Das von der AVES Zug organisierte Podiumsgespräch vom 29. November 2022 zur drohenden Strommangellage in den kommenden Winterhalbjahren stiess auf grosses Interesse. Die Referenten zeigten auf, welche Massnahmen vorgesehen und vorbereitet sind, um die Bewohner des Kantons Zug vor den schlimmsten Auswirkungen einer akuten Winterkrise in der Stromversorgung zu schützen. Sehr viel Positives und Beruhigendes bekamen die rund 70 Besucher allerdings nicht zu hören. Urs Marti, Leiter der Stabsstelle Notorganisation und Chef des kantonalen Führungsstabes Zug, erläuterte in vielen Details die Vorkehrungen seiner Dienststelle für den Fall einer Energieversorgungskrise. Esther Denzler, die neue Chefin der WWZ, des grössten Stromversorgers im Kanton Zug, skizzierte die schwierigen technischen Massnahmen, die bei einer Strommangellage seitens der Stromversorger ergriffen werden müssen. Die Ausführungen der beiden Referenten deckten auf, dass man den drohenden Krisenfall nicht wirklich im Griff hat. Diese kritische Einschätzung ist die Folge der systemischen Probleme, die zu grossen wirtschaftlichen und sozialen Verlusten führen könnten. Die einzige, zielführende Antwort bestehe darin, dass eine Strommangellage im Ansatz vermieden werden müsse. Hier bekam der zuständige Regierungsrat Florian Weber etwas Kritik aus dem Publikum zu hören, weil er die „Motion für eine sichere Stromversorgung im Kanton Zug“ aus dem Jahre 2020 auf die lange Bank geschoben hat.

Vanessa Meury, die junge Präsidentin des Energie Club Schweiz, wies darauf hin, dass die drohende Stromknappheit wenig mit dem Ukraine-Krieg oder bösen Mächten zu tun hat, sondern selbstverschuldet ist. Sie ist das Resultat der sogenannten Energiewende oder Energiestrategie 2050, die mit falschen Argumenten angepriesen wurde und dementsprechend 2017 in der Volksabstimmung mit 58 % angenommen wurde. Heute wäre dies wohl nicht mehr der Fall. Nach Meury geht es einfach nicht auf, dass man klimapolitisch „Netto-Null“ bei den CO2-Emissionen erreichen will und gleichzeitig CO2-freie AKW abstellt. Kernkraftwerke tragen die Hauptlast bei der Bereitstellung des winterlichen Bandstroms und können nur zu einem kleinen Teil durch intermittierenden „Flatterstrom“ aus Wind- und Solaranlagen ersetzt werden. Die erwünschte „Dekarbonisierung“ erfolgt mittels „Elektrifizierung“, was wegen zunehmender Elektromobilität und Wärmepumpen zu stark wachsendem Strombedarf führt. Der Energie Club Schweiz hat deshalb eine Initiative gestartet, damit der Bund endlich klare Verantwortlichkeiten für die Stromversorgung festlegt. Gleichzeitig wird die Technologiefreiheit für alle Arten der klimaschonenden Stromproduktion gefordert – dies umfasse auch Strom aus AKW. Seit dem Start vor drei Monaten lägen bereits 50‘000 Unterschriften vor.

Aktion für vernünftige Energiepolitik (AVES Zug)
Konrad Studerus, Edlibach


AVES Zug

Die Referenten (vlnr): Vanessa Meury, Energie Club Schweiz; Urs Marti, Stabsstelle Notorganisation und kantonaler Führungsstab Zug; Esther Denzler, CEO WWZ; Regierungsrat Florian Weber, Energie- und Baudirektor

Die kantonalen Führungsspitzen in einer Strommangellage: Regierungsrat Florian Weber (rechts) und Urs Marti, Leiter Stabsstelle Notorganisation und kantonaler Führungsstab (links)

Teilausschnitt des Publikums