Sonntag, 4. Februar 2001
4er-Bob WM, ohne Annen - aber mit Hefti
“Schweizer unter ihrem Wert geschlagen” Bilder von der 4er-Bob-WM
Artikel von der Rigipost
Deutscher Doppelsieg durch Langen/Lange an der Viererbob-WM in St. Moritz. Christian Reich holte mit der Bronzemedaille einmal mehr die Schweizer Kohlen aus dem Feuer.
Bereits im Vorfeld der Viererbob-Weltmeisterschaften war klar, dass ein Titelgewinn nur am Deutschen Christoph Langen vorbei führen wird. Der 39-Jährige Berufssoldat demonstrierte nach seinem Titelgewinn im kleinen Schlitten auch
in der Trainingswoche seine Klasse. Während sich die Schweizer Teams am Mittwoch mit internen Selektionsrennen zu beschäftigen hatten, bereitete sich Langen ungestört auf seinen Einsatz ohne Bremser Marco Jakobs vor, der wegen
einer Grippe bereits Anfang letzter Woche nach Hause gereist war.
Nach dem ersten Lauf noch auf Rang zwei hinter Landsmann André Lange platziert, setzte sich Langen nach dem zweiten Lauf mit einem Vorsprung von fünf Zehntel
an die Spitze. Dahinter lauerten Reto Götschi auf dem dritten und Christian Reich auf dem vierten Zwischenrang. André Lange lag nur gerade 15 Hundertstel vor Reto Götschi – Silber und Bronze lagen in Reichweite der Schweizer.
Ungewohntes Nervenflattern Die Temperaturen verhiessen am Sonntag einmal mehr nichts Gutes auf der Natureisbahn in St. Moritz. Die beiden Schweizer Teams hofften auf einen Kälteeinbruch - doch anstelle der Kälte
kam Wärme, was nicht optimale mentale Voraussetzungen schuf. Und da war noch das verhängnisvolle Einlaufen vor dem Wettkampf von Doppel-Schweizermeister Götschi: “Ich habe mir beim Einlaufen eine Adduktorenzerrung am rechten Bein
geholt. Da getraute ich mich nicht mehr, vollen Druck zu geben am Start”.
Durch Martin Annens Bremser Beat Hefti verstärkt und zu Blitzstartern avanciert, holte sich das Götschi-Team zwar den Starterpreis (Gleich drei Mal
Startbestzeit mit 5.11 s), für eine Medaille reichte es aber am Ende nicht.
“Ich hatte unterwegs ein gutes Gefühl, liess den Schlitten laufen. Aber es reichte einfach nicht”, meinte Reto Götschi im Ziel. “Ich bin gestartet um eine Medaille zu gewinnen. Klar bin ich enttäuscht, wenn das Ziel nicht erreicht wird”. Die Schweizer Hoffnungen auf eine Medaille lagen deshalb geballt auf Christian Reich, der mit einem hervorragenden dritten Lauf sogar André Lange zwischenzeitlich auf Rang Drei verwies. Der Aargauer zeigte aber ungewohnt Nerven und schliesslich war sogar die Bronzemedaille in Gefahr. “Ich bin sehr froh, dass es noch für eine Medaille gereicht hat. Die letzte Woche war extrem anstrengend, nicht zuletzt durch die Selektionen vom Mittwoch”, meinte der 34-Jährige im Ziel.
Erleichtert, wenigstens eine Medaille im grossen Schlitten im Trockenen zu haben, schien auch Sportchef Hans Hiltebrand: “Das Minimalziel ist erreicht. Einziger Schönheitsfehler ist der fehlende Titel”.
Die Langen-Lange-Show Christoph Langen machte im dritten Lauf alles klar und fuhr im letzten Lauf nur noch auf Nummer sicher. “Ich sagte meiner Mannschaft, dass sie beim Start nichts riskieren und früh einsteigen
sollen”. Langen wird damit nach 1996 in Calgary zum zweiten Mal Doppelweltmeister, ein besonderer Sieg: “Ich fühle mich in St. Moritz wie zu Hause. Es ist ein Wahnsinns-Doppel”.
André Lange machte das deutsche Glück
durch seine Silbermedaille perfekt. Mit der Wut im Bauch fuhr der 28-Jährige einen sauberen letzten Lauf, war aber am Ende ziemlich ausgelaugt: “Vier Läufe sind eine gewaltige Beanspruchung”.
Den Siegern werden aber auch die
Schweizer Fans und nicht nur die Medaillen von St. Moritz in guter Erinnerung sein. “Die Leute hier sind super. Jede Nation wird angefeuert, nicht nur die Schweizer. Das ist sympathisch”, meinte Langen. Und zu den Schweizer
Leistungen fügte er hinzu: “Die Schweizer waren auf der Heimbahn einem enormen Druck ausgesetzt, sie wurden unter ihrem Wert geschlagen”. NATHALIE HENSELER, ST. MORITZ
WC-Stand 2er-Bob nach 4 von 7 Rennen: 1. Annen 134 Punkte
/ 2. Spies 132 / 3. Lange 126 / 4. Reich 107 / 5. Götschi 104
WC-Stand 4er-Bob nach 3 von 7 Rennen: 1. Lange 134 / 2. Benesch 132 / 3. Annen 114 / 4. Prusis 113 / 5. Mingeon 105 / 6. Reich 102
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