Das Theater Arth ist 150 Jahre alt und kein bisschen müde: An der Operettengala präsentierte es sich spritzig und verspielt.

von Christine Tschümperlin

Die Menschen flüchten vor den ersten Regentropfen ins Theater Arth, lachend, erwartungsvoll. Hier erleben sie einen Abend, fern dessen, was der Alltag zu bieten hat: Potenzielle bettelarme Schwiegersöhne entpuppen sich als Grafen. Da gibt es ferne Länder, in welchen nur gelächelt wird. Und Landwirte, denen nicht die EU, steigende Lebenskosten und sinkende Einkommen aufs Gemüt drücken. Der Bauer gibt sich hier fidel. Die Witwe übt kein Trübsal. Sie ist lustig und hat schon nach ihrer Premiere 1905 epidemieartige Begeisterungsstürme in Europa ausgelöst.

Standing Ovations

Auch die Operettengala im Theater Arth löste am Freitagabend Begeisterung in Form von stehenden Ovationen aus. Nebst den 43 Vorstellungen zur diesjährigen Aufführung («Zigeunerbaron», Johann Strauss), hatte das Ensemble zusätzlich diesen Streifzug durch die Welt der Operette eingeübt. Eine jede der sechzehn Operetten auf dem Programm war einmal in Arth aufgeführt worden. Dem Publikum wurden daraus einzelnen Arien, Duette und Ensemblebeiträge geboten. Den ersten Teil des Abends bestritten nur die Solisten, am Flügel begleitet von Bruno Bühler. Unter der Leitung von Melchior Ulrich warteten nach der Pause zusätzlich das Theaterorchester und der -chor auf. Auch die Einlagen der jungen Tänzerinnen der Ballettschule von Maria-Pia Forster aus Küssnacht bereicherten den Abend. Interessant für das Publikum war, die Solisten für einmal nicht in Perücken und Bühnenkostümen zu erleben, sondern in zeitgemässer Kleidung. Liliane Hafner hat dem Arther Theater 26 Jahre die Treue gehalten. Die Ehrensolistin ist heute ergraut und bezaubert die Zuschauer wie eh und je. Ihr Traumpartner im Rampenlicht ist Walter Manhart. Als Tenor hat er damals begonnen. Nach einer Pause von rund 13 Jahren steht er neu als Bariton auf der Bühne.

Vertraute Gesichter

Auch Emil Büeler und Jacqueline Ott sind inzwischen altvertraute Gesichter und Stimmen. «Die bezaubernde Jacqueline würde ich gerne mal als ‚Carmen‘ erleben», gesteht ein Gast in der Pause. Agnes Ryser schlüpfte mit «Juliska» im Marika Rökks Rolle und Guido Keller schenkte dem Publikum «sein ganzes Herz» (Arie aus «Land des Lächelns»). Max Hermann und Hans Greuter entlockten Heiterkeit mit dem Duett «Ich bin der Prodecan» (Carl Zeller, «Vogelhändler»). In der Operette stösst sich niemand am allfällig vertrockneten Geist von Verwaltungsbeamten, alle amüsieren sich darüber. Sie schmunzeln auch verständnisvoll über Menschen, die auf hochprozentige Getränke setzen. Besonders wenn sie aus der «Fledermaus» sind und «speziell aus Wien eingeflogen wurden». Marcel Zierer setzte als Gefängniswärter «Froschl» humorvolle Akzente.

Insgesamt waren an der Operettengala 70 Personen auf und hinter der Bühne im Einsatz. Sie präsentierten sich als eingefuchstes Team. Das Publikum blickt gespannt auf die nächste Saison dieser grossen Theaterfamilie.