Begegnungen

Jetzt ist genug: Nach 30 Jahren BBZG-Mensa geht Beni Müller in Pension. Bild: Stefan Kürzi

Von Jürg Auf der Maur, Bote der Urschweiz

Nach 30 Jahren als Wirt im Berufsbildungszentrum (BBZG) beziehungsweise in der Pädagogischen Hochschule Goldau fängt für den «Chef» ein neuer Lebensabschnitt an. «Jetzt ist Schluss», sagt Beni Müller. Der Goldauer geht Ende Jahr in Pension und will es ruhiger angehen lassen. «Pläne habe ich noch keine. Ich fahre gerne mit meinem Bike und verbringe viel Zeit im Tessin. Was ich konkret nach Neujahr mache, lasse ich noch offen.»

Beni Müller ist im ganzen Kanton bekannt. Während 30 Jahren führte er als Wirt die Mensa im Berufsbildungszentrum in Goldau im Privatbetrieb. Wie wenn das nicht genug wäre, betrieb er ausserdem einen Party­service und kochte für kleinere und grössere Anlässe von Vereinen und Firmen in der ganzen Region. Vor seinem Wechsel ans Berufsbildungszentrum führten er und seine Frau Monica das bekannte Restaurant und Hotel Terminus an der Goldauer Bahnhofstrasse.

Nur einmal in 37 Berufsjahren machte er einen Abstecher in einen anderen Berufszweig. Er liess sich überzeugen, auf eigene Rechnung eine Firma für Büromaterial zu übernehmen. Doch das ging nicht gut. Schon nach einem Jahr war Schluss. Beni Müller spürte, dass ihn diese Aufgabe nicht faszinierte. «Ich bin mit Leib und Seele Gastronom. Ich konnte nicht Bleistifte und Büromaterial verkaufen und damit von Tür zu Tür gehen.» Heute lacht er darüber, bereuen tut er es nicht.

Fasst er seine Tätigkeit in Zahlen zusammen, staunt man nur. Und es wird einem klar, weshalb an allen Strassenecken und Geschäften alle den sympathischen Berner – er stammt aus Laupen und kam via Zürich nach Arth – kennen. Pro Jahr seien es rund 1’300 Berufsschüler gewesen, die in Goldau ausgebildet wurden. Das entspreche durchschnittlich rund 150 Mittagessen, die er täglich in der Mensa an die künftigen Berufsleute brachte. Bei 180 Tagen mit Schulbetrieb ergibt das rund 27’000 Essen pro Jahr, und bei 30 Jahren kommt Müller sogar auf 810’000 Mäuler, die er nur schon in der Mensa verpflegt hat.

Dazu kommen aber noch unzählige Bezirksschüler aus Steinerberg, Sattel und Rothenthurm, für die er während zwölf Jahren das Essen nach Oberarth liefern konnte. Auch das Pfarreizentrum Eichmatt in Goldau profitierte während 35 Jahren von seinem Wissen. Insgesamt, so schätzt Müller heute, dürften es eine Million Mittagessen in seinem Berufsleben gewesen sein, die er kochte. Er ist damit, ohne zu übertreiben, so etwas wie der «Koch des Kantons».

«Mir war immer wichtig, dass die Schüler das zu essen bekommen, was sie auch gern haben», erklärt er sein Erfolgsrezept. «Ich wollte das kochen, was ihnen die Mütter auch zu Hause liefern.» Das hiesse «urchig, gnueg und gutbürgerlich», so Müller. Das Rezept ging auf: Noch heute kommen ehemalige Berufsschüler auf einen Besuch vorbei und wollen in der Mensa bei Beni Müller essen. Dabei geht es ihnen kulinarisch vor allem um einen Hit von Beni: «Die gelbe Sauce.» Erst kürzlich erkundigten sich drei gestandene Berufsleute, ob er die Sauce, die sie vor 25 Jahren als Stifte in Goldau verschlangen, noch mache. Noch heute aber bleibt das Rezept bei Beni Müller unter Verschluss.

Auf etwas ist der Vollblutgastronom ganz besonders stolz: «Ich hatte nie ‹Lämpen› mit den jungen Leuten, die bei mir zum Essen kamen.» So musste er kein einziges Mal den Rektor beiziehen, weil jemand extra Geschirr auf den Boden warf oder ihm sonst irgendwie schaden wolle. «Ich respektierte die Stifte, und sie respektierten mich und meine Mitarbeiter», so das Erfolgsrezept des bald pensionierten Gastronoms. Wenn einmal etwas in die Brüche ging, dann habe er das aufgeräumt: «Die machten das ja nicht, um mich zu plagen.»

Nur etwas ärgert ihn in den letzten Tagen in seiner Mensa: «Dass ich wegen Corona kein grosses Abschiedsfest machen und mich bei allen bedanken kann, das mag mich.» Aber wer weiss – vielleicht wird das ja noch nachgeholt und die «gelbe Sauce» erlebt nochmals ein kurzes Revival.