ersten 27 Jahren gab es keine Subventionen. Im Gegenteil, in den 30er Jahren ersuchte die Gemeinde Arth den Park sogar um einen Beitrag an die Winterhilfe. Ab 1952 wurden kulturell tätige Vereine unterstützt und der Tierpark erhielt einen jährlichen Beitrag von Fr. 1’000.-. Dieser erhöhte sich bis 1978 auf insgesamt Fr. 3’500.- von Gemeinde, Bezirk und Kanton – weniger als 1% der damaligen jährlichen Kosten. Als es der Gemeinde 1983 schlecht ging, verzichtete der Park auf jegliche Unterstützung durch die öffentliche Hand.

Dazu ist zu bemerken, dass die Gemeinde das Wasser bis 1941 gratis lieferte und bis 1991 für Wasser und Strom vergünstigte Vereinstarife galten. Ebenso wurde 1990 anlässlich einer Gemeindeversammlung auf die Rückerstattung von Fr. 60’000.-, die beim Tauschhandel Bischofshusen/GB-Häuser hätten geltend gemacht werden können, verzichtet.

Positiv zu erwähnen ist die Hilfe, die dem Park 1980 anlässlich des Tollwutfalls zukam. Die politischen Institutionen der Kantone Schwyz und Zug leisteten einmalige Beiträge von je rund einer viertel Million Franken, und der Regionale Entwicklungsverband (REV) gewährte ein zinsgünstiges Darlehen von Fr. 260’000.-. 1990 schenkte der Kanton Zug dem Tierpark aus seinen Überschüssen weitere Fr. 100’000.-. Als Gegenleistung geniessen Schulklassen aus den Kantonen Schwyz und Zug freien Eintritt in den Park.

Der Tierpark ist stolz darauf, dass er es selber geschafft habt. Allerdings ist es auch gut zu wissen, dass die öffentliche Hand zum Tierpark steht, wenn es nötig ist.

Glücksspiele

In den Anfangsjahren standen die Finanzen auf wackligen Beinen. Man suchte nach zusätzlichen Einnahmequellen und fand sie in der Form von Glücksspielen.

Nach mehrjährigem Kampf mit den Instanzen wurden 1928 22 Automaten des Typs «Bajazzo» platziert. Der Erfolg war sensationell: Der Reingewinn überstieg die Einnahmen an der Eingangskasse bei weitem! Leider versiegte diese Quelle schon bald, denn Glücksspielautomaten wurden 1930 verboten.

Man entschied sich eine Tierpark-Lotterie durchzuführen, und 1933 erteilte der Regierungsrat die Bewilligung, 40’000 Lose in Umlauf zu bringen. Der Absatz lief schlecht und die Lotterie schloss mit einem Verlust von mehr als Fr. 5’000.- ab. Glücklicherweise konnten die Rechte für Fr. 15’000.- an die gesamtschweizerisch tätige Mythen-Lotterie verkauft werden, sodass trotzdem ein Gewinn von rund Fr. 9’000.- «erwirtschaftet» wurde.

Der Tierpark beteiligte sich an der neuen Lotterie. Man hoffte, bei 500’000 Losen, auf einen Gewinn von gegen Fr. 100’000.-. Dies trat leider nicht ein. Nach Streitereien mit den Partnern in Zürich und einem gewonnenen Prozess wurde der Fall 1941 abgeschlossen.

Nach langem hin und her wurden Ende der 30er Jahre Geschicklichkeitsautomaten des Typs «Clown» bewilligt. Der Erfolg war zwar nicht ganz so gut wie mit den «Bajazzos», aber immerhin erfreulich.

Auszug aus dem Protokoll der Verwaltungskommission vom 4. 6. 1943: «Die Automaten werfen einen ganz ordentlichen Betrag ab. Derzeitiger Finanzzustand gut, Fr. 1000.- aktiv und die Hauptschulden bezahlt. Es ist zu erwähnen, dass die Automaten den NTPV über Wasser halten.»

Nach dem Krieg gingen die Einnahmen zurück, die wichtigsten Kunden (Soldaten) fehlten. Der letzte «Clown» wurde 1975 aus dem Verkehr gezogen.

Feste im und um den Tierpark

Am Anfang reichten die Einnahmen aus Eintritten, Spenden, Glücksspielen und Mitgliederbeiträgen nicht aus, um die laufenden Kosten zu decken und die Amortisation der Investitionen vorzunehmen, geschweige denn um Reserven für den Ausbau zu schaffen. Also suchte man nach zusätzlichen Quellen. Eine davon waren Tierpark-Volksfeste.

Das erste Tierparkfest brachte 1927 einen Gewinn von über Fr. 1’800.–, mehr als 10% der Einnahmen an der Kasse. 1934 wurde die «Festerei» dem Musikverein übergeben. Der Park führte 1935 noch ein Preiskegeln und «Hirschschiessen» durch, dann herrschte Stille.

1975 wurde anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums ein Mini-Dorffest durchgeführt. Das nächste Fest, unter Mitwirkung der Dorfvereine, fand 1983 zur Einweihung des Blauweiher-Rundganges statt. Der grösste, je vom Tierpark organisierte Anlass dieser Art war 1993 das «Gemeindefest», das auf dem Areal Grosswiyer unter Mitwirkung von vielen Vereinen aus der ganzen Gemeinde stattfand.

Wertschöpfung

Einige Goldauer Geschäftsleute (insbesondere Anton Annen, Anton Büeler und Josef Bugmann) erkannten das kommerzielle Potenzial des Tierparks schon lange vor dessen Gründung. Sie waren überzeugt, dass man gleichzeitig mit der Verwirklichung von natur- und tierschützerischen Idealen eine Freizeitanlage realisieren konnte, die der Wirtschaft neue Impulse verleiht. Die Rechnung ging auf. Leider gab und gibt es immer wieder Trittbrettfahrer, die nur profitierten, selber jedoch nichts zum Wohl des Parks beitragen.

Auszug aus dem GV-Bericht in der Rigi-Post vom 15. 12. 1940: «Zu seiner 15. Jahresversammlung tagte der Natur- und Tierpark- Verein Goldau am letzten Samstag im Hotel Steiner. Der schwache Besuch hat leider trotz eindringlicher Mahnung in der Presse und auf dem Einladungszirkular ‹weitere Fortschritte› gemacht und es ist geradezu penibel, dass auch von Seite der Parklieferanten den internen Angelegenheiten des Unternehmens nicht mehr Interesse entgegengebracht wird, von den vielen Gewerbetreibenden und Wirten, die an unserem Parke ein direktes Interesse haben, gar nicht zu reden. Es zeugt dies nicht von vielem Dank gegenüber der Parkkommission, für die es manchmal keine leichte Sache ist, das Unternehmen durch die gedrückten Zeiten zu leiten und die dem Wahrzeichen Goldaus alle Aufmerksamkeit zuwendet. Wir verleihen den Hoffnungsworten des Präsidenten. Hrn. J. Bugmann, anlässlich der letzten Versammlung Vertrauen, dass es vielleicht doch endlich besser werde und dass wenigsten die Gewerbetreibenden von Goldau verstehen lernen werden, was das Parkunternehmen für sie ist.»

Heute erarbeitet der Tierpark Einnahmen von rund fünf Millionen Franken pro Jahr. Dieses Geld wird in Form von Löhnen und Aufträgen ausgegeben und befruchtet die regionale Wirtschaft, was zusätzlich eine erhebliche indirekte Wertschöpfung auslöst. Ein Teil der jährlich fast 400’000 Besucher frequentiert die umliegenden Restaurants und tätigt in den Goldauer Geschäftsbetrieben Einkäufe. Gegen 150’000 Besucher benutzen öffentliche Verkehrsmittel. Sie geben für die Reise mehr Geld aus als für den Besuch des Tierparks selber. Seit 20 Jahren investiert der Park jährlich rund eine Million Franken im Bauwesen, und eine ähnlich hohe Summe wird für den Kauf von Lebensmitteln, Materialien und Dienstleistungen ausgegeben.

Für die Wirtschaftsförderung (zum Beispiel Ansiedlung von neuen Firmen) spielt ein attraktives Freizeitangebot eine wichtige Rolle. Auch hier leistet der Tierpark einen nicht zu unterschätzenden Beitrag. Er erbringt heute eine Wertschöpfung, die bei weit über zehn Millionen Franken liegt und sichert damit Arbeitsplätze, die nicht nur innerhalb des Parks angesiedelt sind.

Marketing

Von Anfang an versuchten die Tierparkverantwortlichen, das Produkt Tierpark mit vielseitiger und breit gestreuter Werbung in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Wichtigstes Kommunikationsmittel waren immer die Printmedien, in denen regelmässig Einsendungen und Reportagen, unterstützt durch Inserate, veröffentlicht wurden. Zielpublikum war von Anfang an die ganze Schweiz. Adolf Schindelholz – damals der mit Abstand beste Verkäufer des Tierparks – hielt von 1928 bis 1936 in der ganzen Schweiz (auch im Radio) vielbeachtete Vorträge. Diese Tradition wurde von Josef Nideröst (1953 bis 1971) weitergeführt.

Ab Mitte der 70er Jahre berichtet auch das Fernsehen ab und zu über die Geschehnisse im Park. Der erste professionell betreute Medien-Apéro fand allerdings erst 1991 statt. Heute werden über 400 Medien regelmässig mit Neuigkeiten aus dem Park bedient.

Bereits 1926 gab es Ansichtskarten und ein erstes, von Oberlehrer Adolf Bürgi gezeichnetes Plakat. Plakate werden heute gezielt platziert, z. B. über die Allgemeine Plakatgesellschaft (APG), die jährlich mehrere Hundert davon gratis anbringt. Zu erwähnen ist auch der gegenseitige Gratisaushang bei befreundeten Unternehmen.

Der Druck des ersten Prospektes ist ebenfalls Ende der 20er Jahre anzusiedeln, Einzelheiten sind jedoch nicht bekannt. Daneben gab es immer wieder Partnerschaften mit touristischen Organisationen, und seit Mitte der 90er Jahre existiert ein gemeinsamer Prospekt der wissenschaftlich geleiteten Zoos der Schweiz Basel, Bern. Goldau, Langenberg und Zürich.

Mit den Details nahm man es nicht immer sehr genau. So wurde im ersten Tierparkprospekt die Parkfläche mit 400’000 m2 angegeben. In Tat und Wahrheit waren es jedoch «nur» 170’000 m2. Man könnte natürlich sagen, dass damals echte Visionäre am Werk waren, denn heute beträgt die dem Tierpark zur Verfügung stehende Fläche tatsächlich 400’000 m2.

Immer wieder wurden Werbereisen im Bodenseegebiet, im Süddeutschen Raum und natürlich in der Zentralschweiz durchgeführt. Man versorgte Hotels, Verkehrsbüros usw. mit Werbematerial und offerierte als Gegenleistung vergünstigten Eintritt für die Kurgäste.

Auch an Messen wurde und wird für die Sache des Tierparks geworben. 1982 wurde eine Tonbildschau geschaffen, mit der man an Ausstellungen und in Einkaufszentren bis weit über Zürich hinaus auftrat. Zusammen mit touristischen Partnern der Region besuchte man Ferienmessen, unter anderem in Stuttgart, Mailand usw. Mit dem 1997 von Zoo Schweiz geschaffenen Messestand wurden unter anderem die FESPO, BEA, LUGA, Mustermesse und die Zuger Messe besucht.

Die Zusammenarbeit mit den SBB war bisher von eher fragwürdiger Qualität.

Auszug aus dem GV-Bericht in der Rigi-Post vom 27. 3. 1942: «Missbilligt wurde auch die Entfernung der schönen Reklamewand am Eilgutgebäude, eine wirkungsvolle Arbeit unseres einheimischen Künstlers Hrn. André Schindler, Schwyz. Es ist dies umso bedauernswerter, als diese Ortsreklame, die zweifellos den Bundesbahnen viele hundert Franken im Jahr eintrug, einer ausländischen Lichtreklame weichen musste. Aus diesen und anderen Beispielen konnte man feststellen, dass die Behörden der Bundesbahn dem gemeinnützigen Parkunternehmen gegenüber manchmal rücksichtslos vorgeht. Man erwartet von dieser Seite künftig unbedingt mehr Einsicht, sollen nicht in unserer Gegend die letzten Interessen des Schweiz. Naturschutzbundes begraben werden.»

Wesentlich bessere Noten verdienen die Südostbahn (SOB), die Rigi-Bahnen und die Zugersee Schifffahrt.

1945 wurde ein Poststempel «Goldau, die Rigi und sein Tierpark» geschaffen und anlässlich der Gedenkfeier 150 Jahre Bergsturz erneuert. Dieser Stempel wird von der Post in Goldau auch heute noch verwendet.

Anfangs der 30er Jahre wurden Bilder von Kunstmaler Schindler als Werbung in der Rigi-Bahn-Talstation und beim Eilgutgebäude im Bahnhof angebracht.

Mit mindestens zwei Partnern (Hotel Gotthard 1931 und Restaurant Bauernhof in den 80er Jahren) wurde «Zündhölzlischachtelwerbung» betrieben.

1983 erschien erstmals die Hauszeitung «Bambi». Anfänglich zwei Mal pro Jahr, später vier Mal. Die Auflage beträgt derzeit 20’000 Exemplare. Der Jahresbericht wird, ebenfalls aus Kostengründen, seit 1991 auch in diesem Format publiziert.

Ein wichtiger Schritt wurde Mitte der 90er Jahre mit der Werbegemeinschaft Zoo Schweiz getan, die auf Initiative des Goldauer Tierparks hin zustande kam. Der koordinierte Auftritt der wissenschaftlich geleiteten Zoos der Schweiz Basel, Bern, Goldau, Langenberg und Zürich erlaubt es, die Ziele der modernen Zoos (Welt-Zoo-Naturschutzstrategie) wirkungsvoll zu kommunizieren. Massnahmen sind gemeinsame Mailings, Prospekte und der sehr intensiv eingesetzte Messestand. Besonders hervorzuheben ist der Schweizerische Zookalender (Auflage 40’000 Stück), bei dem der Tierpark Goldau seit 1992 mitmacht.

Recht erfolgreich ist auch die Zusammenarbeit mit «zoofremden» Organisationen. Mehrere Unternehmen (Grossverteiler, Banken usw.) ermöglichen ihren Kunden und Mitarbeitern vergünstigten Eintritt in den Park und bezahlen die Differenz zum Standardpreis. Bei anderen Unternehmen können die Mitarbeiter das Jahresabo zum halben Preis beziehen, die Differenz bezahlt die Firma.

Mailings wurden erstmals beim Übergang von den 70er zu den 80er Jahren (Tollwut) intensiv eingesetzt. Es gelang dadurch, verbunden mit einer Medienkampagne, die Mitgliederzahl zu verdreifachen. Die Computertechnik eröffnete dann vollkommen neue Varianten. Plötzlich war es möglich, Datenbanken effizient zu bewirtschaften, mit einem professionellen Mailingsystem zu verbinden und Tausende Zahlungen in Minutenschnelle abzubuchen. Heute verfügt der Tierpark über 50’000 Adressen.

Seit 1999 kann man den Tierpark auch im Internet («www.tierpark.ch») besuchen und via E-Mail («info@tierpark.ch») erreichen.

Das Erscheinungsbild einer Firma sollte regelmässig dem Zeitgeist angepasst, jedoch in seinen Grundzügen nicht verändert werden. Diesem Prinzip wurde auch im Tierpark nachgelebt. Aus den «springenden Rehen» entwickelte sich, ursprünglich gestaltet vom Arther Josef Ottiger, das noch heute gültige Signet mit Bär, Hirsch und Vogel.

Tourismus

Bereits 1931 befasste man sich in Goldau mit der Gründung eines Verkehrsvereins. Hotels und Restaurants zeigten wenig Interesse und es dauerte bis 1988, bis aus dem Einwohnerverein der Verkehrs- und Einwohnerverein Goldau, mit entsprechend angepasster Zielsetzung, entstand.

Immerhin gab es eine Zusammenarbeit mit auswärtigen Verkehrsvereinen. So zum Beispiel mit Gersau, wo 1937 eine Eintrittsermässigung gegen Vorweisen der Kurkarte vereinbart wurde oder 1964, als man sich am Prospekt von Steinerberg beteiligte.

Die bisherige Zusammenarbeit mit Touristikern war im grossen Ganzen enttäuschend.

Man misst den touristischen Erfolg immer noch an der Belegung der Hotelbetten. Der Tagestourismus, der eine sehr hohe Wertschöpfung erbringt, wird in den Statistiken kaum erwähnt.

Dies soll sich mit der neu gegründeten «Tourschwyz.ch AG» ändern, bei der Tierpark-Direktor Dr. Felix Weber Verwaltungsrat ist.

Mitarbeiter

Personalpolitik

Frau Schindelholz betruete in ihrem Kassenhäusschen nicht nur zahlende Gäste.

Mitarbeiter waren anfänglich «Knechte». Am schlechtesten behandelt wurden die Frauen, die in den ersten Jahrzehnten praktisch keine Rechte (wer spricht schon von Lohn) aber sehr viele Aufgaben und Pflichten hatten. So musste Frau Schindelholz 1930 den Präsidenten um Geld bitten, da sie keine Mittel hatte, um Kleider und Schuhe für ihren Mann und sich selber zu kaufen.

Frauen sind heute anerkannte Mitarbeiterinnen und verdienen Löhne, die mindestens so gut oder besser als das lokale Niveau sind.

1964 wurde eine Personal-, Fürsorge- und Altersrenteversicherung abgeschlossen und in den späten 70er Jahren auf ein Niveau gehoben, das besser war als die später vom Staat verordnete (teurere) zweite Säule. Seit 1989 haben alle Mitarbeiter vier Wochen Ferien, wer älter ist als 50 Jahre sogar fünf.

Während Jahrzehnten waren das Wärterehepaar sowie eine Aushilfe (nach dem Zweiten Weltkrieg zwei bis drei) die einzigen bezahlten Mitarbeiter. Dies bedeutet allerdings, dass sehr viele Arbeiten gratis von Frondienstlern erledigt wurden. Als man begann, den Park nach kommerziellen Prinzipien zu führen, stieg die Zahl der Mitarbeiter kontinuierlich. Heute sind es 25 Vollpensen und 55 Teilzeitangestellte, was im Jahresschnitt 40 Vollpensen ergibt. Gemessen an vergleichbaren Unternehmen kommt der Tierpark auch heute noch mit einem sehr kleinen Mitarbeiterstab aus.

Rita Gehrig (r.) war 23 Jahre lang Chefkassierin. Ihre Nachfolge ist Lisbeth Schumann.

Administration und Personalwesen liegen in den Händen von Maria Betschart.

Cheftierpfleger

Ernst Andermatt ist seit 1986 als
Tierpark-Inspektor für die Geschehnisse im Park zuständig.

Ohne die für den täglichen Betrieb verantwortlichen Mitarbeiter passiert nichts. Sie haben, zumindest in ihrem Fachgebiet, mehr Einfluss auf die Geschehnisse im Park als die Verwaltungskommission oder die Generalversammlung. Dies trifft ganz besonders für den Cheftierpfleger zu.

Die Bedeutung dieser Position wurde von der Verwaltungskommission während Jahrzehnten verkannt. Daraus entstand ein für Nonprofit-Organisationen typischer Konflikt: Der Verwaltungskommission fehlte die Sachkenntnis, um diese wichtigen Stellen zu definieren und somit die richtigen Personen zu engagieren. Zusätzlich fehlte die Zeit, um die Mitarbeiter zu führen.

Anfänglich versuchte man es aus Kostengründen mit «Knechten». Als das nicht funktionierte, wurden Tierfachleute eingestellt. In jedem Falle wurden die Wärter (heute Tierpfleger) aber als «Unterhunde» betrachtet, die den Mitgliedern der Verwaltungskommission das Wasser nicht reichen konnten.

Es begann mit Karl Bucher und dem pensionierten Polizisten Josef Wild (Lohn Fr. 50.– pro Monat), die im Teilpensum eingestellt wurden. Sie waren (wie die Verwaltungskommission) von der noch nicht annähernd bekannten Problematik der Führung eines Tierparks klar überfordert.

Mit Adolf Schindelholz wurde 1928 ein auch in wissenschaftlichen Kreisen anerkannter Profi eingestellt. Er war, mit Ausnahme von Hermann Borner und Josef Bugmann, sowohl in Tier-, Bau- und Marketingfragen den VK-Mitgliedern klar überlegen. Er hielt Vorträge in der ganzen Schweiz und im Radio. Dies führte zu Aufruhr bei einigen Frondienstlern und auch einem Teil der Verwaltungskommission. Anstatt Schindelholzens Talente gezielt für den Park einzusetzen, versuchte man dessen Leistungen herabzusetzen oder sogar als kontraproduktiv darzustellen. Schindelholz verliess den Park nach neun Jahren und stellte seine Fähigkeiten dem neu gegründeten Tierpark Dählhölzli in Bern zur Verfügung.

Danach suchte man nach «kontrollierbaren» Mitarbeitern und fand im Ehepaar Mächler eine Lösung, die sich aber schon nach wenigen Monaten als untauglich erwies.

Damit war der Weg frei für Hugo Meyer, ein solider Handwerker, der den Park während rund 15 Jahren prägte. Er arbeitete sieben Tage pro Woche. Ferien waren im ersten Arbeitsvertrag nicht vorgesehen. Nach acht Dienstjahren (1945) gestattete man ihm 40 Rasttage sowie sechs Tage bezahlte Ferien. Nach 15 (!) Jahren fand der Vorstand heraus, dass man mit seinen Leistungen nicht zufrieden war. Meyer kündigte.

1951 begann die Ära Huber. Robert als Chefwärter und seine Frau Ella als Kassierin prägten den Tierpark während zwei Dutzend Jahren wie sonst niemand zuvor. Leider hatte der Vereinsvorstand nichts dazu gelernt, der Führungsstil blieb chaotisch. Sämtliche Kompetenzen waren dem Vorstand vorbehalten. Wenn Fehler passierten, war das Wärterpaar schuld. Nach fast 20-jähriger Tätigkeit wurde Robert Huber zurückgestuft. Er war zu alt, um sich etwas Neues aufzubauen, schluckte die bittere Pille und ging Ende 1974, zusammen mit seiner Frau, in Pension. Nicht freiwillig, was in der Bevölkerung zum Teil heftige Reaktionen auslöste. Insgesamt ein eher trauriges Kapitel in der Tierpark-Geschichte.

Alfred Speck wurde 1970 Cheftierpfleger, musste diese Position jedoch aus gesundheitlichen Gründen nach acht Jahren aufgeben.

Heinrich Schön sprang als Mitarbeiter des damaligen Tierchefs Max Ziegler in die Lücke und bekleidete diese Position, weit länger als ursprünglich vorgesehen, während rund zehn Jahren.

Seit 1986 ist Ernst Andermatt als Tierpark-Inspektor für die Geschehnisse im Park verantwortlich.

Mit Fredy Schurtenberger wurde erstmals ein Baufachmann ins Kader aufgenommen. Werke aus seiner Feder sind z.B. der Diana-Kiosk, das Steinbockgehege und die Unterwasserstation.

Chefkassierinnen

Auf einen Durchschnitt von über zwölf Jahre brachten es die Damen an der Eingangskasse. Mit 24 Jahren ist Ella Huber Rekordhalterin. Knapp dahinter, aber immer noch aktiv, liegt Rita Gehrig. Sie übernahm 1977 als erste «Single» diesen Job, den sie inzwischen an Elisabeth Schumann weitergegeben hat.

Frauenpower

Inzwischen sind die Frauen voll integriert. So sind die Eingangskasse und der Souvenirladen (aufgebaut von Tina Weber) voll in weiblichen Händen. Auch in der Restauration und bei den Tierpark-Rangern spielen Frauen eine tragende Rolle.

Tierhaltung

Wissenschaftliche Leitung

Regelmässiger Erfahrungsaustausch mit Berufskollegen ist für den Erfolg eines Unternehmens wichtig. Dies war den Tierparkverantwortlichen schon vor der Gründung des Parkes bekannt. Man suchte Rat bei Fachleuten, z. B. bei Biologieprofessor Pater Dr. Damian Buck vom Kloster Einsiedeln, der am 14. Dezember 1922 eine Machbarkeitsstudie über einen Wildpark im Goldauer Schuttgelände erstellte.

Die wissenschaftliche Kompetenz beschränkte sich jahrzehntelang auf Berater. Als erster Tierchef mit wissenschaftlicher Ausbildung wurde 1978 Dr. Felix Weber in die Verwaltungskommission gewählt. Mit seiner Wahl zum Direktor setzte man neue Ziele. Man wollte weg vom Wildpark-Image und zu den rund 300 wissenschaftlich geleiteten Zoos der Welt gehören. Dies gelang in recht kurzer Zeit.

Arterhaltung ist ein wichtiger Bestandteil der Mitte der 90er Jahre definierten Welt-Zoo-Naturschutzstrategie. Der Tierpark hat allerdings schon lange vor der Aufnahme in die Gruppe der wissenschaftlich geleiteten Zoos bei Arterhaltungs- und Auswilderungsprogrammen mitgemacht, z. B. bei Uhu, Wildkatze, Waldrapp, Poitou Esel und Steinbock. Besonders stolz ist der Tierpark auf das Bartgeierprogramm, in dem die 1997 eröffnete Zuchtstation eine wichtige Rolle spielt.

Auch die übrigen Mitarbeiter, insbesondere auf Kaderebene, pflegen regen Kontakt mit ihren Kollegen in anderen Zoos im In- und Ausland. Die Verwaltungskommission als oberste Entscheidungsinstanz besucht regelmässig andere Zoos, um sich über den neuesten Stand der Dinge zu informieren.

Tiere und Gehege

Im November 1925 wurden, als erste Bewohner der neuen Anlage, vier Hirsche aus dem Stadtpark Lugano eingesetzt. Zwei Jahre später konnte man Mufflons, Steinböcke, Rot- und Sikahirsche, Rehe, Zwergziegen, Nutrias und verschiedene, nicht näher definierte Vögel bewundern.

Beim Eintritt von Wärter Hugo Meier wurde ein Tierinventar erstellt, das im VK-Protokoll vom 15. 10. 1937 festgehalten ist: «3 Waschbären, 7 Affen, 1 Goldfasan, 10 Tauben, 1.3 Edelhirsche, 4.11 Damhirsche, 3 Jungtiere, 4.10 Sikahirsche, 2 Jungtiere, 2.7 Axishirsche, 3 Jungtiere, 1.2 Gemsen, 1.3 Steinwild, 1.1 weiße Pfauen, 1.2 blaue Pfauen, 4 Jungtiere, 4 Adler, 2 Uhu, 7 Kauze, 3 Schleiereulen, 2 Milane, 2 Schwäne, andere Wassergeflügelsorten unbestimmt.»

Etwas vom schwierigsten war damals die Beschaffung und Haltung von Murmeltieren. Jahrzehntelange Bemühungen, diese putzigen Tiere mit Hilfe von Jagdaufsehern in der freien Wildbahn einzufangen, schlugen meistens fehl. Das Gehege war ebenfalls ungeeignet, denn der Boden wurde, wegen Fluchtgefahr, knapp unter der Erdoberfläche mit Gittern gesichert. Zudem waren die Tiere nur von oben einsehbar, was den «Murmeli», deren grösster Feind der Adler ist, gar nicht behagte. Als dieses Problem anfangs der 80er Jahre korrigiert wurde, fühlten sie sich plötzlich wohl.

Die Haltung einheimischer Schlangen war nie erfolgreich. Nach mehreren Fehlversuchen verzichtete man auf ihre Haltung.

Anfänglich war es auch sehr schwierig, rassenreine Steintiere und Mufflons zu bekommen. Sie waren selten und teuer. Für Furore sorgte ein Steinbock-Ziege-Mischling, der sehr imposant und selbstbewusst die Freilaufzone dominierte. Ein Tier dieser Art kann heute – ausgestopft – im Naturhistorischen Museum in Chur bewundert werden.

In den ersten Jahrzehnten starben viele Tiere an Tuberkulose und Parasiten. Dieses Problem bekam man erst Ende der 70er Jahre, basierend auf der Dissertation des heutigen Direktors Dr. Felix Weber, in den Griff.

Der Park blieb auch von Unfällen nicht verschont. So tötete z. B. 1940 ein Rothirsch einen Axisstier. Hirsche starben, weil eine Gemse diese mit ihren Hörnern verletzte. Mindestens zweimal ertranken Hirsche, weil sie im gefrorenen Weiher einbrachen. Schlimm waren auch mehrere, durch Ölver schmutzung verursachte Verluste von Wasservögeln auf dem Blauweiher.

Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es einen regen Tierhandel, insbesondere mit Steinböcken, Gemsen und Hirschen. Geschäftspartner waren Zoos und Händler aus der Schweiz, Deutschland, Italien, Österreich und Frankreich. Dazu kamen Tierkäufe aus der freien Wildbahn, vorwiegend aus der Schweiz. Der Handel mit Kleintieren (Meerschweinchen, Kanarienvögel usw.) wurde 1979 aufgegeben.

Zur gleichen Zeit wurde auch die Rolle des Parks als «Tierasyl» neu definiert. Dies auf Grund mehrerer Fälle, in denen Leute, die ihre Tiere nicht mehr zu Hause halten konnten oder wollten, diese dem Tierpark «schenkten» und verlangten, dass sie nicht weitergegeben werden durften, damit sie ihre Lieblinge jederzeit besuchen konnten. Seither werden Tiergeschenke nur entgegen genommen, wenn sie in den Park passen und die Besitzer eine Verzichtsurkunde unterzeichnen.

Im Park leben seit jeher viele Tierarten, die eigentlich gar nicht dazu gehören. Darunter viele willkommene Gäste, wie Sing- und Wasservögel, Karpfen, Mäuse, Eidechsen, Eichhörnchen usw., welche die Anlage bereichern. Sie alle dürfen sich am reichlich vorhandenen Futter gütlich tun, und für die Singvögel stehen zusätzlich seit Jahrzehnten mehrere Dutzend Nistkästen bereit.

Leider gibt es aber auch «Räuber» wie Füchse, die immer wieder in den Park eindringen und vor 20 Jahren sogar die Tollwut einschleppten. Sie müssen leider bejagt werden.

Eine besondere Rolle spielten schon in den 20er Jahren die Bären. 1929 wurde aus Bern ein Paar als Geschenk angeboten. Dieses konnte nicht angenommen werden, da ein Zwinger fehlte. 1952 sammelte man anlässlich der GV den stolzen Betrag von Fr. 88.36 für ein Bärengehege. Als sich 1965 der «Zederzoo» in Luzern auflöste, kaufte man den alten Bärenzwinger zum «sofortigen Einsatz» im Tierpark. Er wurde provisorisch im Feuerwehrlokal eingelagert, wo er verrottete.

Konkrete Pläne waren dann 1974 vorhanden. Man benötigte eine Rodungsbewilligung und musste im Areal «Steinersweid» eine Ersatzaufforstung vornehmen. Gleichzeitig startete man eine Finanzbeschaffungsaktion, die Fr. 289’763.40 einbrachte.

1975 war es dann soweit. Der Goldauer Bärengraben kostete Fr. 281’029.40 und wurde im Rahmen des 50-Jahr-Jubiläums eingeweiht. Ein voller Erfolg, denn die Besucherzahlen stiegen sofort und nachhaltig um etwa 25%. Besonders dazu beigetragen haben Walter Grätzer, Josef Hafner, Kurt Kaelin, Alfred Speck, Max Ziegler und die Frondienstgruppe «Deppäli und Schnerz».

1991 kam ein neues Tierschutzgesetz: Die Anlage musste den neuen Normen angepasst werden. Aus dem Bärengraben wurde ein Bärengehege, wo man die Tiere auf gleicher Ebene bewundern kann. Eine beachtliche Verbesserung für Mensch und Tier. Beachtlich waren allerdings auch die Kosten von Fr. 1’039’192.25. Nach weniger als zehn Jahren erwägt man nun, den Bären im Erweiterungsgebiet Grosswiyer einen Lebensraum von weitaus grösserem Ausmasse zu schaffen.

Der Tierschutzgedanke im heutigen Sinn war bis lange nach dem Weltkrieg kaum vorhanden. Die Wiederansiedlung ausgerotteter Arten diente hauptsächlich der Jagd. Erst ab Mitte der 60er Jahre machte der Tierpark Goldau bei Arterhaltungsprogrammen (z. B. Uhu) mit. Bis dahin war der Park eine reine Tierausstellung, so wie es dazumal auch in den meisten anderen Zoos üblich war. Im Organigramm figurierten zwar von Anfang an, zum Teil sehr hochrangige, wissenschaftliche Berater wie die Professoren Bernhard Grzimek und Heini Hediger. Dies allerdings mehr als Galionsfiguren, denn als echte Ratgeber wurden sie meistens gar nicht zu Rate gezogen.

Dazu ist allerdings zu sagen, dass auch in den von oben genannten anerkannten Tierfachleuten geführten Zoos Gehege gebaut wurden, die man heute bestenfalls noch unter Menageriehaltung erwähnt. Man wusste es dazumal halt ganz einfach nicht besser. Dies führte auch in Goldau zu etwelchen Sünden, die aufgrund des vorhandenen Platzangebotes nicht nötig gewesen wäre.

Diese Phase ist in Goldau definitiv vorbei. Alle nicht artgerechten Anlagen wurden eliminiert. Die meisten (Fuchs, Dachs, Gämse, Steinbock, Marder, Murmeltiere, Waschbären, Luchse, Wildkatzen usw.) wurden, zum Teil erst Jahre später, durch nach heutigen Erkenntnissen mustergültige Gehege ersetzt. Das Halten anderer Arten (Affen, Nasenbär, Axishirsche usw.) wurde aufgegeben, dafür neue (Amphibien, Bartgeier und insbesondere viele Wasservogelarten) angeschafft.

Vorbei ist auch die Zeit der spontanen und teilweise illegalen Tier-Beschaffung. So wurde 1930 ein Steinadler nach Goldau geschmuggelt, von dem man laut Protokoll nicht sagen durfte, woher er kam. Ein weiterer Steinadler wurde vor rund 40 Jahren unter dem Rücksitz eines Autos von Deutschland nach Goldau geschmuggelt. Viele Tiere waren, ohne Vorstandsbeschluss, plötzlich da. Irgend jemand hatte sie, z. B. von einem Besuch in einem anderen Zoo, als «günstige und einmalige Gelegenheit» mitgebracht. Die Folgekosten waren teilweise enorm.

Die letzten Sünden dieser Art stammen aus den frühen 70er Jahren, als man «günstig» zu Luchsen und Wölfen kam. Die Luchse wurden kurzerhand in eine Voliere gesteckt, und für die Wölfe baute man schnell ein provisorisches Gehege. Dann setzte sich die Vernunft durch.

Auszug aus dem Protokoll der Verwaltungskommission vom 14. 11. 1978: «Es könnten momentan 2 Auerhähne zu günstigen Bedingungen erstanden werden. Da diese Vögel aber sofort übernommen werden müssten, würden wir gezwungen, sofort ein provisorisches Gehege zu erstellen. Der Kauf dieser Tiere wird mit 8:1 Stimmen abgelehnt.»

Heute hält der Park weniger Tierarten als vor 20 Jahren. Dafür sind die Lebensräume grösser und besser geworden und auf die Bedürfnisse der einzelnen Arten zugeschnitten. In Goldau gibt es keine Menageriehaltung mehr. Zudem betätigt sich der Tierpark aktiv an Arterhaltungs- und Wiederansiedlungsprogrammen und investiert viel Zeit und Geld, um im Rahmen der Tierparkschule interessierte Besucher über Zusammenhänge in der Natur zu informieren. Der Goldauer Tierpark hat sich verpflichtet, der von der «World Zoo Organization» (WZO) definierten «Welt-Zoo-Naturschutzstrategie» nachzuleben.

Futterbeschaffung

Bis Ende der 70er Jahre herrschte Futtermangel für die Fleischfresser. Es bestand vorwiegend aus Abfällen aus den umliegenden Metzgereien, die, insbesondere von der Metzgerei Steiner in Goldau, dem Park gratis abgegeben wurden. Eine eher einseitige, aber kostengünstige Kost, die jedoch qualitativ und quantitativ nicht genügte. Da es an Kühlräumen fehlte, konnten auch keine Reserven angelegt werden, wenn plötzlich grössere Fleischmengen zur Verfügung standen.

Kraftfutter wurde von Anfang an eingekauft. Heu meistens auch, vielfach aus recht grosser Entfernung. So z. B. Wildheu aus dem Tessin und in den 30er Jahren, aus Kostengründen, ab und zu ganze Eisenbahnwagen voll aus Frankreich.

Gras wurde nach «Chüngelipur»-Manier beschafft. So wurden 1965 zehn Wiesen und Bahnbords an weit auseinander liegenden Standorten bewirtschaftet. Ab und zu suchte man nach ökonomischen Lösungen in der Form von zusammenhängenden Wiesen. Dies gelang aus verschiedenen Gründen nicht.

Auszug aus den Protokollen der Verwaltungskommission vom 28. 8. und 18. 11. 1938: «Im weiteren währe Cl. Suter bereit, an den Tierparkverein den Vogelsang samt dem Kirschbäumen-Ertrag, welche er von den Geschwistern Reichlin in Arth bis anhin gepachtet hat, für einen jährlichen Betrag von 100.– Fr. abzutreten. Präsident ist bereit, diesbezüglich mit den Geschwistern Reichlin vorerst zu unterhandeln.»

«Präsident Bugmann erwähnt, dass er mit Frl. Reichlin in Arth betreff Pachtung des Vogelsangs Rücksprache genommen habe, Sie verlangt 120.– Fr. pro Jahr. Wenn man die Zeit fürs Heuen hinzurechnet, so ist es nicht rentabel für uns. Es wird davon Umgang genommen.

1969 konnte dann das Nümattli, mit mehreren Hektaren Wiesland für die Tierpark-Zwecke sehr gut geeignet, für mehr als ein Dutzend Jahre gepachtet werden. Bemühungen, die Liegenschaft zu kaufen, schlugen leider fehl. Das Landwirtschaftsproblem wurde 1987 durch den Erwerb des Areals Grosswiyer grundsätzlich gelöst.

Füttern war anfänglich mit recht viel Hokuspokus verbunden. «Jeder» wusste besser, was für die Tiere gut war. Dies führte zu Streitereien, da wissenschaftliche Grundlagen weitgehend fehlten und somit keine der vielen Ansichten beweisbar war. Seit rund 20 Jahren basieren die Futterpläne auf wissenschaftlichen Studien, die, dank regem Erfahrungsaustausch mit Zoofachleuten aus ganz Europa, ständig verfeinert werden. Das Futter ist heute sehr vielfältig und den Arten angepasst. Dank geeigneter Lagerräume (Kühlhaus, Silo, Keller usw.) können nun auch Reserven geschaffen werden.

Frisches Gras und Äste stammen heute von eigenen Liegenschaften, Förstern oder vom Strassenbauamt. Heu wird nach wie vor eingekauft, da dieses auf dem Markt wesentlich günstiger angeboten wird, als wenn es der Park selber produzieren würde. Kleintiere werden für Futterzwecke gezüchtet oder zum Teil eingekauft, während Rinder und Schafe aus dem Notschlachthof in Zug stammen. Bei den Fischen handelt es sich um schlecht verkäufliche Arten, die dem Park von den Fischern auf dem Zugersee geschenkt werden.

Tierparkschule

Die Tierparkschule wurde 1986 gebaut.

Für einen modernen Zoo gehört die Information über die Natur und insbesondere über Tiere und ihre natürlichen Bedürfnisse zu den wichtigsten Aufgaben. Sie muss auf wissenschaftlicher Basis fussen, soll aber nicht langweilig sein. Das ist auch das Ziel der Tierparkschule. Im Rahmen der Absicht, zu den rund 300 wissenschaftlich geleiteten Zoos der Welt zu gehören, schuf der Tierpark 1986 das Ressort Edukation unter der Leitung von Ernst Meli. Sofort wurde der Kontakt zu anderen Zoopädagogen aufgenommen und mit Lehrerfortbildungskursen die ersten Lektionen für Schulklassen erarbeitet. Das Schulhaus, eine ehemalige Militärbaracke, wurde 1986 mit Unterstützung von COOP Zentralschweiz (Fr. 100’000.–) erstellt.

Heute werden unter der Leitung von Tobias Kamer rund ein Dutzend Studenten und Wissenschafter als Tierpark-Ranger beschäftigt. Sie vermitteln den Besuchern am Tierparkmobil, mit Führungen und Lagern, an Ausstellungen sowie mit der Betreuung von Schulklassen die Ziele der Welt-Zoo-Naturschutzstrategie und wecken Verständnis für die aktuellen Anliegen im Umweltschutz.

Unglücksfälle

Unglücksfälle gab es leider immer wieder. Der direkte Kontakt zwischen Mensch und Tier bringt, obwohl sich nur «friedliche» Tiere in der Freilaufzone bewegen, ab und zu auch Probleme. Die meisten sind auf falsches oder unvernünftiges Verhalten der Besucher zurückzuführen.

So wurden 1933 von den Affen an einem einzigen Tage 20 Brillen «geraubt», wobei allerdings keine einzige beschädigt wurde. Blaue Flecken gab es, als ein Besucher einen brünstigen Hirsch in die Enge trieb. Dies passierte auch einem Knaben, der die Wege verliess und eine Hirschkuh mit einem Jungtier störte, die diesen dann mit ihren kräftigen Vorderhufen in die Flucht jagte. Schürfungen und sogar Knochenbrüche resultierten manchmal aus verbotenen Ausflügen in die den Tieren vorbehaltenen «Klettergärten» des Parkes.

1969 ereignete sich ein tragischer Todesfall, als ein Schüler einen zwei Meter hohen Zaun überstieg, um seinen beim Spielen verlorenen Ball zu holen. Er wurde von einem Rehbock in den Weiher gestossen und ertrank.

Aus diesen Vorfällen wurden, in Absprache mit dem BFU und Versicherungsfachleuten, Lehren gezogen. Unfälle sind trotz stark gestiegener Besucherzahl wesentlich seltener geworden.

Vandalismus / Diebstahl

Tierquälerei durch Besucher oder nächtliche Eindringlinge gab es gottlob sehr selten. Ab und zu holten sich «Jäger» ein Stück Wildbret oder Lausbuben schossen mit Blasrohren auf Hühner. 1938 wurde eine Rothirschkuh und 1963 eine Sikakuh angeschossen. Beide Tiere verendeten kläglich.

Auch mutwillige Sachbeschädigungen hielten sich im Rahmen, was von Diebstählen und Einbrüchen leider nicht gesagt werden kann. Mit Alarmanlagen, Tresoren und täglich geleerten Kassen ist aber auch dieses Problem unter Kontrolle.

Liegenschaften

Liegenschafts-Strategie

Anfänglich reichte das Tierparkareal, mit Ausnahme von wenigen bereits bebauten Flächen, bis ins Dorf hinein. Leider versäumte man, diesen Zustand durch Kauf oder langfristige Baurechte vertraglich abzusichern. In der Folge verkauften oder verpachteten die SBB Parzelle um Parzelle entlang des Bahngeleises, der Centralstrasse und der Parkstrasse. Der Blauweiher wurde am West- und Nordufer zugeschüttet, das Ufer grösstenteils überbaut. Wenn nicht Robert Schwab 1941 die Liegenschaft GB 775 (Parkeingang) gekauft hätte, wäre der Tierpark heute vermutlich ohne direkten Zugang zum Dorf.

Hier wurde, finanziert von Robert Schwab, Kurt Kaelin und Leonhard Keller, zehn Jahre später das heute noch bestehende Eingangsgebäude erstellt. Es war für die Entwicklung des Parks von grosser Bedeutung. Endlich hatte man die Möglichkeit, Reserven anzulegen, um diese gezielt für grössere Projekte einzusetzen. So wäre z. B. der Bau der ersten Bärenanlage ohne die Belehnbarkeit dieses Hauses kaum möglich gewesen.

Ende der 70er Jahre wurde erstmals eine Liegenschaftsstrategie entwickelt. Kauf anstatt Miete lautete nun die Losung und schon bald wurde das Areal Bischofshusen erworben. Damit wurde das akute Parkplatzproblem vorläufig gelöst. Der wichtigste Schritt erfolgte 1987 mit dem Erwerb der Liegenschaft Grosswiyer, die unmittelbar an das Parkgelände grenzt. Nun kann die Tierpark-Fläche verdoppelt werden. Um die Verbindung zwischen den beiden Liegenschaften zu erleichtern, wurden mit den SBB die Areale GB-Häuser und Bischofshusen getauscht sowie zwei weitere Liegenschaften gekauft. Hier soll das zukünftige Tierpark-Zentrum entstehen.

Die neue Strategie geht auf. Heute verfügt der Park über rund 40 Hektaren Land in der Tierparkzone, das entweder im Eigentum oder durch ein langfristiges Baurecht gesichert ist.

Das alte Tierparkareal

Das «alte» Tierparkareal gehört den SBB. Es musste beim Landerwerb für die Gotthardbahn als eher unnützes Anhängsel mitgekauft werden, da die vorherigen Besitzer keine Möglichkeit sahen, diese Steinwüste gewinnbringend einzusetzen. Die Gotthardbahn (später SBB) waren neben dem Bahnhofareal – wegen den Dampflokomotiven – an den Rossbergquellen interessiert. Das heutige Tierparkareal liegt genau dazwischen.

In den frühen 20er Jahren erkannten einige Goldauer das naturschützerische und kommerzielle Potenzial dieses Geländes. Über den Ornithologischen Verein stellte man ein erstes Gesuch an die SBB. Dieses wurde bewilligt und am 20. April 1924 als Revers Nr. 6483/G in Kraft gesetzt, der dem Tierparkverein (damals noch in Gründung) das ganze Areal zinslos zur Verfügung stellte.

Der Vertrag von 1924 (Kündigungsfrist ein Monat) blieb in seinen Grundzügen bis 1989 bestehen. Dann wurde er durch ein langfristiges Baurecht mit einer Kaufoption ersetzt. Über letzteres wird zur Zeit verhandelt.

Die Abmachungen mit den SBB waren sehr unterschiedlich. Einerseits war die Miete für das Tierparkareal sehr günstig und der Baurechtzins angemessen. Anderseits wurde die damalige Notlage des Parks – er war dringend auf Parkplätze angewiesen – ausgenützt. Der Zins für das Areal Bischofshusen kostete jährlich gegen Fr. 120’000.–!

Das Erweiterungsgebiet

1987 wurde das Areal Grosswiyer gekauft. Es handelt sich einerseits um Landwirtschaft und Wald und anderseits um Naturschutzgebiet mitten im Bergsturzkegel von Goldau. Hier gibt es viele seltene Pflanzen. Es war von Anfang an klar, dass sich dieses Gebiet, mit 17 Hektaren Fläche, unmittelbar neben dem bestehenden Park gelegen, ideal für die Erweiterung eignet. Das Ausbauprojekt erhielt den Namen «Fenster zur Natur», der inzwischen auch als Marke eingetragen wurde.

Ein Jahr später wurden mit den Nachbarn die Grenzen bereinigt und im Rahmen einer Biotopkartierung ein Inventar der vorhandenen Pflanzen erstellt.

Auszug aus dem 70. Jahresbericht: «Das wichtigste Ereignis war jedoch die Volksabstimmung vom 17. Dezember 1995, als die Stimmbürger der Gemeinde Arth die Erweiterung der Tierparkzone mit klarem Mehr genehmigten. Zehn Jahre dauerte der Weg durch die Instanzen. Expertisen mussten erstellt, mit Umweltschutzverbänden, Ämtern, Nachbarn, Behörden, etc. verhandelt, Vorurteile abgebaut, Hindernisse und auch offene Ablehnung und Hass überwunden werden. Dabei haben wir aber auch viel Hilfe und Aufmunterung aus uns gut gesinnten Kreisen erfahren. Der Weg war mühsam, aber der Aufwand hat sich gelohnt. Heute verfügen wir über klare gesetzliche Grundlagen, die uns erlauben, den Park zu erweitern und unsere Anlage noch attraktiver und vielfältiger zu gestalten.»

Inzwischen wurden im Grosswiyer die ersten Gebäude erstellt, der Aussenzaun teilweise montiert und die Bartgeier-Zuchtstation gebaut. Die Liegenschaft Plüss und das baufällige Gadenhaus wurden abgebrochen. Die drei GB-Häuser folgen noch im Jahr 2000.

Schiessanlagen

Das Areal Grosswiyer war bis Mitte der 90er Jahre ein Schützenparadies. Neben dem Pistolen Club, den Sport- und Feldschützen, die in abgegrenzten Bereichen ihrem Hobby frönten, waren auch das Militär, Bahnpolizei, private Gruppen und die Jagdschützen sehr aktiv.

Zur Zeit des Liegenschaftskaufs 1987 war ersichtlich, dass die meisten Anlagen auf Grund der neuen Lärmschutzverordnung geschlossen werden mussten. Dies ist inzwischen geschehen. Die Feldschützen haben 1999 sämtliche Rechte an den Park zurückverkauft. Durch den Schiessbetrieb wurde das Gelände mit hochgiftigen Substanzen wie Blei und Arsen vergiftet. Der Boden wird nun nach einem durch Fachleute entwickelten Konzept saniert.

Waldbewirtschaftung

Bis Ende der 20er Jahre gab es am Blauweiher eine Schiffshütte (ungefähr dort, wo heute die Unterwassestation steht). Bezeichnend für die unternehmerische Denkweise der Tierparkgründer ist die weithin sichtbare, an Holywood erinnernde Werbung NATUR-TIERPARK oben im Bild.

Das Schweizerische Forstgesetz ist, zu Recht, sehr streng und mit dem Betrieb eines Tierparks nur schwer in Einklang zu bringen. Die Hirsche schädigen den Baumbestand und lassen Jungholz kaum aufkommen. Zudem müssen Bäume gefällt werden, um artgerechte Lebensräume zu schaffen. Die für den Tierparkwald verantwortlichen SBB-Förster waren an die Forstgesetzgebung gebunden und hatten kein genügend grosses Budget, um die Arbeiten in tierparkfreundlicher Weise zu erledigen. Ein Konflikt, der fast 60 Jahre lang dauerte. So wurden von 1927 bis 1982 1’064 Bäume genutzt, jedoch kein einziger gepflanzt.

1978 wurde eine Studie für die langfristige Bewirtschaftung des Tierparkwaldes in Auftrag gegeben. Sie diente als Basis für eine der wichtigsten Entscheidungen zur Zukunftssicherung des Tierparks.

Auszug aus dem Jahresbericht 1983: «Nach langwierigen Verhandlungen wurde das Tierparkareal durch das Eidg. Departement des Innern aus dem öffentlichen Schutzwald entlassen und in eine, den gegebenen Verhältnissen besser angepasste Sonderzone ‹Tierpark› überführt. Dadurch wurde die seit langem bestehende Interessenkollision zwischen Forstgesetz und Tierparkbetrieb beseitigt (…)»

Eine vergleichbare Lösung wurde später im Rahmen der Zonenplanänderung für die Areale Grosswiyer und Schutt gefunden. Heute wird der Tierparkwald systematisch bewirtschaftet. Das Ziel ist ein stufiger Mischwald, in dem alle einheimischen Bäume und Sträucher in sämtlichen Altersstufen wachsen.

Orkan «Lothar» hat am 26. Dezember 1999 die Lage dramatisch verändert, indem er innert Stunden rund 80% des Tierpark-Waldes zerstörte. In den nächsten Jahre müssen nun weit über 1’000 Bäume gepflanzt werden.

Blauweiher

Der Blauweiher gehört zu den schönsten natürlichen Wasservogelanlagen der Welt. Alle Inseln und Halbinseln sind natürlichen Ursprungs und bilden ein ideales Brutgebiet. Er reichte ursprünglich bis ins Dorf und wurde, insbesondere während der 30er Jahre, von den Nachbarn mit Bauschutt zugeschüttet, um Land zu gewinnen. Mehrmals floss Öl aus dem benachbarten Tanklager in den Weiher. Das Wasser roch faulig. Die Erschliessung dieser Anlage mit 15’000 m2 Wasserfläche erfolgte erst vor 18 Jahren.

Ende der 70er Jahre begann man sich mit der Wasserqualität auseinander zu setzen. Die Abwasserleitungen wurden ausgeschaltet und einige Jahre später die Ölverteilungsanlage geschlossen. Der Weiher wurde mit der biochemischen Substanz Oximol saniert. Das Wasser stinkt nicht mehr und der Blauweiher-Rundgang wurde fürs Publikum eröffnet.

Auszug aus dem Jahresbericht 1983: «Am 25. Juni wurde, verbunden mit einem Dorffest, der Blauweiherrundgang offiziell eröffnet. Damit gelang die seit langer Zeit geplante Erschliessung des wohl schönsten Teils unseres Parkes. Hier wird unseren Besuchern nun vor allem das Wassergeflügel in seiner bunten Vielfalt nähergebracht.»

Zur Zeit entsteht am nordwestlichen Ende eine Unterwasserstation. Hier kann man aus der Fischperspektive die geheimnisvolle Welt unter dem Wasserspiegel beobachten.

Der Blauweiher dient auch als Feuerwehrweiher und hat bei mehreren Bränden gute Dienste geleistet. Beim Brand des Bahnhofs Ende der 40er Jahre wurde der Wasserspiegel um rund einen Meter abgesenkt. Beim Brand des Hotels Union Ende der 90er Jahre betrug die Absenkung nur etwa zehn Zentimeter.

Waldweiher

Ganz anders als beim Blauweiher hängt der Wasserstand des Waldweihers vom Grundwasserspiegel ab. Früher gab es nördlich des Waldweihers mehrere Tümpel. Sie wurden zugeschüttet, der Sumpf entwässert. Seither variiert der Wasserstand bedeutend mehr.

1968 wurde das Wasser vorübergehend abgepumpt. Man fand mehrere Ein- und Ausflüsse. Versuche, diese abzudichten, schlugen fehl. Bei besonders grosser Trockenheit musste mehrmals die Feuerwehr eingreifen, um die Fische vor dem Tod zu bewahren. Mitte der 80er Jahre erstellte man Pumpleitungen zum Blauweiher sowie eine Frischwasserleitung zum Areal Grosswiyer.

Eine Behandlung mit Oximol verbesserte die Wasserqualität merkbar. Das Problem ist damit gelindert, jedoch noch nicht gelöst.

Infrastrukturen

Infrastruktur-Strategie

In einem Unternehmen, das – wie der Tierpark Goldau -, an einen bestimmten Standort gebunden ist, kommt der Besitztumsregelung höchste Priorität zu. Gleich danach folgt der durchdachte Infrastrukturausbau. Da es im Tierpark bis vor rund 25 Jahren diesbezüglich keine klare Zielsetzung gab, existierte auch keine Liegenschaftspolitik. In der Folge gingen für den Park wichtige Parzellen in privaten oder öffentlichen Besitz über. Dieses kurzfristige Denken verhinderte den gezielten Aufbau einer langfristig kostensparenden Infrastruktur. Man behalf sich (Ausnahme: 1925 der Aussenzaun) mit Provisorien aller Art.

Diese änderte sich Ende der 70er Jahre mit der Einführung einer strategischen Planung. Man hatte nun klare Ziele, die man konsequent verfolgte. Ein gutes Beispiel ist der Bau des damals dringend nötigen Kühlhauses. Obwohl sich der Tierpark in seiner tiefsten Krise befand (Tollwut 1980), wurde das Projekt von der VK mit einer Gegenstimme bewilligt.

Seit den späten 70er Jahren hat der nachhaltige Ausbau einer praktischen, eher überdimensionierten Infrastruktur (Werkleitungen, Fahrzeuge, Werkstätten, Lager, EDV usw.) Vorrang vor kurzfristigen «Erfolgen».

Das Resultat waren unter anderem grosszügige Werkstätten und ein den neuen Erfordernissen angepasster Wagenpark. Noch wichtiger waren Entscheide politischer Art. So zum Beispiel die Einigung mit dem Eidgenössischen Oberforstamt und die vom Stimmbürger akzeptierte Tierparkzone.

Adressverwaltung

Recht gut organisiert war seit jeher die Adressverwaltung. Bis Anfangs der 80er Jahre geschah dies – mit über 1’000 Adressen – von Hand. Heute verwaltet der Park mehr als 50’000 Adressen und verfügt über ein professionelles EDV-System, mit dem auch die administrativen Aufgaben effizient erledigen können. Für Nonprofit-Unternehmen ist es wichtig, Spendengelder kostengünstig zu verwalten und zweckentsprechend einzusetzen. Das durch Spenden eingebrachte Geld soll ja Mensch und Tier und nicht einer unsinnigen Administration zu Gute kommen.

Übrigens: Ohne EDV wären der Park nicht in der Lage gewesen, so schnell und breitflächig über die von Orkan «Lothar» angerichteten Schäden zu informieren und damit eine riesige Solidaritätswelle für den Tierpark auszulösen.

Restauration

Ein Tierpark ist auch eine Freizeitanlage, zu der ein Restaurationsbetrieb gehört. Die Bewilligung dazu wurde aber während Jahrzehnten nicht erteilt, obwohl das Bedürfnis dokumentiert war. Die Goldauer Wirte wehrten sich mit allen Mitteln und offerierten dem Tierpark 1963 sogar Fr. 1’000.–, wenn dieser für immer auf den Verkauf von Alkohol verzichtet hätte. Das Angebot wurde abgelehnt.

Nach langem Hin und Her wurde 1961 der erste Kiosk, allerdings ohne Alkoholausschank und nur bei schönem Wetter, in Betrieb genommen. Es handelte sich in erster Linie um einen Dienst an den Besuchern, denn ein Gewinn wurde während Jahren nicht erzielt. Das 1970 angeschaffte Kinderkarussell brachte etwas Belebung. Als 1976 endlich die Bewilligung zum Ausschank alkoholhaltiger Getränke erteilt wurde, war der Weg zu einem «richtigen» Restaurant unter der Leitung von Beat Käppeli, Jakob Grob und Josef Rickenbach geebnet. Zehn Jahre später wurde die erste Etappe des Insel-Restaurants gebaut und in Betrieb genommen. Bereits 1990 konnte ein Saal angebaut und im Frühling 1991 in Betrieb genommen werden.

Dass ein Restaurant im Tierpark wichtig ist, zeigt die Tatsache, dass mit dessen Eröffnung die Besucherzahl nachhaltig um 25% stieg. Eine weitere Steigerung von rund 25% und zudem einen erheblich grösseren Umsatz im Restaurant brachte der Spielplatz mit Riesenrutschbahn, wo an Spitzentagen über 10’000 Mal mit dem Hosenboden die Chromstahlbahn poliert wird. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass im Park bereits 1931 eine vermutlich noch längere Rutschbahn aus Holz existierte, die ebenfalls sehr beliebt war.

1996 wurde neben dem Gams-Gehege der Diana-Kiosk eröffnet. Hier geht es nicht in erster Linie um die Bewirtung der Besucher. Toiletten wurden zuoberst im Park zu einem dringenden Bedürfnis. Da man diese nicht unbeaufsichtigt lassen will, wurde die Anlage mit einem Kiosk kombiniert, der inzwischen zu einem beliebten Rastplatz geworden ist.

Parkplätze

1927 wurde beim Eingang ein Parkplatz für ein halbes Dutzend Fahrzeuge eingerichtet. Diese Anlage wurde 1936 um 25 Plätze erweitert. Der Bedarf stieg bis 1938 auf 1’248 Autos. 1939 waren es dann nur noch 408 und 1941, kriegsbedingt, nur noch 18 Fahrzeuge während des ganzen Jahres.

Nach dem Krieg wurden die fehlenden Parkplätze zu einem Dauerproblem. 1975 waren an Spitzentagen gegen 500 Parkplätze nötig. Es gelang, den Ex-Fussballplatz Bischofshusen für fünf Jahre zum Zins von jährlich Fr. 1’200.– zu mieten. Ein Jahr später wurde beim neuen Fussballplatz «Tierpark» (etwa 200 m entfernt) ein Parkplatz gebaut, der von den Besuchern benutzt werden kann.

Das Problem war damit gelindert, jedoch nicht gelöst. Eine aus Sicht des Parks ideale Variante vis-à-vis des Restaurants Schützenhaus konnte nicht verwirklicht werden, da dazumal der Tierparkwald imme noch als Schutzwald eingestuft war. Ein Rodungsgesuch wurde abgelehnt.

Schliesslich konnte man 1979 einen Teil des Areals Bischofshusen (ca. 6’500 m2) erwerben. Die Kosten sprengten die Möglichkeiten, weshalb die Finanzierung durch ein breitgestreutes «Fundraising» erfolgte, das «dank» der gleichzeitigen, 100-tägigen Schliessung des Parkes wegen der Tollwut sehr erfolgreich war. Die politischen Institutionen der Kantone Schwyz und Zug spendeten einmalige Beiträge von je rund einer viertel Million Franken. Weit über 100’000 Franken wurden durch Private erbracht und vom REV kam ein zinsgünstiges Darlehen von Fr. 260’000.–. Militäreinheiten unterstützten den Park beim Bau des Parkplatzes. Soviel Solidarität hatte der Tierpark in seiner bisherigen Geschichte noch nie erfahren.

Leider musste dieses Areal zehn Jahre später gegen die GB-Häuser eingetauscht werden, da die SBB zu diesem Zeitpunkt keine Liegenschaften verkauften. Dieses strategische Opfer erbrachte man, weil den Verantwortlichen die Verbindung zwischen dem Tierparkareal und dem Erweiterungsgebiet Grosswiyer auf lange Sicht wichtiger war und immer noch ist.

Seit der Grosswiyer zur Tierparkzone gehört, kann der Tierpark das Parkplatzproblem grundsätzlich selber lösen. Dies wird im Rahmen der Tierparkerweiterung geschehen.

Der Parkplatz Bischofshusen wird derzeit von den Eigentümern betrieben.

Der Zweite Weltkrieg

1939 war das absolut schwächste Jahr. Das einzige Mal in der Tierparkgeschichte verzeichnete man weniger als 10’000 Besucher. Erstaunlicherweise suchte man das Ergebnis mit dem Wetter, der Landesausstellung und erst in dritter Linie mit dem Krieg zu erklären.

1940 richtete man im und um das Parkgelände Fliegerabwehr-Stützpunkte ein. Ein Jahr später wurden unter anderem die Futtermittel sehr knapp. Geld für Inserate war kaum vorhanden. Mit Zeitungseinsendungen versuchte man für den Tierpark zu werben. Der Mitgliederbestand sank auf 253. Man überlegte sich die Schliessung des Parks. Doch 1941 verzeichnete man mit 16’990 Besuchern ein neues Rekordjahr. Die in der Gegend stationierten Soldaten verbrachten ihre Freizeit oft im Tierpark. Dank ihnen erlebten auch die Geschicklichkeitsautomaten eine neue Blüte.

Der Hirschbestand wurde wegen Futtermangel stark reduziert. Dafür hielt man eine Kuh. Allerdings, wie böse Zungen behaupteten, nicht um den Besuchern einheimische Nutztiere näher zu bringen, sondern um den Milchbedarf des Vereinsvorstandes abzudecken. Bevölkerung und Behörden standen zum Tierpark. So wurden immer wieder Ausnahmebewilligungen für Tierfutter ausgestellt und Kastaniensammlungen durch Schüler brachten Hilfe aus der ganzen Schweiz. Es gab in dieser Zeit viele Geschenke und Spenden.

Auszug aus dem GV-Bericht in der Rigi-Post vom 14. 3. 1947: Schon wieder ist ein Jahr verstrichen. Weltpolitisch zählt dieses Jahr nicht zu denjenigen des Aufstieges, der Prosperität, sondern zu den Jahren der Repetition und für viele Staaten sogar des vollständigen Wiederbeginns. (…) Hunger und Elend herrschen in den besiegten Staaten, planloses Herumtasten und Stückwerk in den Siegerstaaten. Die Schweiz ist keine Nutzniesserin einer gewissen Konjunktur, wird aber finanztechn. von gewissen Siegern hart aufs Korn genommen. Der Tanz ums goldene Kalb hat wieder begonnen und lässt uns des hereingebrochenen Friedens einfach nicht froh werden. Der ewige Friede, das machtvolle Wort: ‹Nie wieder Krieg› scheint immer unerreichbarer, scheint zur Fata Morgana zu werden.

Der Tierpark stand am Ende des Krieges, mit Ausnahme von 369 Anteilscheinen im Werte von je Fr. 10.–, schuldenfrei da!

Orkan Lothar

Orkan Lothar zerstörte im Tierpark Gehege, Gebäude sowie 80% des Tierpark-Waldes.

Am 26. Dezember 1999 zerstörte Orkan «Lothar» innert Stunden rund 80% des Tierparkwaldes. Menschen kamen – dank dem bestehenden Krisenszenario, der sofortigen Hilfe von Feuerwehr, Zivilschutz, Polizei und Sanität – glücklicherweise nicht zu Schaden.

Auch die Tiere kamen glimpflich davon. Bei den Gebäuden und Gehegen entstand ein Schaden von 1.65 Millionen Franken, und die Räumung und Wiederaufforstung des Waldes wird eine weitere Million kosten.

Der Schreck sass tief in den Knochen. Trotzdem schaffte es der Park, die Öffentlichkeit noch am gleichen Tag breitflächig über die angerichteten Schäden zu informieren. Dadurch wurde eine Solidaritätswelle in bisher nicht gekanntem Ausmass ausgelöst. Bis Ende Juni 2000 sind über 1.25 Millionen Franken Spendengelder eingegangen, und von freiwilligen Helfern wurden rund 20’000 Frondienststunden geleistet.

Der Sturm hat Tatsachen geschaffen, die den Park zwingen, die Zukunftspläne zu ändern. Mehrere Projekte können in der vorgesehenen Form nicht mehr verwirklicht, andere müssen früher als vorgesehen an die Hand genommen werden. Trotzdem wird das Erweiterungsprojekt nur eine kleine Verzögerung erfahren.

Ein halbes Jahr nach der Katastrophe ist die Lage im Griff. Es wird jedoch noch Jahre brauchen, bis die, von Orkan «Lothar» verursachte, zusätzliche Arbeit bewältigt ist.

Kultur / Bergsturzmuseum

Website des Bergsturmuseums

Die vom Luzerner Künstler Hans Erni geschaffene Bartgeiermedaille.

Hans Erni

In den 30er Jahren war es Kunstmaler Schindler von Seewen, der im Auftrag des Parks grossflächige Bilder schuf. Später waren es Künstler wie Hug, Iff und Mirer, die Werke kreierten, die teilweise auf Beobachtungen im Tierpark beruhen. Hans Erni schuf neben Gemälden auch eine Bartgeiermedaille, die grosse Beachtung fand.

Charli Hofmann komponierte Ende der 70er Jahre ein Tierpark-Lied, Peter Lüssi und Ruedi Schorno schufen 1989 das Tierpark-Musical, das immer wieder von Schulklassen aufgeführt wird, und Thuri Horat produzierte eine volkstümliche Tierpark-CD.

Wenn auch eher im volkstümlichen Rahmen, sind die Frühschoppenkonzerte zu einem unentbehrlichen Kulturgut geworden. Mehrere 100 Personen geniessen an schönen Sonntagen in freier Natur Darbietungen der besten Amateurbands der Sparten Dixieland, Big Band, Blas- und Volksmusik. Das erste Frühschoppenkonzert fand 1979, organisiert vom Verkehrsverein, statt. Seit 1986 werden sie etwa 16 Mal pro Jahr durchgeführt. Konzerte im Park gab es allerdings schon früher, als noch Tierparkfeste veranstaltet wurden.

Sehr wertvolle künstlerische Beiträge aus dem Tierpark sind Fotos. Mehrere top Fotografen wie Klaus Robin, Rolf Köpfli, Martin Meister und Direktor Felix Weber halten die Tierwelt im Park immer wieder fest.

Von historischem Wert sind auch die auf Glasplatten fixierten Dias von B. Wolf aus den 20er Jahren.

Im Park verstreut gibt es Tierskulpturen aus Holz, Stein und Bronze, unter anderem von Ernst Loser und Robert Stocker.

Bereits 1943 diskutierte man in der VK ein «Museum bezüglich Altgoldau». Neun Jahre später regte Josef Nideröst die Gründung einer «Kommission zum Studium eines Bergsturzmuseums» an. 1956, 150 Jahre nach dem Bergsturz, wurde auf Initiative von Edwin Simon sen. direkt neben dem Parkeingang das Bergsturzmuseum eröffnet.

Das Museum wird von einer Stiftung getragen, die vom Tierpark unabhängig ist. Die Zusammenarbeit ist gutnachbarschaftlich, und zwar nicht nur auf Betriebsebene, denn der Tierpark ist eine ideale Ergänzung zu den im Museum gezeigten Gegenständen: Die gewaltigen Felstrümmer sind eindrückliche Zeugen der Katastrophe von 1806, an die auch das von Josef Bisa im Auftrag des Parks geschaffene Denkmal «fliehende Kinder» beim Parkeingang erinnert.

Vor einigen Jahren eröffnete der Tierpark einen Geologie-Lehrpfad, der erklärt, wie der Rossberg in Urzeiten entstand und warum es zum Bergsturz kam.

Frühschoppenkonzerte sind ein beliebtes Kulturangebot des Tierparks.

Menschliches, allzu Menschliches

Die Mitglieder der Verwaltungskommission waren keineswegs immer Heilige. So wurden VK-Protokolle in gemeinsamer Absprache vernichtet, da man sich an der Sitzung zu übel benommen hatte. Mindestens eines davon ist erhalten geblieben. Die Namen sind in dieser Zusammenfassung nur als Kürzel erwähnt:

Auszug aus dem VK-Protokoll vom 12. 8. 1969: «Präsident ES hat von verschiedenen Kleintierparks Erhebungen betreffend Eintrittspreise gemacht und festgestellt, dass diese höhere Eintrittspreise verlangen. Er vertritt die Ansicht, dass für Erwachsene Fr. 2.-, für Kinder Fr. 1.-, Schulen Fr. 1.-, für Militär, Vereine und Gesellschaften sowie Hotelkarten ab 10 Personen Fr. 1.50 verlangt werden sollte. Dieser Aufschlag würde uns eine Mehreinnahme pro Jahr von ungefähr Fr. 20000.- bringen.

LK ist grundsätzlich mit einem Aufschlag einverstanden, möchte jedoch für Schulen nicht Fr. 1.- sondern nur 80 Rp. als Eintrittspreis vorschlagen, da diese für uns bestimmt die beste Reklame sind.

JN unterstützt seinen Vorredner in allen Teilen.

AS und KK vertreten die Ansicht, dass dieser an sich kleine Aufschlag ohne irgendwelche Nachteile erhoben werden darf und es sollte, wenn schon ein Aufschlag gemacht wird, recht mutig aufgeschlagen werden.

Hier setzt eine lebhafte Diskussion ein sodass der Präsident zur Abkürzung der Aussprache die Abstimmung vornimmt. Der erste Vorschlag für Schulen 80 Rp. Als Eintrittspreis zu erheben erhält 4 Stimmen (LK, JN, HF und WS). Der zweite Antrag für Schulen Fr. 1.- zu verlangen erhält 5 Stimmen (KK, AS, KH, HS und JH). Damit wäre die Angelegenheit gut demokratisch entschieden.

JN gibt daraufhin bekannt, dass wir auf Grund dieses Ergebnisses mit seiner endgültigen Demission rechnen müssen. Allgemein ist man bestürzt von dieser unerwarteten Demission und wird als unannehmbar zurückgewiesen. JN scheint auf seiner Äusserung zu beharren, was aber speziell vom Präsidenten bedauert würde, indem diese Preisänderung sicherlich als berechtigt und verständlich angesehen wird. Nach reger Red und Gegenred wird eine heisse Stimmung heraufbeschworen, sodass bei einer event. Wiedererwägung in der nächsten Sitzung die Eintrittspreise für Kinder 6–16 J., sowie Schulen nochmals besprochen werden muss. Angesichts der schwülen Atmosphäre erklärt der Präsident vorzeitige Aufhebung der Sitzung. Leider kann auch der nächste Sitzungstag nicht bestimmt werden, da die Gemüter zu erregt sind.»

Geschah dies in einer Vollmondnacht? Nein, am 13. August 1969 war um 5 Uhr früh Neumond! In den nächsten Protokollen wurde dieses Thema nicht mehr erwähnt.

In die Kategorie des allzumenschlichen gehört die Episode an der GV 1977, als sich zwei ehemalige Präsidenten als einzige gegen eine Erhöhung des Mitgliederbeitrages stemmten und dank ihres Prestiges die Abstimmung knapp gewannen.

Der Tierpark Goldau als Nonprofit-Organisation hatte von Anfang an mit den für solche Organisationen typischen Problemen zu kämpfen. Die wichtigsten seien hier aufgeführt: Der Vereinsvorstand arbeitet ehrenamtlich und ist aus bestens qualifizierten und angesehenen Bürgern zusammengesetzt. Die bezahlten Mitarbeiter haben, wenn überhaupt, nur geringe Entscheidungsbefugnisse. Trotzdem müssen sie, da die Vorgesetzten nur schwer erreichbar sind, sehr oft an Ort und Stelle Entscheidungen fällen, die dann von den Chefs, die sich übergangen fühlen, kritisiert werden. Das muss, insbesondere bei starken und interessierten Mitarbeitern, zu Problemen führen.

Auszug aus dem VK-Protokoll vom 5. 9. 1934: «Im weiteren führt Bugmann aus, dass Schindelholz einen Tauschhandel angebahnt habe, wonach wir für einen Damhirschbock zwei weisse Damhirsche erhalten würden. Gysi ist mit dem fraglichen Tauschhandel einverstanden, sofern die Angelegenheit durch die Kommission behandelt wird. Seit dem 9. Juni erhielt der Vorsitzende keine Meldungen über die Vorgänge im Park. Bugmann erklärt, dass die Kommission nicht so eigenbrötlerisch gegen Schindelholz vorgehen soll, wenn auf der Seite der Kommission nicht gearbeitet wird, so sei das initiative Vorgehen des Parkwärters nicht zu verhindern. Gassmann bemerkt, dass niemand gegen die Geschäftsanbahnung des Wärters etwas einzuwenden habe, wenn der Kommission hievon rechtzeitig Mitteilung gemacht werde. Mit Prahlen und Wichtigtuerei ist noch nie etwas erreicht worden. Präsident Gysi bemerkt kurz, dass er sich von Schindelholz nicht anlügen lasse, im übrigen sei seine Amtsdauer bald abgelaufen…»

Adolf Schindelholz hatte ein natürliches Gefühl für Tiere. Er besass einen Fischotter, der ihn wie ein Hund begleitete und auch in Goldau allerhand Unfug trieb. Nach seinem Wechsel nach Bern begleitete ihn das Tier auf dem Weg zur Arbeit oft im Tram, das vielfach auch von Bundesrat Motta benutzt wurde. Die Legende will, dass der Bundesrat der einzige Passagier war, mit dem der Otter schmusen durfte. Bald gab es aber ein neues Reglement: Fischotter durften die öffentlichen Verkehrsmittel nicht mehr benutzen.

Ein hervorragender Tierpsychologe war auch Prof. Dr. Heini Hediger, zur Zeit aus der diese Anekdote stammt, noch Student: Er war in den späten 20er Jahren viel im Tierpark und schlief im Sommer in einem Heustall mitten im Park. Er besass einen handzahmen Fuchs, der ihn überall hin begleitete. Unter anderem ins Hotel Rössli, wo sich damals die Schwiegermutter des Chronisten im Service betätigte. Hediger fand sie sympathisch, den Fuchs nennt sie allerdings noch heute ein übles «Stinktier»…

Wenn der Magen knurrt, kann man nicht im Frieden diskutieren und zukunftsträchtige Strategien entwickeln. Die VK-Mitglieder waren, soweit sich dies zurückverfolgen lässt, den leiblichen Genüssen immer sehr zugetan. Man kann ruhig sagen, dass einige davon ohne zusätzliche Ausbildung in den anspruchsvollsten Degustier-Gremien hätten mitmachen können. Dabei kann das diesbezügliche Fachwissen ohne falsche Bescheidenheit als sehr breit bezeichnet werden. So fanden innerhalb der VK mehrere Wurstdegustationen statt, wo die Produkte nach fachmännischen Kriterien beurteilt wurden. Die Kompetenz des Gremiums wird durch die Tatsache untermauert, dass bei mehreren Blindtests die gleichen Produkte immer gleich bewertet wurden.

Die Generalversammlungen waren anfänglich mit zwei bis drei Dutzend Personen schlecht besucht. Einmal war der Vorstand sogar ganz alleine. Dies änderte sich schlagartig, als der Anlass 1974 mit einem «Hirschessen» verbunden wurde. 1984 wurde mit 503 Teilnehmern ein vorläufiger Höhepunkt erzielt. Diese Zahl wurde, trotz stark steigenden Mitgliederzahlen, nicht mehr erreicht.

Adolf Schindelholz war während neun Jahren Cheftierpfleger. Sein auf ihn geprägter Fischotter trieb allerlei Unfug.

Die heutige Tierparkphilosophie

Der Tierpark Goldau verfügt seit rund zwei Dutzend Jahren über einen strategischen Plan, in dem die Zukunft des Parks und der Weg zu deren Verwirklichung detailliert festgehalten ist. Der Plan wird alle zwei Jahre überarbeitet, letztmals im Januar 2000. Es würde den Rahmen dieses Berichtes sprengen, alle Einzelheit aufzuzählen. Der Park erachtet es jedoch als wichtig, im Jubiläumsbericht die Visionen der aktuellen Vereinsleitung zusammenzufassen.

Grundsätzliches

Das wichtigste Ziel ist die langfristige Erhaltung und der Ausbau des Goldauer Tierparks als Naturschutzzentrum und Erholungsraum. In diesem Sinn haben die Verantwortlichen folgende Grundsätze formuliert:

Wir verpflichten uns, der von der WZO (Welt-Zoo-Organisation) definierten Welt-Zoo-Naturschutzstrategie mit den vier Hauptaufgaben Erholung, Information, Naturschutz und Forschung nachzuleben.

Darum engagieren wir uns bei Arterhalt-ungs- und Wiederansiedlungsprojekten gefährdeter Tierarten, insbesondere europäischer Arten wie Bartgeier, Waldrapp oder Wildkatze.

Wir konzentrieren uns auf das eigene, naturgegebene Potenzial. Unsere Stärke ist die lokale Fauna und Flora, integriert in die einmalige Bergsturzlandschaft.

Der Tierpark ist seit 75 Jahren funktionell und finanziell eigenständig. Die Geschäftsführung erfolgt, unter Berücksichtigung der gemeinnützigen Zielsetzung, nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen. Wir verfolgen eine konservative und transparente Finanzpolitik und nehmen unsere soziale Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und Partnern wahr.

Das Angebot

Der Tierpark Goldau konzentriert sich auf europäische Tierarten und entwickelt das eigene, naturgegebene Potenzial. «Exoten» ergänzen das Angebot. Angestrebt wird die Vernetzung von Fauna, Flora und Bergsturzlandschaft zu einer naturnahen Erlebniswelt, die unsere Anlage von anderen Zoos unterscheidet:

Bei uns kann man Tiere füttern, berühren, sehen, riechen, hören und streicheln. Wir vermitteln den direkten Kontakt zwischen Mensch und Tier. Dies ist insbesondere für Kinder eine wichtige und prägende Lebenserfahrung.

Den Tieren bleibt sehr viel, den Besuchern nicht zugängliches, Rückzugsgebiet. Der Kontakt zu den Menschen ist freiwillig.

Die Gehege sind artgerecht und unsere Besucher haben Einblick in aktuelle Arterhaltungsprojekte.

Sinnvolle Gestaltung der Freizeit ist wichtiger denn je. Wir bieten romantische Spazierwege, abenteuerliche Kinderspielplätze, Rastplätze mit Feuerstellen und Restaurants mit einem vielfältigen, auf unser Publikum ausgerichteten Angebot.

Shopping, verschiedene Erlebniswelten, Ausstellungen, Konzerte und andere Aktivitäten runden das Angebot ab: Erholung in naturnaher Umgebung.

Das für unsere Gegend typische Gestein, die Nagelfluh, enthält Sedimente zweier Meere, Erosionsprodukte zweier Süsswasserperioden sowie roten und grünen Granit aus einem vermutlich noch viel älteren geologischen Zeitalter. Wir können die Geschichte unseres Kontinents, zurückblickend bis in Zeiten, wo es noch nicht einmal Saurier gab, in anschaulicher Weise erzählen.

Wir verfügen über Feuchtgebiete, fliessende und stehende Gewässer. Dies erlaubt uns, das Thema Wasser und seine Bewohner (Fische, Vögel, Reptilien, Lurche, Schnecken, Spinnen, Insekten, Säuger und natürlich auch die dazugehörenden Pflanzen) in idealer Weise zu zeigen.

Das Vermitteln von Informationen über die Zusammenhänge in der Natur gehört zu den Hauptaufgaben eines nach modernen Grundsätzen geführten Zoos: «Der Mensch bewahrt nur, was er liebt, er liebt nur, was er versteht und er versteht nur, was er kennt.»

Wir erfüllen diese Aufgabe, neben wissenschaftlichen Arbeiten, mit Tierparkschule, Tierparkmobil, Ausstellungen, Tier- und Pflanzenbeschreibungen, Führungen usw.

Abschliessend

Ein Tierpark ohne Baustelle ist zum Untergang verdammt. Die Entwicklung läuft rasend schnell. Täglich bringt die Forschung neue Erkenntnisse über die Bedürfnisse bedrohter Tierarten, aber auch über die der modernen, menschlichen Gesellschaft.

Die Gruppe der wissenschaftlich geleiteten Zoos der Welt hat sich verpflichtet, diese Erkenntnisse in die Tat umzusetzen. Dafür brauchen wir Zeit, Geld und Kraft.

Sie sind freundlich eingeladen, mitzuwirken.

Rufen Sie uns an (041 855 15 10)
oder kontaktieren Sie uns per
E-Mail (info@tierpark.ch).

Das Erweiterungsgebiet Grosswyer liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Tierparkgelände.