Erika Goergen, Goldau, begleitet und unterstützt
Die Goldauerin Erika Goergen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Trauernde zu begleiten und zu unterstützen. Dabei stellt sie fest: «Die Menschen sind von den individuellen Gedenkfeiern der FVS- Ritualbegleitenden positiv überrascht.»
Ich war beim Schweizerischen Zentralverein für das Blindenwesen für die Aus- und Weiterbildung des Fachpersonals zuständig. Als Diplompsychologin und Mediatorin habe ich 17 Jahre lang in Italien Rehabilitationszentren für die Frühförderung von blinden Kindern und die psychologische Unterstützung ihrer Familien geleitet. In meiner «nachberuflichen» Lebensphase habe ich im Auftrag einer Sterbehilfeorganisation Menschen aus dem Ausland unterstützt und begleitet.
Wie sind Sie zur Ritualbegleitung gekommen?
Als logische Konsequenz meiner beruflichen Biografie und meines Engagements für die Freidenker-Vereinigung (FVS). Ich habe den Einführungskurs von Reta Caspar absolviert und mit zwei erfahrenen Kollegen an Abschiedsfeiern teilgenommen.
Weshalb bieten Sie als Ritualbegleiterin nur Abdankungen an?
Wiederum als Resultat meiner Biografie kann ich das Modell der herkömmlichen Ehe nicht glaubwürdig vertreten. Für «Willkommensfeiern» für Kinder fühle ich mit altersmässig nicht mehr up to date genug.
Hat das Bedürfnis nach weltlicher Begleitung allgemein zugenommen?
Ja, zumindest das Bedürfnis nach konfessionsfreien Abschiedsfeiern nimmt stark zu. Ein Grund ist die Säkularisierung, aber auch enttäuschende Erfahrungen mit unpersönlich und stereotyp gehaltenen kirchlichen Zeremonien. In dieser aufwühlenden, oft traumatisierten Zeit im Leben der Angehörigen sind sehr individuell und liebevoll gestaltete Rituale besonders wichtig.
Kommt es vor, dass sich ein Verstorbener eine weltliche Abdankung gewünscht hat, die Hinterbliebenen jedoch nicht damit einverstanden sind?
Diese Erfahrung habe ich nicht gemacht. Aber in der Trauergemeinde weiss oft die Mehrheit der Anwesenden nicht, dass die Abschiedsfeier nicht religiös stattfinden wird. Am Anfang spüre ich häufig eine gewisse Skepsis. Im Anschluss an die Feier führe ich jedoch häufig offene und sehr gute Gespräche. Die Menschen sind positiv überrascht und anerkennen die individuelle Art des Gedenkens an eine geliebte Person.
Eine schwerkranke Frau hatte mich kurz vor ihrem Tod nach Hause eingeladen, um mich kennenzulernen. Nach einem tiefen, berührenden Gespräch gab sie mir zu verstehen, dass ich sie bei ihrem letzten Gang begleiten darf.
Erika Goergen wohnt in Goldau und ist als Ritualbegleiterin bei Abdankungen tätig. Eine schlichte, weltliche Abschiedsfeier solI einen Moment des Innehaltens und des Zusammenseins mit den Angehörigen, Freunden und Bekannten des Verstorbenen ermöglichen.
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