Das Interview wurde am Montag, 23. März, schriftlich und telefonisch geführt, um Social Distancing einzuhalten.

Mit Heimgard Vollenweider sprach Stefanie Henggeler

Frau Vollenweider, Sie sind Präsidentin des Gewerbevereins Arth Oberarth Goldau. Was ist der Zweck des Gewerbevereins?
Der Gewerbeverein Arth Oberarth Goldau bezweckt den Zusammenschluss der Selbstständigerwerbenden der Gemeinde Arth zur Wahrung und Förderung der beruflichen, sozialen und wirtschaftlichen Interessen aller Mitglieder.

Wie sehen die Aktivitäten normalerweise aus?
Unser Verein vertritt die genannten Interessen nach aussen. Wir organisieren Veranstaltungen, Vorträge und Besprechungen zu gewerblichen Fragen und Problemen. Wir informieren die Öffentlichkeit über berufliche und gewerbepolitische Fragen und geben Stellungnahmen zusammen mit dem Kantonal-Schwyzerischen Gewerbeverband zu gesetzlichen Erlasse ab. Wir fördern die Zusammenarbeit und Kontakte mit verwandten Organisationen, deren Ziele mit dem Interesse des Gewerbevereins übereinstimmen und fördern die Kantonalen Berufsschulen Schwyz, im Besonderen durch gemeinsame Ausstellungen mit Augenmerk auf die Leistungsfähigkeit des einheimischen Gewerbes aufmerksam machen. Selbstverständlich fördern wir auch den Zusammenhalt und die Freundschaft unter den Gewerbetreibenden, und mit den verschiedensten Aktionen suchen wir den wichtigen Kontakt zu unserer Bevölkerung und Kundschaft.

Wie viele Mitglieder gehören dem Gewerbeverein Arth Oberarth Goldau an? Aus welcher Branche sind die Mitglieder?
Stand heute sind es 148 Mitglieder. Sie sind aus allen örtlichen industriellen und gewerblichen Unternehmungen: Handwerker, Detail – und Dienstleistungsbetriebe, freie Berufe und dem Gewerbe nahestehende Organisationen.

Die Corona-Krise ist auch in Arth allgegenwärtig. Wie unterstützt der Gewerbeverein seine Mitglieder?
Für unser Gewerbe haben wir letzte Woche die Bevölkerung in der «RigiPost» aufgerufen: «Wir zählen auf Ihre Solidarität! Wenn Sie in den kommenden Wochen viel zu Hause bleiben, kaufen Sie nicht wahllos online ein. Auch haben einige unserer Mitglieder einen Webshop. Schauen Sie, was unsere lokalen Anbieter offerieren können oder warten Sie, bis die Geschäfte bei uns wieder öffnen. Helfen Sie durch Ihre Einkäufe den Betrieben, die Krise zu bewältigen.»

Auf diesen Aufruf hin haben wir viele positive Rückmeldungen erhalten. Leider haben sich auch einige Betriebe gemeldet, die echte Schwierigkeiten haben und nun alles versuchen diese Krise – ohne zu wissen, wie lange sie noch dauert – irgendwie zu bewältigen. Damit wir diese Nöte und Anliegen unserer Mitglieder mit gebündelten Kräften an der richtigen Stelle einbringen können, arbeiten wir eng mit dem Kantonal-Schwyzerischen Gewerbeverband KSGV, der Dachorganisation der Schwyzer Handwerker- und Gewerbebetreibenden und den Berufsverbänden des Kantons Schwyz, zusammen. Die Verbandsleitung des KSGV steht im direkten Kontakt mit dem Volkswirtschaftsdepartement und setzt sich an dieser Stelle gezielt für die existenzbedrohten Betriebe ein.

Der Vorstand des Gewerbevereins steht allen Mitgliedern für Auskünfte, Anliegen und Gespräche stets zu Verfügung. Manchmal ist es auch einfach wichtig, seine Sorgen in Worte zu fassen und jemanden zu haben, der zuhören kann.

Von wie vielen betroffenen Betrieben in welchen Branchen sprechen wir hier in der Gemeinde Arth?
18 Betriebe mussten sofort schliessen, und viele weitere sind zu Teilschliessungen gezwungen. Besonders betroffen sind aktuell die Gastronomie-, Event-, Tourismusbranchen sowie verschiedene Dienstleistung- und Detailhandelsgeschäfte.

Ist Ihnen bekannt, ob eine Firma direkt mit einem Corona-Krankheitsfall betroffen ist?
Bis heute habe ich zum Glück noch keine Meldung über einen Corona-Krankheitsfall erhalten. Ich hoffe fest, das bleibt so.

Der Bundesrat hat am 20. März ein Massnahmenpaket in der Höhe von 32 Milliarden Franken beschlossen, total sind es über 40 Milliarden, die zur Verfügung stehen sollen. Der Kanton Schwyz unterstützt Banken bei Hilfskrediten mit 50 Millionen als Kreditausfallgarantie, was einem Drittel der Kreditsumme entspricht, welche den Banken zur Bewältigung der Corona-Krise zur Verfügung steht. Was heisst das für das Arther Gewerbe?
Die aktuellen Ereignisse sind einschneidend und eine Belastung für unser Gewerbe. Auch wenn der Bundesrat mit den am 20. März beschlossenen Massnahmen die Wirtschaft unterstützt, stehen Gewerbebetriebe vor grossen Herausforderungen und viele vor einer ungewissen Zukunft. Gewerbebetreibende, welche in finanzielle Schwierigkeiten geraten, sollen sich in erster Linie an die zuständigen Stellen für Kurzarbeitsentschädigung halten, die vom Bund in Aussicht gestellten Rettungspakete in Anspruch nehmen und auch alle internen Möglichkeiten ausschöpfen, welche einem Gewerbetreibenden zur Verfügung stehen.

Sie sind auch als Gemeinderätin tätig. Die Gemeinde hat einen Krisenführungsstab einberufen. Inwiefern bietet die Gemeinde dem lokalen Gewerbe Hand?
Der Arther Führungsstab richtet seine Tätigkeiten zurzeit prioritär auf das Gesundheitswesen aus. Der Gemeinderat kennt aber die Nöte und Probleme der Selbstständigerwerbenden mit ihren Betrieben und ist sich der Wichtigkeit der einheimischen Unternehmungen mit den Arbeitsplätzen bewusst. Ich bin überzeugt, demnächst wird sich der Gemeinderat auch diesem wichtigen Thema annehmen.

Müssen die Arther Angst haben, dass es bald nicht mehr genügend Lebensmittel oder Medikamente gibt? Fiebersenkende Mittel wurden ja bereits rationiert auf nur noch ein Pack pro Einkauf.
Der Regierungsrat hat bereits letzte Woche an die Bevölkerung appelliert, dass die Versorgung der gesamten Bevölkerung mit Lebensmitteln, Medikamenten und Waren des täglichen Gebrauchs sichergestellt ist. Es sind genügend Vorräte angelegt. Vor diesem Hintergrund ist es nicht erforderlich Hamsterkäufe zu tätigen.

Heimgard Vollenweider, Präsidentin Gewerbeverein Arth/Oberarth/Goldau

Gibt es erste Einschätzungen über die Folgen für das Gewerbe in der Gemeinde? Rechnen Sie mit Betrieben, die Konkurs gehen?
Das kann ich im Moment noch nicht beantworten. Ich hoffe doch sehr, dass es zu keinen Geschäftsaufgaben kommt. Wie ich unsere Mitglieder kenne, werden sie alles daransetzen, die Arbeitsplätze und ihre Betriebe zu halten.

Was raten Sie Selbstständigerwerbenden? An welche Stelle können diese sich wenden?
An erster Stelle empfehle ich das Volkswirtschaftsdepartement Kanton Schwyz, Amt für Arbeit: Unter der Telefonnummer 041 819 16 26 können Betriebe direkt Auskunft erhalten. Selbstverständlich stehen auch wir zusammen mit dem Kantonal-Schwyzerischen Gewerbeverband KSGV den Selbstständigerwerbenden mit Auskünften und Informationen immer zur Verfügung.

Was ist das Wichtigste in der aktuellen Situation für das Gewerbe?
Jetzt ist Durchhalten angesagt – klingt einfach, ist aber sehr schwierig.
Wichtig ist die Gesundheit unserer Mitarbeitenden: Haltet euch zwingend an die Hygienemassnahmen für die Betriebe und setzt diese konsequent durch. Nicht auszudenken, sollte der Virus in eurem Unternehmen ausbrechen! Holt euch rasch Hilfe und sprecht eure Sorgen und Ängste an, denn keiner konnte den Corona-Lockdown voraussehen. Alle wichtigen Informationen findet ihr auf sz.ch, Rubrik «Neues Coronavirus».

Und was ist das Wichtigste für die Arther Bevölkerung?
Gesund bleiben! Der Eigenverantwortung und der Solidarität kommen bei der Bewältigung dieser ausserordentlichen Lage eine grosse Bedeutung zu. Bleiben Sie daheim, wenn Sie älter als 65 oder krank sind, es gibt viele Freiwillige, die gerne helfen. Wir kommen uns alle nicht näher als zwei Meter und halten uns an die Vorgaben des Bundesrates. Nur zusammen können wir diese Krise möglichst schnell bewältigen – halten wir gemeinsam durch und unterstützen uns gegenseitig!

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Das einheimische Gewerbe braucht Ihre Unterstützung mehr denn je.

von Stefanie Henggeler

Der Tierpark kämpft mit Fixkosten, die es zu bewältigen gilt – die Tiere brauchen nach wie vor Futter. Coiffeure, Kosmetikstudios und andere Dienstleistungsbetriebe haben geschlossen. Kleinbetriebe können nicht arbeiten. Wie kann der Wirtschaft geholfen werden?

Mitglieder der Jungen Wirtschaftskammer Innerschwyz (JCI Innerschwyz) haben einen Lösungsansatz erarbeitet. Kurzerhand wurde die Plattform www.gutscheine-schwyz.ch ins Leben gerufen. Betriebe aus Innerschwyz können auf dieser Plattform ihr Logo und eine Dienstleistungsübersicht hinterlegen, und Besucher der Webseite können Gutscheine für deren Dienstleistungen kaufen. Die Gutscheine werden via Rechnung, die per E-Mail eintrifft, durch den Käufer bezahlt, und das Geschäft stellt einen Gutschein aus.

Ziel ist, dass so betroffene Unternehmen mit einer Liquidität versorgt werden können. Sobald die Betriebe wieder geöffnet werden, können die entsprechenden Gutscheine eingelöst werden.
Das Konzept läuft bereits in Küssnacht erfolgreich (www.gutscheine-kuessnacht.ch). Das Angebot der JCI Innerschwyz ist kostenlos, die Gutscheine unterliegen den Geschäftsbedingungen der einzelnen‘ Geschäfte.

Der Gewerbeverein Arth/Oberarth/Goldau unterstützt diese Plattform. ‚