Gedicht von Karl May
Sei mir gegrüsst und heisse mich willkommen,
du Erdenfeste die zum Himmel ragt!
Wie mancher, mancher hat dich schon erklommen
der nicht wie du nach Gottes Himmel fragt!
Ich aber komm zu dir, zu ihm zu beten
aus meines Herzens allertiefsten Grund,
denn seine Sterne sind mir wie Propheten;
vielleicht tun sie mir seinen Willen kund.
Sei mir gegrüsst! Ich nahe aus der Tiefe
und steige hier zu meinem Gott empor.
Mir ist, als ob mich seine Stimme riefe,
so voller Güte wie noch nie zuvor.
Ich folge gern und freudig diesem Rufe,
der hell in meinem Innern mir erklingt.
Sei mir gesegnet als die heil’ge Stufe,
die mich dem Himmel heute näher bringt!
Wie glücklich bist du doch! An deinem Fusse
küsst Gottes Wasser liebend Gottes Land.
Aus blauen Fluten taucht empor die Muse
und reicht mir lächelnd ihre weisse Hand.
Der zarte Nebel zieht um mich den Schleier,
doch deutlich liegt vor mir der stille Pfad;
ein Glöcklein klingt in frommer Sonntagsfeier,
und du, du Hoher, zeigst dich im Ornat.
So soll es denn, wie ich geahnt, geschehen,
Hinauf, hinauf! Die Sehnsucht zaudert nicht.
Dort oben will ich Gottes Wunder sehen,
durch die er laut zu seiner Menschheit spricht.
Dort soll sich mir die Macht der Liebe zeigen,
die felsenfest sich ihre Säulen baut,
und ich will mich anbetend vor ihr neigen,
wenn sie im Glühn der Alpen auf mich schaut.