aus dem kirchlichen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben der Jahre 1954 – 1990
in der Kirchgemeinde Arth und der politischen Gemeinde Arth

Chronik der Ereignisse vom Abschluss der Aussenrenovation der Pfarrkirche anno 1954 bis zum Abschluss der Aussenrenovation im Jahre 1991

DAS KIRCHLICHE GESCHEHEN

Innen- und Aussenrenovationen der Pfarrkirche

Die Öffnung des Gotthardpasses für den Verkehr im 12. Jahrhundert schuf nicht nur die kürzeste Nord-Süd-Verbindung über die Alpen, sondern brachte auch der Talschaft am südlichen Ende des Zugersees durch den aufkommenden Handelsverkehr eine Periode blühender Entwicklung. Arth errichtete an der Nahwehri eine Sust mit Zollbüro . Aber auch kirchlich stellte sich das Bedürfnis, die beiden alten, aus dem 8. bzw. 9. Jahrhundert stammenden Talkirchen, St. Georg und St. Zeno, durch eine neue, grössere Kirche in der Mitte des Dorfes zu ersetzen. Sie wurde 1315, also zur Zeit der Morgartenschlacht, vollendet. Die ausserordentliche Grösse dieser Kirche lässt darauf schliessen, dass das Dorf am See bereits zur Grösse und Bedeutung eines «Fläckens» herangewachsen war.

Die zunehmende Bevölkerungszahl erforderte dann eine geräumigere Kirche, die 1694-1696 erbaut wurde. Mitentscheidend aber war bestimmt auch die geistige Zeitenwende, welche dem neuen Lebensgefühl des Barock und der Gegenreformation einen sichtbaren Ausdruck verleihen wollte. Von der «altertümlichen» gotischen Kirche blieb nur der untere Teil des Turmes stehen. Der Bau selber aber ist nicht nur eine der ersten, sondern auch der schönsten Barockkirchen der Innerschweiz.

In den Jahren 1894-1896 – zur «zweiten Säcularfeier» – erfolgte eine umfassende und verändernde Innenrenovation.

Im 20. Jahrhundert erlebte unsere Pfarrkirche mehrere Erneuerungen. Eine erste Aussenrenovation fand 1954-1956 statt; die Baukosten beliefen sich, nach Abzug der eidgenössischen und kantonalen Subventionen, auf über 1,3 Millionen Franken.

Die Jahre 1979-1981 brachten eine gründliche Sanierung und umfassende Erneuerung des Kircheninnern; sie erforderte erhebliche finanzielle Mittel und beanspruchte eine längere Bauzeit. Während dieser Zeit kam die Gottesdienstgemeinde im eigens dafür hergerichteten Saal des Georgsheimes zusammen. Am 5. April 1981 konnte unsere Pfarrkirche St. Georg und Zeno in einer feierlichen Zeremonie ihrem Zweck wieder zur Verfügung gestellt werden. Schiff und Chor präsentieren sich wie ein strahlender barocker Festsaal. Die Wände und Pfeiler erhielten einen frischen weissen Anstrich, die Statuen und der Altaraufbau wurden neu bemalt, die Gemälde aufgefrischt, die Glasfenster vom Ende des letzten Jahrhunderts durch stilgerechtere Butzenfenster ersetzt. Zur feierlichen Einweihung durch Diözesanbischof Dr. Johannes Vonderach erschien auch der für die Erhaltung des Kulturgutes zuständige Vorsteher des Departementes des Innern, Bundesrat Hans Hürimann aus dem benachbarten Walchwil. In seiner Ansprache gab er seiner Freude über das gelungene Werk zum Ausdruck und versprach den in Aussicht gestellten Zustupf aus der Bundeskasse.

Der Innenrenovation folgte 1990 die ebenfalls unumgänglich gewordene Renovation des äusseren Kleides der Kirche. Vor 36 Jahren, anno 1954, wurden neuartige Materialien verwendet, die sich leider nicht bewährt haben. Vor allem dei Turm wies auf der Wettersei te gegen den See hin schwere Schäden auf. Seit Ende Oktober 1990 sind nun Kirche und Turm abgerüstet, und im Herzen des Dorfes erhebt sich – fast etwas stolz – das imposante Gotteshaus in einem überraschend schönen und feierlichen Gewand. Die Gemeinde Arth darf sich freuen, eine der prächtigsten Kirchen von hohem kunsthistorischem Wert zu besitzen. Sie erwartet aber auch mit Sehnsucht den neuen Pfarrer, der wieder mit neuer Hingabe und Engagement auch das innere Leben der Kirche, der christlichen Gemeinschaft, anregt und befruchtet.

Erneuerung des Glockengeläutes

Am Passionssonntag 1954 ist die älteste Glocke unseres Kirchengeläutes gesprungen. Ein 20-30 cm langer Riss über dem Schlagring verbot ein weiteres Läuten. Damit verstummte jene Glocke, die kurz nach den Schlachten von Sempach und Näfels im Jahre 1389 als Friedensglocke gegossen wurde und während Jahrhunderten die Gläubigen unserer Pfarrei zum Gebet und zum Gottesdienst rief.

Dieses Unglück war der Anlass zur Erneuerung des gesamten Kirchengeläutes. Viele grosszügige Spender haben dazu beigetragen, dass in unserem Turm eines der schönsten Glockengeläute weit und breit hängt. Es besteht aus folgenden Glocken:

Name Tonhöhe Gewicht gegossen
St. Georgs-Glocke G 5810 kg 1955
St. Niklaus von Flüe-Glocke H 3200 kg 1637
Evangelisten-Glocke d 1945 kg 1447
Muttergottes-Glocke e 1208 kg 1955
Heilig-Kreuz-Glocke fis 903 kg 1955
Schutzengel-Glocke 9 735 kg 1955

Am 19. Mai 1955 fand die feierliche Glockenweihe statt. Die al te st. Georgs-Glocke von 1389 aber steht seither beim Friedhofeingang neben der Heilig-Kreuz-Kapelle auf einem Grani tfindling des Reussgletschers und erinnert mit ihrer Inschrift an den Frieden auch in unserer Zeit: «König der Herrlichkeit, komme zu uns mit Deinem Frieden!»

Die Kirchenorgel

Über die Orgeln in unserer Pfarrkirche haben wir für die Zeit vor 1896 (der «zweiten Säcularfeier») nur wenig geschichtliche Kenntnisse. Bekannt ist lediglic, dass vor dem Kirchenbau von 1694-1696 eine Orgel über der Emporkirche stand. Die anlässlich der Kirchenrenovation von 1896 neu eingebaute Orgel verwendete eine neue Technik, der allerdings erhebliche Mängel anhafteten. In einem Befund von 1946 kann man nachlesen: «Übrigens ist der Holzwurm in der ganzen Orgel verbreitet und droht die Orgel in einenTrümmerhaufen zu bohren.» Die Bestrebungen für einen Neubau wurden jedoch aus Kostengründen Jahr für Jahr verschoben.

Am 20. Dezember 1970 war es endlich so weit, dass am 4. Adventssonntag im Festgottesdienst und im Kollaudations-Konzert eine neue Orgel erklingen konnte. Unsere Pfarrkirche und somit die Gottesdienstbesucher erhielten damit ein Instrument, welches die hohen Ansprüche der Kirchenmusik in schönstem Mass zu erfüllen vermag. In der Folgezeit erklang diese Orgel nicht mehr nur im Gottesdienst, sondern auch in Konzerten, die mittlerweile nun schon zur Tradition geworden sind und Orgelmusikfreunde von weit und breit herbeizulocken vermögen.

Die neue Friedhofhalle

Fast gleichzeitig mit dem Abschluss der Aussenrenovation von 1954/56 konnte ein anderes kirchliches Bauwerk fertiggestellt und in Dienst genommen werden: die neue Friedhofhalle . Gab die Standortfrage zwar einiges zu diskutieren, so fehlte es doch nicht an edlen und grosszügigen Spendern. Stellvertretend seien die Gebrüder Karl und Jakob Bucher (Sternen) genannt. Die künstlerische Ausschmückung stammt von Kunstmaler Hans Schilter. Am Michaelstag 1954, am 29. September, wurde die Friedhofhalle eingeweiht.

Friedhofsanierung

Der rund um die Pfarrkirche gelegene Friedhof dient seit Generationen der Bestattung der Verstorbenen. Inzwischen aber entspricht diese Anlage nicht mehr den Erfordernissen: das Erdreich vermag – durch die jahrhundertelange Benützung – den Verwesungsprozess nicht mehr genügend zu fördern; dem Friedhof fehlt die nötige Entwässerung; zudem mangelt es am erforderlichen Platz. Dies alles rief nach einer gründlichen
Sanierung.

Der aus demokratischen und sozialen Überlegungen verständliche Plan, im Zusammenhang mit einer Friedhoferneuerung das alte Privileg der Geschlechtergräber aufzuheben, stiess aber auf den erbitterten Widerstand alter Arther Familien, welche sich vehement für ihre wohlerworbenen Rechte einsetzten und sogar mit dem Gang vors Bundesgericht drohten. Das Privileg der Geschlechtergräber geht auf die Zeit des Baus der barocken Pfarrkirche zurück. Den Bürgern wurde-damals für ihre vielfältigen Frondienste und finanziellen Leistungen gesonderte Begräbnisplätze zugesprochen – für sich und ihre Nachkommen «auf ewige Zeiten». Glücklicherweise konnte doch noch ein Kompromiss gefunden werden zwischen dem Rechtsanspruch alter Arther Geschlechter und der als zwingend notwendig erachteten neuen Friedhofordnung.

Die Schlussphase der Friedhoferneuerung ist im April 1991 noch immer im Gange.

UNSERE KAPELLEN

Nicht nur unsere grosse frühbarocke Pfarrkirche erfuhr im Laufe der vergangenen 40 Jahre umfassende Restaurierungen – auch eine ganze Reihe von Kapellen und Gottesdiensträumen in unseren Gemeindemarchen wurden erneuert.

Heilig-Kreuz-Kapelle

1961 wurde die Heilig-Kreuz-Kapelle, innerhalb der Friedhofmauern gelegen, restauriert. Grosszügige Spender stifteten den Altar.

Bürgerheim-Kapelle

1962 wurde auch die Kapelle des Bürgerheimes renoviert und zeitgemässen liturgischen Anforderungen angepasst.

Malchus-Kapelle

Seit 1965 erstrahlt die kleine Malchus-Kapelle am Pilgerweg nach Rigi-Klösterli zu «Unserer Lieben Frau zum Schnee» in neuem Glanz.

Marienkapelle Oberarth

Im Oberdorf, an der Hauptstrasse gelegen, steht die alte Marienkapelle. Ursprünglich am Aa-Bach, bei der Mühle, an der Stelle, wo 1466 Ital Reding der Jüngere (der «Eisenkopf von Greifensee») ermordet worden war, hat seine Witwe eine Kapelle bauen lassen. Diese wurde am 18. April 1469 vom Konstanzer Weihbischof Thomas Weldner benediziert, als er auf dem Weg in den Ranft war, das Wunderfasten des Heiligen Bruder Klaus zu prüfen. Die Wasser des Aa-Baches haben sie zweimal stark beschädigt. 1749 entschloss man sich zum Bau einer grösseren Kapelle, weiter unten am Weg gegen Arth; sie wurde 1753 eingeweiht.

Das einer Stiftung der Familie Reding unterstehende Gotteshaus ist inzwischen reparaturbedürftig geworden; das Stiftungsvermögen reichte für eine Renovation nicht aus. In mehrjährigen Verhandlungen wurde eine Übereinkunft zwischen der Familienstiftung, der Römisch-Katholischen Kirchgemeinde sowie der politischen Gemeinde gefunden: damit konnte nicht nur die Renovation der Kapelle mit vereinten Kräften durchgeführt, sondern gleichzeitig auch die gottesdienstliche Betreuung der Oberarther Katholiken sichergestellt werden.

Zum glücklichen Gelingen des ganzen Werkes aber hat die ganze Bevölkerung – ungeachtet ihrer konfessionellen Zugehörigkeit – entscheidend beigetragen. Der grosse Volks-Bazar vom Juni 1965 hat rund die Hälfte der Renovations-Kosten eingebracht.

Treubesorgte Gläubige schenkten dem Heiligtum zwei neue Glöcklein; denn die grössere der beiden alten Glocken ist nach über 300 Jahren spröde geworden und musste ersetzt werden. Am Sonntag, 25. September 1965, hat Pfarrer BarmettIer die neuen Glocken eingeweiht.
Leider wird seit Mitte der 80er-Jahre die Marienkapelle nicht mehr für den öffentlichen Gemeindegottesdienst benützt. unselige Kontroversen mit traditionalistisch gesinnten Katholiken haben die Verantwortlichen unserer Pfarrei zu diesem gar nicht leichten Schritt bewogen. Es bleibt die Hoffnung, dass auch hier die Besinnung auf Jesu Bitte um Einheit kleinliches Konventikel-Denken zu überwinden vermag.

Kulm-Kapelle

1967 erstand auf den Höhen des Rigiberges, unterhalb des Hotels Rigi-Kulm, auf Initiative von Hotelier Käppeli und Pfarrer BarmettIer und mit Hilfe vieler Spender die neue Rigi-Kulm-Kapelle «Regina Montium». Am Ostermontag 1967 konnte sie eingesegnet und der erste Gottesdienst darin gefeiert werden. Seit 1969 ziert ein Glasfenster von Kunstmaler Hans Schilter die Altarwand. Kardinal Benno Gut, der frühere Abt von Maria Einsiedeln, hat dieses innig-schlichte Altarfenster «Maria Königin der Berge» am 2. August 1969 eingeweiht.

St. Adrians-Kapelle

Die einst im Altensee 1480 erstellte Kapelle zu Ehren des Heiligen Adrian wurde nach mehreren Zerstörungen durch den Rufibach weiter südlich, auf einem herrlich isolierten Hügel, neu gebaut. Sie wurde am 29. Juli 1890 von Probst Tanner benediziert und am 3. Oktober 1892 von Bischof Johann Fidelis Battaglia geweiht. Das idyllisch gelegene Heiligtum hat also vor kurzem sein 100-Jahr-Jubiläum feiern können.

St. Georgs-Kapelle

Auch unsere alte St. Georgs-Kapelle erstrahlt wieder in neuem Glanz. Nach zweijährigen Renovationsarbeiten und gründlichen archäologischen Grabungen wurde sie am 19. Juli 1969 in einer schlichten Feier, verbunden mit einer Abendmesse vor der Kapelle, wiedereröffnet. Sie präsentiert sich ihrer langen Geschichte würdig. Der erste Vorläufer des bestehenden Baues gehört, zusammen mit der St. Zenokirche (der Kapuzinerkirche), zu den ältesten Kirchen der inneren Täler der Zentralschweiz. Sie darf ruhig ins 9. oder gar ins 8. Jahrhundert zurückdatiert werden. Erbauer der ersten Kirche waren die Grafen von Lenzburg. Die Kosten der Renovation beliefen sich auf 250’000 Franken. An der Finanzierung wirkten Bund, Kanton und Gemeinde mit. Und die ganze Bevölkerung hat mit grosszügigen Opfern und Spenden zur Erhaltung dieses altehrwürdigen Heiligtums beigetragen.

Rigi-Klösterli

Unser Heiligtum auf der Rigi, die Bergkapelle «Maria zum Schnee», durfte im Jahre 1971 ihr 250-jähriges Bestehen feiern. Der jetzige Bau wurde am 9. Oktober 1721 vom Konstanzer Weihbischof Ferdinand Geist eingeweiht und hat seither unzählige Pilger und Berggänger zu stiller Rast eingeladen; noch immer aber dient es in erster Linie uns ern Älplern auf den Rigialpen als ihr Gotteshaus. Und seit eh und je sorgen die Kapuziner für das geistliche Wohl der Besucher. Ihnen wurde denn auch 1968 ein neues Hospiz gebaut.

Am Fest Maria Geburt, am 8. September 1989 konnte unser Rigi-Klösterli nochmals jubilieren. Denn nun sind es schon 300 Jahre her, dass die Rigi-Sennen im Jahre 1669 die erste Kapelle erbauten. Diese hat sich aber schon bald als zu klein erwiesen und wurde 1721 durch eine grössere Kirche ersetzt.

UNSER KAPUZINERKLOSTER

Vor rund 300 Jahren hat das Volk von Arth ~ie Kapuziner in sein Dorf am See gerufen und ihnen das Kloster gebaut. Am Sonntag, den 11. Dezember 1955, feiert die Kapuziner-Kommunität zusammen mit dem Volk von Arth das 300-jährige Bestehen ihres Klosters. Die kleine Ordensgemeinschaft konnte am 6. Dezember 1655 die alte St. Zeno-Kirche und die neuerrichteten Klostergebäulichkeiten beziehen. Generationen von Gläubigen haben den Brüdern des Heiligen Franz das Vertrauen geschenkt, und diese haben mit viel seelsorglicher Liebe segensreich gewirkt.

Inzwischen ist eine gründliche Sanierung des ganzen Baues unumgänglich geworden. Es wurden die Fenster, die Vorhalle, und die Empore an der Rückwand der Kirche von allen architektonischen Mängeln befreit. Zeitgemässe geschlossene Beichtstühle wurden eingebaut. Die drei Altäre, eine kunsthandwerkliche Meisterleistung, wurden samt den Originalgemälden restauriert und in ihrer ursprünglichen Schönheit wiederhergestellt. Der innere Chor der Klosterfamilie wurde von Feuchtigkeit und schwarzen Wänden geheilt. Neben dem Haus des Herrn wurde auch für die Armen und für die fahrenden Brüder, welche an der Klosterpforte ihren Teller Suppe erbitten, ein warmen Stübchen hergerichtet, damit auch hier die Liebe zu armen Mitmenschen zu ihrem Recht kommt.

Seit 300 Jahren haben Volk und Kapuziner zu ihrem gemeinsamen Kloster Sorge getragen und zusammengehalten. Umso grösser war die Freude, als am Feste Maria Verkündigung, am 25. März 1963, die neurenovierte Klosterkirche mit einem feierlichen Gottesdienst wiedereröffnet werden konnte.

Der grosse geistige Umbruch in der gegenwärtigen Zeit hat auch im Heim unserer vom Volk geliebten Kapuziner nicht Halt gemacht. Der Nachwuchsmangel für den seelsorglichen Dienst hat die hiesige Klostergemeinschaft auf 3-5 Ordensmänner zusammenschrumpfen lassen. Glücklicherweise ist uns die Betreuung des Klosters durch die Brüder des Heiligen Franz erhalten geblieben. Geändert aber hat die Aufgabe und Funktion. Das Kapuzinerkloster ist 1977 zu einem Meditationskloster geworden: zu einer Stätte der Ruhe, der Besinnung und des Gebetes, und zwar für alle Menschen, die ihrem Leben einen hohen Sinn geben und aus der Kraft der Stille ihr Leben befruchten möchten. Sie haben die Möglichkeit, sich für einige Tage oder Wochen an diesem geeigneten Ort zur Meditation zurückzuziehen.

DIE SEELSORGER UNSERER PFARREI

Pfarrer Josef Werner Barmettler hat während 33 Jahren (1936- 1969) mit seelsorglichem Flair und gesundem, klugen Wirklichkeitssinn die Geschicke unserer Pfarrei geleitet. Es war eine belebte Zeit. Unter ihm wurde die Innenrenovation (1942) und Aussenrenovation (1954) unserer Pfarrkirche durchgeführt; manches andere kirchliche Gebäude erstand wieder in neuem Glanz; und schon 1949 bekam die Pfarrei mit dem Georgsheim einen wichtigen Ort der Begegnung. Für seine Verdienste wurde dem initiativen Seelsorger das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde Arth verliehen. Im Jahre 1969 verliess er die Pfarrei, um in Oberrickenbach eine leichtere Alters-Aufgabe zu übernehmen. Am Fest Maria Geburt, am 8. September 1977, durfte er sein Diamantenes Priesterjubiläum feiern. Der unermüdliche Seelsorger ist am 13. Juni 1977 auf der Rückfahrt von der Beerdigung eines seiner theologischen Studienkollegen mit dem Auto tödlich verunglückt; er wurde unter grosser Anteilnahme der Bevölkerung auf den Priestergräbern in Arth beerdigt.

Viktor Ammann, seit 1949 Kaplan in Arth, hat sich grosse Verdienste um den Aufbau lebendiger Jugendvereine erworben. Er reichte im Dezember 1957 seine Demission ein, um zunächst in Flüelen und dann in Herrliberg eine Pfarrstelle zu übernehmen.

Am 26. September 1958 wurde an seine Stelle Anton Imholz zum Kaplan gewählt. Er war ein treuer und eifriger Seelsorger. 1977 riefen ihn unsere Steinerbergler Nachbarn als Pfarrer ins Heiligtum der Heiligen Mutter Anna.

Am 21. Januar 1966 starb unerwartet früh im Alter von 53 Jahren Kaplan Josef Holdener, ein beliebter und origineller Seelsorger. Am 2. Juli 1964 konnte er sein Silbernes Priesterjubiläum feiern. «Er ist zu den alten und kranken Leuten gut gewesen» – das ist wohl das schönste Kompliment, das man einem Priester machen kann. Seine Stelle wurde nicht wieder besetzt.

Franz Römer, ein Arther Bürger und jahrelang Stadtpfarrer von Glarus, zog als Pfarr-Resignat ins obere Kaplanenhaus ein, wo er seinen Lebensabend verbrachte und noch manchen wertvollen Seelsorgsdienst versah, besonders bei den älteren Leuten. Bis 1986 feierte er mit den Pensionären des Bürgerheims regelmässig Gottesdienst – selbst wenn er mit dem Auto bis an die Tür gebracht werden musste. Am 21. Juli 1988, 5 Tage nach seinem 94. Geburtstag, konnte er gar noch das seltene Fest des Steinernen Priesterjubiläums feiern. Er starb am 16. Mai 1989 im Alter von 95 Jahren, als Priestersenior der Diözese Chur.

Pfarr-Resignat Johann Dudle, von Bischofszell, der von 1924- 1935 als Pfarrer von Arth wirkte und darauf in Oberurnen eine leichtere Wirkungsstätte übernahm, starb 1968 im Alter von 86 Jahren und fand in den Priestergräbern unserer Kirche seine letzte Ruhestätte.

Am 5. Oktober 1969 übernahm Albert Fuchs als neugewählter Pfarrer die Leitung der Gemeinde. Der aus Oberiberg stammende Bauernsohn fand bald die Sympathie und das Vertrauen der ganzen Bevölkerung. Manche Initiative hat er ergriffen, um den guten Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils auch in unser Arther Kirchenleben hineinzutragen. Die Forderung nach Demokratisierung der Kirche und vermehrtem Einbezug der Laien in Dienst und Verantwortung der Seelsorge veranlassten ihn schon bald zur Gründung des Pfarreirates – eines Gremiums, das wir uns heute kaum mehr aus der Pfarrei wegdenken könnten. Am 19. April 1970 wird der erste Pfarreirat bestellt. Unter Pfarrer Fuchs wurde auch die grosse Innenrenovation in die Wege geleitet, welche unsere Kirche aus dem Jahre 1696 wieder zu einem strahlend-festlichen Barockraum gemacht hat. Im Juni 1977 verliess Albert Fuchs die Pfarrei, um in Stans das Pfarramt zu anzutreten.

Nach dem Wegzug von Kaplan Imholz konnte auch diese verbliebene Kaplanenstelle nicht wieder besetzt werden. Die diözesane Personalplanung sieht denn auch in Zukunft für die Pfarrei Arth höchsten einen einzigen vollamtlichen Seelsorger vor. Aber die Gemeinde durfte sich glücklich schätzen, für volle 7 Jahre die Dienste eines Resignaten in Anspruch nehmen zu können. Don Arturo Lardi, früher Pfarrer in Poschiavo, fand hier in Arth eine Altersposten, den er bis zu seinem gesundheitsbedingten «Rückzug» ins Puschlav, am 13. Oktober 1985, mit viel Engagement versehen hat.

Auf Albert Fuchs folgte Pfarrer Bruno Werder aus Küssnacht. Sein grosses Anliegen war die «geistige Innenrenovation» der Kirche – im Geiste des «aggiornamento» des Vatikanischen Konzils. Unter ihm wurde noch die erneute Aussenrenovation der Pfarrkirche – die zweite innerhalb von weniger als 40 Jahren – in Angriff genommen, die in diesen Tagen zum Abschluss kommt. Am 19. August 1990 verabschiedete er sich – nach 13 Jahren Dienst – von unserer Pfarrei, um neu die grosse Pfarrei von Schattdorf zu übernehmen.

Da Arth auf absehbare Zeit hin keinen neuen Pfarrer erhält, haben sich die Gläubigen entschlossen, nicht nur die administrativen Aufgaben, sondern auch die seelsorglichen Dienste – soweit sie dies selber tun können und dürfen – vorübergehend auf ihre eigenen Schultern zu nehmen und sich für eine selbstverantwortliche und immer lebendigere Pfarrei zu engagieren. Der in der seelsorglichen Mitverantwortung stehende Pfarreirat geht damit durch seine bisher wichtigste Bewährungsprobe. Vor allem das Engagement von Frauen in Seelsorge und Liturgie ist eine echte Bereicherung des Gemeindelebens.

Für die Gottesdienste mit Eucharistiefeier dürfen sich die Aushilfspriester dankbar auf ihre aktive Mitarbeit verlassen.

HEILIGE PRIMIZ

Primiz 1971

1971 erlebte die Pfarrei Arth ein eher selten gewordenes Fest: eine Heilige Primiz. Am Ostersonntag, am 11. April, durfte Walter Eigel zum ersten Mal der Eucharistie vorstehen, nachdem er zuvor am Palmsonntag im Missionshaus Bethlehem Immensee zum Priester geweiht worden war. Die ganze Gemeinde feierte dieses festliche Ereignis mit – ein Freudentag, der mit viel Hoffnung, Erwartung, aber auch Zuversicht erfüllt war, wissen doch die Gläubigen, dass sie für ein lebendiges Christsein in kirchlicher Gemeinschaft immer wieder auf die Impulse von jungen und «geistlichen» Menschen angewiesen sind.

Die letzte Primiz eines Arthers in der Pfarrkirche lag mehr als ein Vierteljahrhundert zurück. Damals, im Jahre 1945, war Martin Weber von Gengigen dieses Glück beschieden. Walter Eigel ist – wie übrigens auch Martin Weber – Mitglied der Missionsgesellschaft Bethlehem Immensee, die weltweit ihre missionarische Tätigkeit ausübt. Die Immenseer Missionare wollen nicht einfach in der alten Form den Glauben predigen; vielmehr soll die Frohbotschaft des Evangeliums in Wort und Tat verkündet werden. Der innerste Gehalt des Evangeliums ist die Botschaft für ein Leben in Fülle für alle. Weltweite Solidarität verpflichtet die Missionare zum Einsatz für Gerechtigkeit und für die Befreiung der Armen und Unterdrückten aus jeglicher Not – und letztlich ist ein jeder Christ gerufen, Missionar zu sein.

Walter Eigel, geboren am 15. Oktober 1943, ist der Sohn von Walter und Mathilde Eigel-Bründler, die seit Jahrzehnten im Dorf einen kleinen Druckereibetrieb führen. Zusammen mit seinen beiden Schwestern Verena und Elisabeth ist er hier in Arth aufgewachsen und ist auch heute noch eng und gern mit seiner Heimatpfarrei verbunden. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass er für die Zeit der Pfarrvakanz von 1990/91 formell die Funktion des Pfarrprovisors übernommen hat.

Primiz 1990

Am Feste Maria Erwählung, am 8. Dezember 1990, durfte unser Mitbürger Hugo Imhof das erste Heilige Messopfer feiern. Am 2. Dezember 1960 den Eltern Karl und Marie Imhof-Lindauer geboren, fand er auf dem dritten Bildungsweg zu seinem hohen Beruf. Nach einer Bürolehre absolvierte er das Noviziat bei den Franziskanern auf der Insel Werd und durchlief die theologischen Studienjahre in Heiligenkreuz bei Wien. Nun hat er sich in den Dienst der Diözese Chur gestellt. Am 18. November wurde er von Bischof Wolfgang Haas zum Priester geweiht. Die ganze Pfarrei Arth wünscht ihm ein segensreiches Wirken im Weinberg des Herrn.

UNSERE EVANGELISCH-REFORMIERTE SCHWESTERKIRCHE

Unsere Schwesterkirche, die Evangelisch-Reformierte Kirchgemeinde Arth-Goldau, konnte am 24. September 1961 ihr neues Kirchgemeindehaus am alten Tramweg einweihen. Damit ging für unsere reformierten Mitchristen ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung. Das Haus dient aber nicht nur den konfessionseigenen Bedürfnissen, sondern steht auch für viele wertvolle Bildungsveranstaltungen der ganzen Gemeindebevölkerung offen. Es festigt so den ökumenischen Aufbruch und den Geist der kirchlichen und menschlichen Solidarität.

Die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Konfessionen begannen ja nicht blass im Jahr 1900, als auf dem Oberarther Nagelfluh-Sporn die Kirche gebaut wurde, sondern reicht ins Jahr 1519 zurück. Damals gründete der Arther Pfarrer Balthasar Trachsel, ein Freund des Zürcher Reformators Ulrich Zwingli, eine kleine neugläubige Gemeinde, die sich allerdings während mehr als 100 Jahren nur insgeheim in abgelegenen Bauernhäusern zu Gebet, Predigt und Lesung des Evangeliums zusammenfinden konnte.

«ut omnes unum sint» – diese Bitte unseres gemeinsamen Herrn, «dass alle eins seien», besitzt auch heute noch ihre unverminderte Gültigkeit und Dringlichkeit.


DAS POLITISCHE GESCHEHEN

Die allgemeinen politischen Ereignisse sind so vielfältig, dass sie hier in diesem kleinen chronistischen Rahmen nicht alle erwähnt werden können.

Politische Persönlichkeiten

Stellvertretend für das persönliche Engagement im Dienste der ganzen politischen Gemeinschaft seien hier zunächst die Namen unserer Gemeindepräsidenten vermerkt:

1954 – 1958 Josef Risi-Bürgi, Arth
1958 – 1962 Andres Schindler, Goldau
1962 – 1964 Dr. Anton Eberle, Arth
1964 – 1966 Peter Sidler, Arth
1966 – 1972 Franz Anton Kennel, Arth
1972 – 1978 Hans Probst, Goldau
1978 – 1982 Josef Kraft, Arth
1984 – 3.10.85 Fidel Kenel, Arth (im Amte verstorben)
3.10.1985 – 1.12.1985 Herbert Steiner, Goldau (Gemeindevizepräsident)
1.12.1985 – (1992) Herbert Steiner, Goldau

Gemeindeschreiber Caspar Jütz-von Reding, oder der «Kanzler», wie er auch genannt wurde, war während über 30 Jahren im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben der Gemeinde eine führende Persönlichkeit. Während 40 Jahren war er im Kantonsrat, waltete 30 Jahre lang als Gemeindeschreiber und 32 Jahre als Verwaltungsratspräsident der Arth-Rigi-Bahn. Ebenso war er viele Jahre Mitglied des ,Bankrates der Kantonalbank Schwyz, später und bis zu seinem Tod auch Bankpräsident. Caspar Jütz zeichnete danebst für viele politische, wirtschaftliche und kulturelle Vereinigungen als Präsident oder als versierter Organisastor ihre vielfältigen Aktivitäten. Bis zu seinem Tode war er auch Präsident der Römisch-Katholischen Kirchgemeinde Arth. Caspar Jütz starb am 3. Mai 1972 nach einer längeren Krankheit im Alter von 80 Jahren.

Bei den Nationalratswahlen 1975 wurde unser Mitbürger Josef Risi-Bürgi, Zayenfeld, Arth, in den Nationalrat gewählt. Er gehörte der Volksvertretung während drei Amtsperioden – also während 12 Jahren – an. Er war vor allem Landwirtschaftspolitiker und Fachmann für Wirtschaftsfragen im Parlament. In den 50er und 60er Jahren war er Gemeindepräsident und Kantonsrat . Beruflich betätigt er sich als Tierarzt in unserer Region. Er war Inhaber mehrerer Landwirtschaftsbetriebe und arbeitete selbst aktiv auf den Bauernhöfen mit, soweit sein Berufsleben und die politische Arbeit dies zuliessen.

Eine Hiobsbotschaft für alle Gemeindebürger war der plötzliche Tod unseres Gemeindepräsidenten Fidel Kenel. Bei der Bearbeitung seines heimatlichen Feldes wurde er infolge eines Unglücksfalles seiner Familie und unserer Bürgerschaft entrissen. Sein gerades und umsichtiges Wesen wurde von allen sehr geschätzt.

Eine besondere Ehre wurde unserer Gemeinde zuteil, als am 28. Juni 1990 Regierungsrat Franz Marty zum Landammann des Standes Schwyz ernannt wurde. Nach einem Unterbruch von 40 Jahren kann die Gemeinde Arth – zum fünften Mal seit Gründung des Bundesstaates – wieder einmal den Landammann stellen. Während seiner 12-jährigen Zugehörigkeit zum Schwyzer Kantonsrat hat er sich vor allem mit Aufgaben der Bildung (Schulhausbau), der Wirtschafts- und Finanzpolitik befasst. Als Landammann wird er das Land Schwyz an allen offiziellen Feiern im Jubeljahr der Eidgenossenschaft vertreten.

Politische Ereignisse

Aus der Fülle der politischen Ereignisse seien auch hier nur einige wenige herausgegriffen, die aber Marksteine in unserem bürgerlich-zivilen Leben gesetzt haben.

Gleichberechtigung der Frau

Was während Jahrhunderten undenkbar schien, ist am 5. März 1972 endlich Wirklichkeit geworden: die Einführung des Stimm- und Wahlrechtes für Frauen ist ein human-geschichtliches Ereignis, das die endgültige Abkehr vom politischen und wirtschaftlichen Patriarchat anbahnt und die längst fällige Gleichberechtigung der Frau in allen Aspekten des menschlichen und gesellschaftlichen Lebens gesetzlich fordert. Dieses eidgenössische Ereignis wird seine Auswirkungen auch im Alltag unserer Gemeinde haben.

Trennung von Kirche und Staat

Die ebenfalls in die Berichtsperiode fallende Trennung von Kirche und Staat sowie das ökumenische Zusammenrücken der Konfessionen ist ein weiteres Beispiel für den erklärten Willen aller zu gemeinsamer Arbeit im Dienst des Ganzen.

Die neue Kantonsverfassung 1958 hat die Trennung von Kirche und Staat vorgeschrieben. Im Sinne von §92 hatte auch die politische Gemeinde Arth die Schaffung von selbständigen die politische Gemeinde Arth die Kirchgemeinden zu veranlassen.

Am 27. November 1959 wurde vom Gemeinderat die neue Zugehörigkeit verabschiedet. Demnach gehören zur Römisch-Katholischen Kirchgemeinde Arth die Gebiete von Arth, Oberarth und Rigi; zur Römisch-Katholischen Kirchgemeinde Goldau die Gebiete von Goldau, Röthen und Buosingen. Die betreffenden Kirchgemeinden haben sich denn auch entsprechend konstituiert; es wurden Statuten geschaffen und ein erster Kirchenrat gewählt. Die Kultussteuern werden weiterhin durch die politische Gemeinde eingezogen.

Die Ausscheidung der Kirchengüter allerdings war kein einfaches Unterfangen. Der Gemeinderat holte ein Rechtsgutachten ein, um für die Verteilung eine gegenüber allen Religionsgemeinschaften gerechte Regelung zu treffen. Trotzdem fühlte sich die Evangelisch-Reformierte Kirchgemeinde zu einer Kassationsbeschwerde berechtigt. Die in gegenseitigem Wohlwollen und Gerechtigkeitssinn geführten Verhandlungen brachten denn auch die gesuchte Einigkeit.
Für die Evangelische Kirchengemeinde brachte das Jahr 1958 die öffentlich-rechtliche Anerkennung. Damit begann nicht nur für das reformierte Gemeindeleben, sondern auch im Miteinander zwischen den Angehörigen der beiden grossen christlichen Konfessionen überhaupt, eine neue Phase, die auch wei terhin vom versöhnlichen Geist wahrer Toleranz getragen ist.

BILDUNGSPOLITIK – 30 Jahre Schulhausbau

Die Gemeinde Arth erlebte in der Zeit zwischen 1954 und 1985 die – zumindest in baulicher Hinsicht – intensivste Periode ihrer Schul- und Bildungspolitik. Die· starke Bevölkerungsentwicklung und die dadurch entstandene Raumnot in unseren Schulhäusern erforderte eine gründliche Sanierung der Schulhausverhältnisse. Gewaltige Aufgaben sind mit viel Einsatz, aber auch mit viel – zum Teil recht gehässigen – dorfpolitischen Auseinandersetzungen durchgeführt worden.

Die Eröffnung der Rigi-Schule im Jahre 1955 erscheint gegenüber den anstehenden Grossprojekten wie eine Idylle.

An der Ordentlichen Kirchgemeinde vom 15. April 1956 fiel der erste Vorentscheid über die grundsätzliche Regelung der Schulhausbaufrage mit dem Auftrag an den Gemeinderat, dass sowohl für einen Schulhausanbau in Goldau als auch für einen Schulhausneubau in Arth die entsprechenden Projekte zu erstellen seien. Die Ausserordentliche Kirchgemeinde vom 15. Dezember 1957 hat in zustimmendem Sinne Stellung zu den Schulhausbaufragen genommen. In der auf den 29. Dezember 1957 angeordneten Volksabstimmung aber wurde die gemeinderätliehe Vorlage mit 604 Ja gegen 636 Nein knapp verworfen.

Das Jahr 1958 musste einen neuen Anfang in der Schulhausbaufrage machen. Die Ordentliche Kirchgemeinde vom 20. April 1958 brachte eine fast einstimmige Annahme der gemeinderätlichen Anträge. Damit hat das politische Vorgeplänkel für die Lösung der Schulprobleme der Gemeinde einen (vorläufigen) Abschluss gefunden.

Immerhin ist erwähnenswert, dass selbst in diesen poli tischen Spiegelfechtereien unsere Kleinsten nicht vergessen worden sind: Für sie wurden 1955 der Kindergarten im «Zwygarten» und 1959 der Kindergarten in Oberarth fertiggestellt.

Als erstes wurde der Schulhausanbau in Goldau realisiert; er konnte am 9. August 1959 eingeweiht werden. Der Einbezug von vermehrten Schulräumlichkeiten für die Gewerbeschule war ein Vorbote für das spätere Berufsschulhaus in Goldau. Die alten Schulhäuser von Arth und Goldau wurden in der Folge ebenfalls renoviert. Der Kostenaufwand betrug annähernd eine
Million Franken.

Die weiteren Neubau- bzw. Umbauprojekte mussten länger auf ihre Verwirklichung warten. An der Ordentlichen Kirchgemeinde vom 3. Mai 1963 wurde der Antrag auf Ausbau der alten Schulhäuser in Arth und Goldau einstimmig angenommen. Im Mai 1965 stand wenigstens ein Pavillon, um die gröbste Raumnot der Schulklassen in Arth zu beheben. Aber der Gemeinderat
war entschlossen, nicht Flickwerk zu betreiben, sondern eine langfristige und prinzipielle Lösung anzustreben. Es sollte bis 1967 dauern, bis diese ersten grossen Projekte abgeschlossen werden konnten.

Das Berufsschulhaus in Goldau konnte am 23. September 1967 eingeweiht werden. Über die Bedürfnisse der. Gemeinde Arth hinaus erfüllt es wichtige regionale Aufgaben. Es leistet heute einen wichtigen und unerlässlichen Beitrag an die Bildung der jungen Generation und stellt auch ein wertvolles Potential für unsere Wirtschaft dar.

Im gleichen Jahr, am 5. November 1967, wurde in Arth die neue Schulhausanlage «Zwygarten» ihrer Zweckbestimmung übergeben.

In den Jahren 1965-1968 wurde in mehreren Volksabstimmungen und mit einem enormen Aufwand an Zeit, Geld und Geist um den Bau einer zentralen Sekundarschule gerungen, die man in Oberarth bauen wollte. Goldau gegen Arth – Kirche gegen moderne Laien – Verfechter der Dorfschule gegen Vorkämpfer einer zentralen besseren Schule sowie Schulexperten aller Schattierungen lagen sich in den Haaren. Schliesslich entschied man sich in einer Volksabstimmung doch für die zentrale Sekundarschule im «Bi fang» in Oberarth. Das am Horizont sich abzeichnende Konzept von Mittelpunktschulen des kantonalen Erziehungsdepartements gab den Ausschlag. Aufgrund dieses neuen Konzepts übernahm der Bezirk Schwyz die Führung der Abschlussklassen und Sekundarschulen anfangs der 70er-Jahre. Alle Schüler der Oberstufen, nicht nur der ganzen Gemeinde Arth, sondern auch die Oberstufenschüler der Gemeinden Steinerberg, Sattel und Rothenthurm kamen nun nach Oberarth in die Real- oder Sekundarschule. Im «Stegeweidli» musste sogar ein zweites neues Mittelpunktschulhaus erstellt werden, um die immer grösser werdende Zahl der Schüler noch fassen zu können. Auch hier muss im Nachhinein festgestellt werden, dass sich die anfänglich schwer umstrittene Mittelpunktschule Oberarth bewährt hat. Unser Mittelpunkt-Schulhaus hat nun nicht bloss kommunale, sondern regionale Bedeutung. Die Gemeinde Arth wird damit ihrer Drehscheiben- und (Bahn-)Knotenpunktfunktion im inneren Lande Schwyz gerecht.

«Die grossen Probleme unserer Gemeinde lassen sich nur gemeinsam lösen und nicht nach kleinlichem Dörfligeist.»

SOZIALWESEN

Bildet die Schule den einen wichtigen Pfeiler der Sozialpolitik, so die Sorge für unsere älteren und kranken Mitmenschen den andern. Auch darin erweist sich die ethische Verantwortung eines Gemeinwesens, dass sie für die Betagten sorgt. Dass dies nicht nur als öffentliche Aufgabe betrachtet wird, sondern auch privater Initiative entspringt, macht es nur noch deutlicher.

Alters- und Pflegeheim «Frohsinn» Oberarth

Am 18. November 1969 wurde in Oberarth aus privater Initiative ein Hort für Betagte eröffnet und 5 Jahre später durch eine Pflegeabteilung erweitert.

Alterszentrum «Mythenpark» Goldau

Frl. Marie Holdener errichtete am 3. Juli 1979 die «Stiftung Alterszentrum Mythenpark» und widmete ihr die Liegenschaft in der Kernzone von Goldau. Am 29. Januar 1984 haben die Bürger mit einem klaren Ja dem Kreditbegehren (in der Höhe von 9,1 Millionen Franken) für den Bau dieses Alterszentrum zugestimmt. Kunstmaler Hans Schilter stiftete die Glasmalereien. Die Bewohner der Talschaft haben unter hohen finanziellen Opfern, mit Hilfe von Subventionen, aber auch dank grosszügiger privater Spenden ein grosses Werk geschaffen. Mit seinen 62 Betten dürfte der «Mythenpark» den Bedürfnissen der Gemeinde auf Jahre hinaus genügen.

Bürgerheim Arth

Das im Jahre 1860 erbaute Bürgerheim von Arth ist nicht nur ein Zeuge für die frühe soziale Aufgeschlossenheit der Gemeindebevölkerung, sondern auch ein bedeutender Repräsentant der Baukunst seiner Zeit. Ursprünglich als Bezirks-Verwaltungsgebäude geplant, wurde es zunächst als Waisenhaus zur Heimstätte für verwaiste Jugendliche aus ärmlichen Verhältnissen, schon bald aber zum Bürgerheim umfunktioniert. Nun wurde es einer umfassenden Neugestaltung unterzogen und an die Erfordernisse eines modernen Sozialwesens angepasst. Im Juni 1975 konnte die Aussenrenovation abgeschlossen werden. Mit einem überzeugenden Mehr an Ja-Stimmen (981 gegen 194) wurde am 1. Mai 1977 an der Urne die Innenrenovation beschlossen. Die Kosten wurden auf 2,2 Millionen Franken veranschlagt.

VERKEHRSPOLITIK

Die Arther Dorfsanierung

In den Jahren ab 1956 wurden in Arth die Strassen verbreitert und ausgebaut, weil sie einerseits für den immer zunehmenden Autoverkehr einfach zu schmal waren und andererseits der Unterbau und die Kofferung für die immer schwerer werdenden Lasten nicht mehr genügten. Zuerst wurde die Luzernerstrasse Richtung Theater ausgebaut. Das Restaurant Rütli musste dem Ausbau weichen, ebenso sechs weitere Häuser auf der Seeseite. Damit war Platz geschaffen für eine ausreichend breite Strasse und einen grossen Parkplatz gegenüber dem Hotel Rössli an der Kreuzung Gotthardstrasse-Luzernerstrasse.

Anschliessend wurde dann die Zugerstrasse ab Hotel Adler an der Kreuzung Gotthardstrasse-Zugerstrasse bis zur damaligen Maschinenfabrik MettIer ausgebaut. Es mussten ebenfalls rund ein halbes Dutzend Wohnhäuser dem Strassenbau weichen. Der Ausbau der Strasse trug ebenfalls zur Verschönerung des Dorfbildes bei wie an der Luzernerstrasse. Mehrere Beschlüsse des Schwyzer Kantonsrates und eine Gemeindeabstimmung ermöglichten den Ausbau dieser Strassen.

Als Folge des immer zunehmenden Autoverkehrs war die Talstrasse von Arth nach Goldau zu schmal geworden und wies ebenfalls einen schlechten Unterbau auf. Der Ausbau der Teilstücke in Etappen beanspruchte ein ganzes Jahrzehnt. Am meisten zu reden gab die Sanierung der Strasse im oberen Dorfteil von Arth. In den Jahren 1968/69 entstand deswegen ein regelrechter Dorfstreit. Die einen wollten eine grosszügige Sanierung im oberen Dorfteil, andere hingegen wollten einen bescheideneren Ausbau. Nach langem Hin und Her – und nachdem auch Bundessubventionen für die grosszügigere Lösung gesprochen wurden – konnte man mit der Sanierung vom Hotel Rigi bis zum Dorfausgang beginnen. Auf der linken Seite wurden sämtliche Häuser abgebrochen und – zurückversetzt – neu erstellt. Damit konnte Platz geschaffen werden für einen grosszügigen Strassenbau zum Wohl der Autofahrer und zur grösseren Sicherheit der Fussgänger. Der so hart umstrittene Strassenausbau muss im Nachhinein als verkehrstechnisch gute Lösung bezeichnet werden.

Abschied vom Arther Tram

Nach langen Verhandlungen zwischen der Direktion der Arth-Rigi-Bahn und den Behörden wurde 1959 das altersmüde Tram aus dem Verkehr gezogen und durch eine Busverbindung ersetzt. Am letzten Tage seiner Existenz, am 31. August 1959, konnte männiglich vom «alten Schüttelbecher» mit einer Gratisfahrt Abschied nehmen – und selbst auf seiner letzten Fahrt musste das alte Tram vor dem «Schmierseifen-Streich» bei der Harmettlen kapitulieren… Als die Jahre der Autobahn-Euphorie vorüber waren, kam man zur Einsicht, dass sich Arth doch etwas zu leicht von einem Normalbahnanschluss getrennt hatte.

Autobahn Nationalstrasse N4

Am 6. Juli 1958 stimmte das Schweizervolk einer Initiative zu, welche den Bundesrat beauftragte, in der Schweiz ein Autobahnnetz zu bauen. Die Initiative/Gegenvorschlag wurde mit 515‘396 Ja gegen 90‘238 Nein angenommen. Der Kanton Schwyz hatte als einziger Stand die Initiative verworfen, weil man böse war auf den Bundesrat. Die Studiengruppe des Bundesrates hatte für die N2 der Nidwaldner eine Kronenbreite von 26 Metern und für den Schwyzer Streckenabschnitt der N4 von Küssnacht nach Brunnen eine solche von nur 24 Metern vorgesehen. Das Autobahnnetz sollte in einem Zeitraum von 20 Jahren gebaut werden und sah auch für den Bereich der Gemeinde Arth gewaltige Veränderungen vor.

Der Bau der am 6. Juli 1958 vom Schweizervolk beschlossenen Nationalstrasse kam auf dem Gebiet der Gemeinde Arth erst im Frühjahr 1968 in das Stadium der Detailplanung und Bauausführung. Die Gemeinde Arth hat von allen Gemeinden des Kantons das längste Nationalstrassenstück auf Gemeindeboden, nämlich 10 Kilometer, vom «Fischchratten» vor Immensee bis an den Lauerzersee.

Am 6. März 1968 wurde mit der Anzeige im Amtsblatt das Planauflageverfahren für die Autobahn N4 eröffnet. Einsprachen gingen in grosser Zahl ein; sie konnten mit wenigen Ausnahmen gütlich bereinigt werden. Die eigentlichen Bauarbeiten im Gelände wurden in unserer Gemeinde in den Jahren 1972-1980 ausgeführt. Diese Bauarbeiten führten im Bereich Schutt – Bernerhöhe – Harmettlen – Rigi-Nordlehne bis zum Fischchrattenbach zu gewaltigen Umstellungen sowohl bei Gebäuden, in der Besiedlungsstruktur und bei der Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Betriebe. Vierzehn Wohnhäuser, eine Anzahl Ställe und weitere Gebäude mussten der Autobahn weichen, 40 Menschen mussten ausserhalb des Autobahnbereiches eine neue Heimat suchen. Die Autobahn N4 ist das grösste Bauwerk, das in unserer Gemeinde je verwirklicht worden ist. Es kostete auf Arther Boden rund 200 Millionen Franken. Die Autobahn wurde in Anwesenheit von Bundesrat Dr. Hans Hürlimann eröffnet mit dem Festakt an der Zuger-Luzerner-Schwyzer-Grenze im Fänn bei Meierskappel am 2. Juli 1981.

Neue Alpenbahntransversale (NEAT)

Schon im Gründungsvertrag der Europäischen Gemeinschaft 1957 in Rom legte man zur Erreichung des Gemeinschaftszieles in einem speziellen Artikel (74) fest, eine gemeinsame Verkehrspolitik anzustreben. In einem Zusatzprotokoll hielt man ausserdem fest, nach 1985 in Europa mindestens zwei neue Eisenbahnalpentransversalen zu bauen. Nach langen öffentlichen Diskussionen und Anhörung aller Kantone, grösseren Verbände, Parteien sowie übrigen Körperschaften und Gesprächen mit den Regierungen der umliegenden Länder sowie der EG-Kommission in Brüssel fällte der Bundesrat am 10. Mai 1989 den Grundsatzentscheid:

  1. Haupttransversale wird die Gotthardstrecke. Die Stammlinie beginnt im Raum Arth-Goldau und endet im Raum Lugano. Über die Zubringerlinien nach Arth-Goldau wie auch Lugano wird später entschieden.
  2. Zur Entlastung wird auch ein Tunnel am Lötschberg gebaut, ebenfalls ein Basistunnel, von Frutigen im Berner Oberland bis Raron im Wallis

Am 23. Mai 1990 verabschiedete der Bundesrat die Botschaft an den Nationalrat und an den Ständerat über die neue Alpenbahntransversale. Der Nationalrat, resp. dessen Kommission, behandelt in der Herbstsession 1990 die Vorlage. Im Verlauf des Monats Oktober 1990 wurden die betroffenen Kantonsregierungen Tessin, Uri und Schwyz von der Kommission angehört. Ebenfalls im Oktober wurde zu diesen Problemen das Gotthard-Komitee angehört, dem als Kollektivmitglied auch die Gemeinde Arth angehört, wie die meisten grösseren Gemeinden entlang der Gotthardachse nördlich und südlich der Alpen.

Die neue Eisenbahntransversale wird die Gegend um Arth und Goldau nochmals verändern, wie die Autobahn N4. Wir geben der Hoffnung Ausdruck, dass das neue kommende Werk umweltgerecht und menschenwürdig gebaut wird. Dieses Werk soll dem Frieden dienen und dem besseren gegenseitigen Verständnis der Völker in Nord- und Südeuropa. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, sind auch die Einschränkungen gerechtfertigt, die unsere Region im Zusammenhang mit dem Bau übernehmen muss. Positiv zu werten ist bestimmt, dass Arth-Goldau – technisch gesehen – zu einem der wichtigeren Punkte im Eisenbahnbetrieb Europas werden könnte, wenn das Vorhaben verwirklicht wird.

DIE WIRTSCHAFT UNSERES TALES

«Mens agitat molem» – Der Geist bewegt die Materie. Diese Erkenntnis, welche schon die alten Römer zu besonderen Leistungen in Politik und in den verschiedenen Aspekten des gesellschaftlichen Lebens anspornte, hat auch unser Volk seit der Besiedlung des Tales in sich getragen. Dieser Geist war auch der Ausgangspunkt der wirtschaftlichen Stärke im weiteren geographischen Umfeld. Während Jahrhunderten entfaltete sich in Arth eine wohlhabende Bürgerschaft; erst der unheilvolle Dorfbrand von 1719 und – keine hundert Jahre später – die Ausraubung durch die Franzosen, und dann endgültig durch den Bergsturz am Rossberg, der ganz Goldau, Buosingen und Röthen verschüttete, haben die dörfliche Gemeinschaft an den Rand der Armut gebracht. Aber immer wieder haben Bürger und Zuzüger durch ihren persönlichen Einsatz die Talschaft von Arth, Oberarth und Goldau wieder zur Blüte gebracht. Die Entwicklung von Goldau zum Bahn- und Strassenkreuzungspunkt rückte das alte «Mutterdorf» Arth gleichsam ins «Stöckli».

Dass aber die wirtschaftliche Situation in unserer ganzen Gemeinde nicht unbedingt zu eitel Freude Anlass gibt, soll eine Analyse der wirtschaftlichen Entwicklung in den Jahren 1960 bis 1990 aufzeigen.

Vorerst aber sollen – stellvertretend und ohne Anspruch auf Vollständigkeit – einige Firmen genannt werden, welche durch Jubiläen innerhalb des Berichtszeitraumes die Verbindung der Tradition mit der wirtschaftlichen Gegenwart verkörpern.

Die Maschinenfabrik Mettler hat ihren Ursprung in einer Uhrmacher-Werkstatt. Zeugnis der Uhrmacherkunst des Franz Mettler gibt die im «Swiss-House» in London aufgestellte Turmuhr. Die 1889 entwickelte Bezingaserzeugung beruhte auf dem Prinzip der Oberflächenverdunstung. Sie fand Anwendung in der Textilindustrie als Garn- und Gewebesengmaschinen . Die Firma MettIer geriet bald in die internationale Konkurrenz; ihre ausgewiesene Qualität aber führte dazu, dass bis rund 95% der Produktion ins Ausland geliefert wurde. Die Belegschaft zählte im Jubiläumsjahr 1969 260 Mitarbeiter; die Firma war also ein bedeutender Arbeitgeber in der Gemeinde. Leider ist die Konkurrenz durch technologische Innovationen derart gross geworden, dass die Firma MettIer schlussendlich an ein anderes Unternehmen verkauft werden musste. Leider konnten nicht alle Arbeitsplätze erhalten werden; sie werden weiter abgebaut.

Das vorzüglichste Produkt der Destillerie Fassbind AG in Oberarth, das Kirschwasser, welches zu 40% aus den Früchten von der Rigilehne gewonnen wird, geniesst Weltruf. 1971 konnte die Firma ihr 125-jähriges Jubiläum feiern.

Die Arth-Rigi-Bahn steht gleichsam am Ausgangspunkt des Tourismus, der für die Gemeinde ein bedeutsamer wirtschaftlicher Faktor darstellt. Im Jahre 1975 konnte die Rigi-Bahn ihr 100-Jahr-Jubiläum feiern. Der Einbau einer Weiche auf Rigi-Staffel im Jahre 1990, mit welcher zum ersten Mal eine praktikable (befahrbare!) Verbindung der beiden Rigi-Bahnen hergestellt worden ist, darf auch als zukunftsträchtige Weichenstellung für die intensivere Zusammenarbeit der beiden Bahngesellschaften gesehen werden. Von ihr erhoffen wir uns auch wirtschaftliche Impulse.

In Arth war früher generationenlang ein blühendes Handwerk und Gewerbe zu Hause und hat – zusammen mit einer leistungsfähigen Landwirtschaft – dem Dorf einen bescheidenen Wohlstand gebracht. Dass die Gemeinde heute relativ finanzschwach dasteht und gar in den indirekten Finanzausgleich geraten ist, hat verschiedene Gründe; dies aber stellt den Fleiss und das Engagement der Handwerker bestimmt nicht in Abrede. Einen Einblick in altbewährtes und zukunftsträchtiges Schaffen gewähren die immer wieder veranstalteten Gewerbeausstellungen. Sie sind zu einem «Schaufenster» für unsere Wirtschaft geworden.

Für unsere Berichtsperiode fällt eine erste Ausstellung der Gewerbetreibenden von Arth, Oberarth und Goldau ins Jahr 1982. Sie hat zahlreichen Besuchern gezeigt, was hinter den Werkstattmauern im Tal zwischen Rigi und Rossberg mit Geist und Hand gearbeitet wird.

Der Handwerker- und Gewerbeverein Arth-Oberarth-Goldau veranstaltete vom 9. bis 11. Oktober 1987 eine grosse Ausstellung, die weit über die Gemarkungen unserer Gemeinde hinaus Anerkennung fand. Anlass zu dieser Leistungsschau war das (vermeintlich!) 300-jährige Jubiläum des Bestehens der St. Michaelsbruderschaft, einer organisierten Meisterzunft in Arth – der Vorläuferin des Handwerker- und Gewerbevereins . Inzwischen konnte auf dem Dachboden des Pfarrhauses – nur wenige Monate vor dem verheerenden Brand – die Bestätigungsurkunde aus dem Jahre 1607 gefunden werden. Die geplante Festschrift wurde zu einer über 100-seitigen Chronik, die vom Arther Lokalhistoriker Walter Eigel verfasst wurde. Sie gibt Rechenschaft von der Bedeutung von Handwerk und Gewerbe in unserem Tal. Kunstmaler Hans Schilter schuf eine grossformatige Radierung des Heiligen Michael – des Schutzpatrons der Bruderschaft – , aus deren Verkauf die Druckkosten der Jubiläumsschrift (Fr. 11’000) beglichen werden konnten. Die Chronik wie auch das Kunstblatt fanden weit herum Anklang und grosse Anerkennung.

UNTERALLMEIND-KORPORATION

Die Unterallmeind-Korporation, deren Bestehen auf die ältesten Zeiten der Besiedlung unseres Tales durch die Kelten zurückreicht, kann mit gutem Recht als die Vorläuferin unseres Gemeinwesens betrachtet werden. Sie widmet sich aber auch in unserem Zeitalter nicht nur der Bewirtschaftung der Alpen und Wälder; sie hat sich in jüngeren Jahren vermehrt auch anderen, vor allem sozialer Aufgaben zugewendet. Die Korporationsgemeinde vom 31. März 1974 bewilligte den Ankauf von 2500 m2 Land des «Steinermattli» in Arth, um darauf ein Überbauungsprojekt zu realisieren. Gegenüber dem hohen Rahmenkredit von über 3 Millionen Franken regte sich keine Opposition. Das «Haus Letzi» – eine Alterssiedlung – gereicht als Beitrag der Korporationsbürger an neuzeitliche Sozialaufgaben zur grossen Ehre; die «Unterällmiger» haben gar eine merkliche Kürzung des «Korporations-Nutzens» in Kauf genommen. Das «Haus Letzi» konnte am 1. Oktober 1977 eingeweiht werden.

Die Genossenbürger legen aber auch grossen Wert auf die Pflege des Brauchtums. Ohne ihre Mithilfe könnten die traditionellen Schwing- und Älplerfeste auf der Rigi sowie das seit vielen Jahren stark beachtete Rigi-Schiessen wohl kaum durchgeführt werden.

Unvergesslich bleiben die Tagungen der Allmeindbürger hoch oben auf den Alpen: 1954 das 600-Jahr-Jubiläum auf der Kulm, 1963 das Treffen auf dem Fronalpstock und 1973 auf dem Rufiberg.

Am 13. September 1987 fand ein weiteres Unterällmiger-Fest auf der Rigi statt. Anlass war die Vollendung des Umbaus der Heinrichshütte. Eine besondere Freude für die Festteilnehmer war der Berggottesdienst, der von einem Allmeindbürger, P. Walter Eigel SMB, zelebriert wurde. Die Jodlermesse von Kurt Seiler, gesungen von der Familie von Rickenbach-Kenel, ging allen zu Herzen. In seiner Predigt wies P. Walter Eigel SMB auf das grosse Erbe hin, das die Nachkommen in geistiger und weltlicher Hinsicht zu verwalten haben.

OBERALLMEIND-GENOSSAME

Seit alten Zeiten haben die Bürger der Oberen Allmeind auch hier in Arth Land- und Bodenrecht besessen. Nachdem die Arther Oberallmeind-Genossen 1882 eine selbständige, von Schwyz unabhängige Genossenschaft bildeten, haben sie sich vermehrt in die Talbewohnerschaft und deren Politik integriert und nehmen massgeblich Anteil an der Entwicklung der Gemeinde.

1981 begannen sie mit der Planung und Erstellung von Mehrfamilienhäusern auf ihrem eigenen Gebiet, im Rischi in Oberarth.

Bedeutungsvoll für das Arther Dorfbild wurde der Erwerb der Liegenschaft Gasthaus «Krone». Beim Dorfbrand von 1719 fast ganz ein Raub der Flammen, wurde es um 1765 neu und stattlich wiederaufgebaut. Mit einem Kostenaufwand von fast 2 Millionen Franken hat die Oberallmeind von Arth das historische Gebäude 1984/85 stilgerecht erneuert und damit einen dorfarchitektonischen Akzent gesetzt.

Die wirtschaftliche Entwicklung (Industrie. Gewerbe. Handel. Dienstleistungen)

Heute, im Herbst 1990, zeigt das Bild der Wirtschaft der Gemeinde Arth ein deutlich anderes Gesicht als vor 30 Jahren. Der Verfasser dieses Abschnittes des Berichtes hat diese Phase der Entwicklung der Wirtschaft als Direktbeteiligter miterlebt. Keinem aufmerksamen Beobachter konnte dieser Wandel verborgen geblieben sein. Anhand des verfügbaren statistischen Materials diesem merkwürdigen Geschehen auf den Grund zu gehen und wenn möglich daraus auch den Trend der Entwicklung herauszulesen, ist eine interessante Aufgabe.

Gemäss eines allgemein anerkannten wirtschaftstheoretischen Modells verschiebt sich im Laufe der Zeit der Anteil der verschiedenen Wirtschaftssektoren. Am Anfang der wirtschaftlichen Entwicklung nimmt der sekundäre Sektor (Industrie und Gewerbe) auf Kosten des primären Sektors (Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Fischerei) zu, erreicht einen Höhepunkt der relativen Bedeutung und verliert dann wieder seine führende Stellung zugunsten des tertiären Sektors (Dienstleistungen). Die Frage, ob sich die Wirtschaft in unserer Gemeinde in Übereinstimmung mit diesem Modell entwickelt hat, ist von Interesse. Von Interesse ist auch, ob und allenfalls auch in welchen Aspekten hier das Wirtschaftsgeschehen anders verläuft als im ganzen Kanton Schwyz, dem grösseren Ganzen, in welches wir eingebettet sind.

Um Antwort auf diese Frage zu erhalten, wurden die Betriebszählungsstatistiken von 1975 und 1985, die Ergebnisse der Volkszählung von 1980 sowie weitere wirtschaftsstatistische Publikationen konsultiert. Ausgewählte Vergleichszahlen der Betriebszählungen wurden in Prozente umgerechnet, um so die Veränderungen von 1975 zu 1985 im Kanton Schwyz einerseits und in der Gemeinde Arth andererseits darstellen zu können:

Parameter Kanton Schwyz
Veränderung 75/85
Gemeinde Arth
Veränderung 75/85
Arbeitsstätten im Ganzen +4% -6%
Beschäftigte Personen im Ganzen +17% -10%
Arbeitsstätten im Sektor 1 -9% -7%
Beschäftigte im Sektor 1 -13% -18%
Arbeitsstätten im Sektor 2 +12% +4%
Beschäftigte im Sektor 2 +18% -16%
Arbeitsstätten im Sektor 3 +12% -9%
Beschäftigte im Sektor 3 +28% -3%

Zahlen und Statistiken ergeben ein Bild und vermitteln Tendenzen, an denen Menschen beteiligt sind; sie sprechen von Betrieben und Arbeitsplätzen, die den Menschen bedingen. Menschen gestalten das wirtschaftliche Leben einer Gemeinschaft. Auf Ereignisse und sich verändernde Bedingungen wird reagiert. So sei der Versuch unternommen, das Zahlenmaterial zu beleben mit Reminiszenzen aus den vergangenen Jahrzehnten. Zwei Ereignisse scheinen im Wirtschaftsleben unserer Gemeinde deutliche Spuren hinterlassen zu haben: Der Fabrikbrand vom Mai 1969 in Oberarth und die Rezession in den 70er-Jahren.

Zurückblickend ist festzustellen, dass heute in den Gebäuden der Fabrik in Oberarth – mit Ausnahme der EMAR AG (Seidenstoffweberei) – kein Fabrikationsbetrieb mehr besteht. Die Schmid AG (PACK-EASY, Reisegepäckfirma), die Föry AG (Sportkleiderfabrik) und die Hawarth AG (Möbelstoffweberei) existieren als Fabrikationsbetriebe nicht mehr. An ihrer Stelle sind darin heute folgende Handels- und Dienstleistungsbetriebe tätig: Rigi-Frucht AG (Früchte- und Gemüsehandel), Möbel Gallati (Möbelhandel), Stoffmarkt Oberarth, BaumeIer Autogarage, G. Ziegler Lederwaren, die Föry AG (Transporte, ÖI- und Getränkehandel) und eine Freikirche.

Obwohl dieses Beispiel nur ein Fragment aus dem wirtschaftlichen Geschehen in unserer Gemeinde sein kann, scheint es doch irgendwie repräsentativ fürs Ganze zu sein.

Aus den vorerwähnten statistischen Zahlen ist auffallend ersichtlich, dass sich die Gemeinde Arth bezüglich ihrer wirtschaftlichen Entwicklung deutlich unterscheidet von der Entwicklung im Kanton. Von Prosperität ist bei der Interpretation des statistischen Zahlenmaterials kaum eine Spur zu finden. Der Trend läuft vielmehr dem erwähnten wirtschaftstheoretischen Modell zuwider; gegenläufig auch zur Entwicklung im Kanton Schwyz insgesamt.

Mi t Ausnahme des primären Sektors (Landwirtschaft) weisen alle ermittelten Tendenzen im Vergleich zum Durchschnitt des Kantons eine gegenläufige Tendenz auf. Bezüglich der Vergleichswerte «Beschäftigte Personen im Ganzen» (Kanton +17%, Gemeinde Arth -10%) und «Beschäftigte Personen im Sektor 2» (Kanton +18%, Gemeinde Arth -16%) scheint die Entwicklung dramatisch verlaufen zu sein. So dramatisch, dass selbst die auffallend stagnierende Entwicklung im Dienstleistungssektor «Beschäftigte Personen im Sektor 3» (Kanton +28%, Gemeinde Arth -3%) diesen Bereich zum dominanten Sektor hat heranwachsen lassen.

Es ist zu vermuten, dass die Rezession der 70er-Jahre im wirtschaftlichen Geschehen unserer Gemeinde deutlichere Spuren hinterlassen hat als das Wiedererstarken der Konjunktur in den letzten Jahren. Noch nicht statistisch erfasst ist in den vorgegebenen Zahlen die Zäsur durch den Verkauf der Textilmaschinenfabrik MettIer AG in Arth an die Schweiter AG, Horgen, im Jahre 1987. Haben bei der Transaktion noch ca. 120 Menschen in Produktion, Entwicklung und Verkauf gearbeitet, so werden heute von rund 50 Mitarbeitern noch Montagearbeiten für die Schweiter AG ausgeführt. Auf dem Firmenareal sollen Wohnblocks und Einfamilienhäuser entstehen. Auch die Geschicke der Fischlin AG, Konfitürenfabrik und Destillerie in Arth, verdienen hier Erwähnung. Eben wurde die Fabrikation hier ausgesiedelt – demnächst werden die Tore geschlossen, die Fabrik soll abgerissen und auf dem Areal Wohnraum geschaffen werden.

Diese beiden zuletzt genannten Betriebe lassen vermuten, dass der aufgrund der Betriebszählung von 1985 ermittelte Trend noch wirksam zu sein scheint.

Gemäss Statistik ist also in unserer Gemeinde der Dienstleistungssektor dominant geworden. Dies trotz der bereits erwähnten Stagnation in diesem Sektor. Hier gewichtet die Betriebszählung von 1985 die Untergruppen in der Gemeinde Arth wie folgt: 1. Verkehr; 2. Handel; 3. Gastgewerbe. Der Vergleich zu den Betriebszählungen von 1975 und 1985 ergibt da aber folgendes Bild:

Vergleich 1975 und 1985 Zunahme/Abnahme
Beschäftigte im Bereich Verkehr -10%
Beschäftigte im Bereich Handel +16%
Beschäftigte im Bereich Gastgewerbe -22%

Die Vergleichszahlen sprechen für sich und bestätigen die früher erwähnte Interpretation. Beziehen wir zwei bemerkenswerte Details aus dem unmittelbaren Geschehen in den Talbetrieben der Hotellerie in unsere Betrachtungen mit ein: zum einen die Schliessung des Hotel Terminus Steiner in Goldau und zum andern die nicht voraussehbare Entwicklung beim Hotel Adler in Arth (das seit Frühjahr 1990 in neuen Händen und wegen Renovationsarbeiten geschlossen ist), so wird das Bild eben auch nicht lichter.

Ähnliches gilt, wenn die Entwicklung der Gemeinde Arth aus der Sicht der «Steuerkraft pro Kopf» betrachtet und mit ähnlich strukturierten Gemeinden (inbezug auf die Anteile der Erwerbstätigen in Prozenten) in den Wirtschaftssektoren 1, 2 und 3 (gemäss eidgenössischer Betriebszählung 1985) verglichen wird. Es wären dies:

Sektor 1 Sektor 2 Sektor 3
Arth 9% 42% 49%
Küsnacht 9% 45,5% 45,6%
Einsiedeln 10,3% 44,4% 45,3%
Schwyz 6,8% 38,8% 54,4%

Bei diesem Vergleich fällt auf, dass – gemäss Angaben im Zahlenspiegel des Kantons Schwyz (publiziert von der Kantonalbank Schwyz, Ausgaben 1989 und 1990) – die Steuerkraft der Gemeinde Arth in den Jahren 1970/1980, 1988 und 1989 sich durchwegs unter dem Mittel aller Schwyzer Gemeinden bewegt, dass Einsiedeln diesbezüglich etwas besser abschneidet, und Küssnacht und Schwyz dieses Mittel in der Grössenordnung von ca. 25-40% übertreffen.

Jedem Bürger, der mit wachem Sinn das Geschehen in unserer Gemeinde beobachtet, muss auffallen, dass die Wohnbauaktivitäten sich entgegen dem aufgezeichneten Trend entwickelt haben. Das Baugewerbe – so wäre anzunehmen – könnte mit der etwas düsteren Beurteilung der Entwicklung nicht einverstanden sein. Konsultieren wir die Statistik (Betriebszählungen 1975 und 1985) in diesem spezifischen Belang, dann haben auch da zwischen 1975 und 1985 die Anzahl der Betriebsstätten um 18% abgenommen, die Anzahl der Arbeitsplätze ebenfalls um die gleiche Prozentzahl. Erklärung für diese Diskrepanz zwischen Augenschein und Statistik könnten Rationalisierungen in den Betrieben sein.

Eine andere Statistik – die Volkszählung von 1980 – gibt uns bemerkenswerte Informationen:

Total Arbeitsplätze
in der Gemeinde Arth
Personen, die hier
wohnen und arbeiten
Wegpendler Zugpendler
Total 2989 2496 1129 493
Davon im Sektor 1 273 270 6 3
im Sektor 2 1304 1037 544 267
im Sektor 3 1412 1189 579 223

Konsultieren wir zu diesen Informationen noch die Entwicklung der Einwohnerzahlen in unserer Gemeinde, so ergibt sich folgendes Bild:

1970 7580 Einwohner (Eidg. Volkszählung 1970)
1980 7795 Einwohner (Eidg. Volkszählung 1980)
1987 7746 Einwohner (Statistik der kante Finanzkontrolle)
1988 7918 Einwohner (Statistik der kante Finanzkontrolle)
1989 8131 Einwohner (Statistik der kante Finanzkontrolle)
Zuwachs 1970-1989 +551 Einwohner

Dies macht nun allerdings den Anschein, dass Arth sich zusehends zu einer «Schlafgemeinde» entwickeln könnte. Ein Trend in dieser Richtung ist zu vermuten. Er wäre erklärbar durch die dargelegte Situation in der Gemeinde einerseits und durch die Attraktivität der Arbeitsplätze in Schwyz, Zug und Zürich andererseits.

In der Liste der 30 grössten Unternehmen im Kanton Schwyz (nach Arbeitsplätzen) im Jahre 1988 rangiert auf Platz 28 die Firma Garaventa AG, Seilbahnbau, in Goldau. Sie ist im Jahre 1961 von Immensee in unsere Gemeinde gezogen und hat sich hier stetig entwickelt und hat sogar Weltruf erlangt. In zahlreichen Ländern, auch in Übersee, stehen Seilbahnanlagen, die von der Garaventa AG projektiert und erbaut wurden. Diese Entwicklung ist umso erstaunlicher, als der Gründer des Unternehmens zuerst nur Transportseilbahnen für land- und forstwirtschaftliche Zwecke erstellt hatte.

Goldau – Bahn- und Strassenknotenpunkt

Die Geschichte der ausserordentlich schnellen Entwicklung von· Goldau geht weit hinter den Beginn dieser Chronik zurück. Sie beginnt mit dem Bau des Bahnhofes für die Linie der damaligen Gotthardbahn, welche von Luzern durch den Gotthard in die Südschweiz führt. Über die Zwischenzeit bis heute liegt eine reichliche Literatur vor. Diese berichtet vor allem vom stetigen Ausbau des einst bescheidenen Bahnhofes zum international bekannten Bahnknotenpunkt. Die eigentliche Ursache dieser Entwicklung aber liegt in der geographischen Lage. In früheren Jahrhunderten war der Flecken Arth als Begegnung des Strassen- und Seeweges aus dem Mittelland in die inneren Täler von eminent wichtiger strategischer Bedeutung, dass sich gar Fürsten darum stritten und die Habsburger es gerne in ihre Hausmacht integriert hätten – was ihnen allerdings nicht gelang. Die Entwicklung der Technik und des Eisenbahnwesens verlagerte die verkehrspolitische Bedeutung von Arth am See nach Goldau. Heute hat der Bahnhof Arth-Goldau den vorher unbedeutenden Weiler Goldau auf den Trümmern des Bergsturzes zu einem Begriff der Eisenbahngeschichte gemacht.

Das stetig zunehmende Verkehrsvolumen auf der europäisch wichtigen Nord-Süd-Achse erforderte den Ausbau und die Umstrukturierung des Bahnhofes. Seit 1973 wurde er kontinuierlich modernisiert. Mit dem neuen Stellwerkgebäude – dem eigentlichen «Herzstück», welches den gesamten Schienenverkehr elektronisch steuert -, verfügt die Gemeinde Arth nun über einen der modernsten Bahnhöfe der Schweizerischen Bundesbahnen. Wahrscheinlich ist auch, dass unserem Bahnhof dann, wenn eine neue Alpen-Transversale durch den Gotthard gebaut werden sollte, noch mehr Bedeutung zukommen wird.

Unvermittelt hat sich die Aufmerksamkeit der Zukunft zugewandt. Wir alle dürfen die Zukunft mitgestalten, und es bleibt zu hoffen und zu wünschen, dass ein Milieu sich entwickelt, ein Umfeld und eine Gemeinschaft, die auch Heimat für Prosperität sein kann. Prosperität, Wirtschaftsblüte – sei sie nicht nur Wunschtraum, sondern Frucht unseres Sinnens und Trachtens, unseres Tuns!

AUS DEM KULTURELLEN LEBEN

Unsere Talgeschichte belehrt uns genügend, dass das Volk seit alters her offenen Geist besitzt und weltaufgeschlossen ist. Wir bewundern heute unsere herrliche Barock-Kirche, die als eine der allerschönsten Sakralbauten in den inneren Landen gilt. Es ist staunenswert, wie sich die Bevölkerung durch Frondienst und Geldbeiträge für ihr Gotteshaus eingesetzt haben. Vom hohen künstlerischen Geschmack zeugen viele wertvolle Kunstschätze; das beweist nicht zuletzt das spätgotische Tafelbild des süddeutschen Malers Ulrich Mayr von Kempten (1475), das in der vorbarocken gotischen Kirche stand und heute im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich einen bevorzugten Platz bekommen hat.

Die bildende Kunst in der Gemeinde Arth ist innerhalb des Berichtszeitraumes stark vom Kunstmaler Hans Schilter geprägt. Er hat in vielen Bereichen der Malerei Grosses geleistet. Es gibt kaum eine Sakralbaute in unserer Gemeinde und in der weiteren Umgebung, die nicht vom tiefsinnigen und religiösen Genius dieses Künstlers durchdrungen ist. – Am 22. September 1979 wurde Hans Schilter in Anerkennung seines künstlerischen Schaffens mit dem Kulturpreis des Kantons Schwyz geehrt.

Was manchem etablierten Künstler ein Leben lang versagt bleibt, das wurde einem anderen unserer Mitbürger, Lieni Steiner, gleichsam auf Anhieb zuteil bei seinen Ausstellungen in Arth und Goldau. Obwohl Lieni Steiner – ein einfacher, bescheidener Bergbauer an der Rigilehne – eher den «peintres naifs» zuzuzählen ist, fand sich grosse Prominenz ein. Seine lebens- und naturnahen Bilder aber vermögen vor allem auch einfache Menschen zu beeindrucken.

Zur Kultur gehört aber nicht nur die Malerei. In Arth wurde schon im 17. und 18. Jahrhundert mit Leib und Seele Theater gespielt, lange Zeit im alten Salzhaus an der Luzernerstrasse. Das Theater hat in Arth seit jeher grosse Bedeutung. Wurden in früheren Jahren vornehmlich religiöse, barocke und Volksschauspiele aufgeführt, so sind es heute fast ausnahmslos Operetten des Wiener Charmes. Die Theatergesellschaft ist aus dem kulturellen Leben unseres Dorfes nicht mehr wegzudenken. Am 1. Oktober 1976 feierte die Gesellschaft unseres Musentempels ihr 125-jähriges Bestehen. Ehrenpräsident Caspar Jütz verfasste eine Jubiläumsschrift.

Im Jahre 1972 konnte auch unsere Musikgesellschaft das 100-Jahr-Jubiläum feiern. Es gibt wohl keinen Anlass von einiger Bedeutung, bei der die Musikgesellschaft sich nicht dadurch beteiligte, indem sie das Volk mit ihren frohen Klängen erfreute. Der gute Ruf der «Volksverbundenheit» wird ihr wohl Ansporn sein, ihre Kunst auch weiterhin zu pflegen.

Das architektonische Dorfbild von Arth

Und wenn wir vor lauter Bäumen den Wald nicht aus den Augen
·verlieren wollen, dann darf auch die Pflege unseres Dorfbildes nicht unerwähnt bleiben. Nach dem katastrophalen Dorfbrand von Arth haben die Bürger in zäher, unermüdlicher Arbeit sehr viel kulturelle Substanz wieder aufgebaut. Aus dieser Zeit stammen eine ganze Reihe von Profanbauten, welche im Laufe der vergangenen Jahre eine stilgerechte Restaurierung erfahren haben.

So wurde beispielsweise der stattliche Bau des Arther Rathauses 1981 einer gelungenen Renovation unterzogen. Dieses von der Familie Reding im Jahre 1720/21, also unmittelbar nach dem Dorfbrand von 1719, erbaute Haus gelangte 1925 in den Besitz der Gemeinde.

Die Oberallmeind ihrerseits hat das alte, aus dem Jahre 1765 stammende Gasthaus «Krone» anno 1984/85 in stilvoller Weise restauriert.

Das aus dem Jahre 1720 stammende «Haus Eigel», einst Wohnhaus und «Atelier» des Kunstmalers Dominik Annen (einem Schüler des berühmten Malers Paul Deschwanden), wurde unter Mitwirkung der Kantonalen und Eidgenössischen Denkmalpflege in seiner alten Schönheit wiederhergestellt. Es ist ein bedeutsamer Zeuge der aus dem Unterland beeinflussten Riegelbauweise.

1984/86 wurde das in seiner Grundsubstanz ins ausgehende Mittelalter zurückgehende Haus der Familie Haider-Eigel am St. Georgsweg – es steht im Bereich des einstigen Lenzburgerhofes – mit Beteiligung des Kantonalen und Eidgenössischen Denkmalschutzes stilgerecht erneuert.

Kurz darauf hat dann auch die Familie Büeler-Bürgi dem alten St. Georgshof im Sinne der Bewahrung des von unseren Ahnen überkommenen Erbes ein frisches Gewand gegeben.

Manches weitere alte, innerhalb und ausserhalb des Dorfes gelegene Bürger- oder Bauernhaus erfuhr eine stilgerechte Restauration, so dass das Dorf Arth ins eidgenössische Inventar der schützenswerten Ortsbilder aufgenommen worden ist. Nicht zuletzt hat auch die heissumstrittene Dorfsanierung zu einem geschlossenen, schönen Dorfbild beigetragen. Darauf dürfen wir stolz sein. Es verpflichtet uns aber, auch in Zukunft zu diesem Erbe Sorge zu tragen

UNHEIL

Bei allen grossen Leistungen und Erfolgen – ob sie nun auf unsere Tüchtigkeit oder aber auf glückliche Umstände zurückzuführen sind – darf nicht vergessen werden, dass unser Geschick letztlich nicht allein in unserer Gewalt liegt. Der elementaren Gewalt der Naturkräfte ist der Mensch auch in unserem hochentwickelten Zeitalter noch immer zum Teil hilflos ausgeliefert.

Kaum war das Kaplanenhaus an der Herrengasse einer Gesamtrenovation unterzogen, als am 27. April 1956 ein Brand das grosse Haus heimsuchte. Gott sei gedankt, dass dabei keine Menschen zu Schaden kamen. Mit viel gutem Mut und mit Opferbereitschaft konnten die Kaplanenwohnungen in ihrer ursprünglichen Schönheit wiederhergestellt werden, um seither unsere Seelsorger (Kapläne und Resignaten) sowie – nach Wegzug der Kapläne – junge Familien zu beherbergen.

Der grosse Trakt der «Fabrik», der ehemaligen Seidenweberei Gebr. Stehli in Oberarth, später in teilweisem Besitz der Emar Seidenstoffweberei und der Pack-Easy der Firma Carl Schmid Lederwaren wurde am Abend des 13. Juni 1969 ein Raub der Flammen. Menschenleben waren glücklicherweise nicht zu beklagen, doch war der Sachschaden enorm. Zur Überbrückung boten einheimische und befreundete Firmen ihre Hilfe für die stellenlos gewordenen Mitarbeiter an, indem sie diese in ihre Belegschaft integrierten.

Ein Brand der Heizöl-Tankanlage der Firma Föry in Goldau gefährdete am Montagnachmittag, dem 2. März 1971, nicht nur das gesamte SBB-Bahnareal, sondern die angrenzenden Schuttwaldungen und Teile des Dorfes Goldau. Die Tanks enthalten rund 30 Millionen Liter Heizöl. Das rasche und entschlossene Eingreifen der Feuerwehren der ganzen Region verhinderte eine grössere Katastrophe.

Ein unheimliches Gewitter zwischen Rigi und Rossberg führte in der Nacht vom 10. auf den 11. August 1971 zu einer argen Verwüstung des ganzen Tales. Die Bäche rissen die Ufer ein, nahmen einen andern Lauf und überschütteten die Wiesen mit hohen Geröllschichten und zähem Schlamm. Die Strassen und Wege wurden derart zerstört, dass in vielen Fällen nur noch zu Fuss oder auf dem Seeweg weiterzukommen möglich war. Der Wasserspiegel des Lauerzersees stieg um 80 cm.

Ein Föhnsturm wütete mit gewaltiger Kraft vom 6. bis 8. November 1982 im Talkessel von Arth und richtet Schäden an Gebäuden und Kulturen an, wie sie selbst in früheren Jahrhunderten kaum vorkamen.

Ein grosses Hagelwetter suchte am 10. Juni 1983 unsere Talschaft heim. Ein starkes Gewitter ging dem Hagelschlag voraus, ehe sich aus den tiefhängenden Wolken Hagelkörner bis zu Kirschengrösse niederprasselten und die Fluren in eine winterliche Landschaft verwandelten. Etwa 10 Minuten lang wagte sich kein Mensch mehr ins Freie. Das Obst, vor allem die erntereifen Kirschen, litten besonders stark.

Am 1. Juli 1987 ging über die Rigi-Nordlehne ein gewaltiger Wolkenbruch nieder, der in kürzester Zeit die Bäche über die Ufer treten liess; Erdrutsche vervollständigten das Zerstörungswerk der Bäche. Die Rigi-Aa floss aus dem Emmenwald in Goldau über das Gelände in die Gotthardstrasse und nahm ihren zerstörenden Lauf durch die Dörfer in den Zugersee. Die Eisenbahnlinie Immensee – Goldau wurde durch Erdrutsche und Übersaarung durch kleinere Bäche unterbrochen. Bei den grossen Bächen waren die Durchlässe genügend gross dimensioniert, so dass dort die Bahnanlagen keinen Schaden nahmen. Die Autobahn N4 wurde vom Mühlebach und seinen Nebenbächen übersaart. Vom Langweidbach wurde sie von Geröll und einer riesigen Geschiebelawine zugedeckt. Die Aufräumungsarbeiten dauerten beim Langweidbach eine ganze Woche. Das Arther Unwetter und alle nachfolgenden Unwetter dieses Katastrophenraumes im Jahre 1987 lösten auf politischer und privater Ebene eine unerwartet grosse Hilfsbereitschaft aus. Der Bund übernahm viele Schäden an Bahnen und Strassen zu hundert Prozent, ausserdem weitgehend auch die Restkosten der bereits durch andere Gesetze abgedeckten Schäden. Die gesamte Schadensumme aller durch Unwetter in der Gemeinde Arth verursachten Schäden wurde auf rund 1,3 Millionen Franken geschätzt. Die daraufhin erfolgende Regulierung und Eindämmung der Bäche mit Uferverbauungen und Einbau von Schwellen verursachte weitere Kosten in Millionenhöhe. Dieser Katastrophenfall aber zeigte wieder einmal den Gemeinsinn des Talvolkes – alle halfen einander, sogar Schüler regten ihre zarten Hände zur ungewohnten, Schwielen verursachenden, harten Arbeit.

In der Nacht vom Dienstag auf den Mittwoch, dem 20./21. Dezember 1988, brannte unser mehr als 300jähriges Pfarrhaus bis auf die Grundmauern nieder. Glücklicherweise konnten die Bewohner des Pfarrhauses heil aus den Flammen geborgen werden. Im Übrigen ist – mit Ausnahme der im betonierten Pfarrarchiv versorgten Dokumente – sämtliches Inventar zerstört worden, darunter Kunstwerke und alte Pergament-Urkunden von unschätzbarem Wert. Gegenwärtig steht das neue, moderne Pfarrhaus im Endausbau. Die Kirchgemeinde hofft, es am 14. April 1991, zusammen mit der neurenovierten Kirche, in einer schlichten Feier einweihen zu können. Es wird somit im Laufe dieses Jahres auch den neuen Pfarrer beherbergen können.

Diese Chronik wurde abgeschlossen an Ostern 1991 und anlässlich der Einweihung des neuen Pfarrhauses am 14. April 1991 in die Turmkugel des Dachreiters der Pfarrkirche gelegt.

Die Chronisten:

Für die allgemeinen geschichtlichen Grundlagen
sowie für die bildungs-, sozialpolitischen und kulturellen Teile:

Walter Eigel, alt Buchdrucker

Für den verkehrspolitischen Teil:

Viktor Inglin-Lang, Kantonsrat

Für den wirtschaftlichen Teil:

Heinz Hohl, Kaufmann

Für den kirchlichen Teil sowie die Endredaktion der Chronik:
P. Walter Eigel 5MB, Pfarrprovisor

«Ad perpetuam rei memoriam»
«Ad maiorem Dei gloriam»