Zum 100. Mal wurde am Samstag im Theater Arth eine Premiere gefeiert. Mit der Operette «Gasparone» machte man sich ein Geschenk zum Jubiläum.

EXPRESS:

  • Karl Millöckers Operette «Gasparone» ist zurzeit in Arth zu sehen.
  • Man entschied sich in Arth dafür, die Urfassung zu spielen.

von Georg Suter

Eine Postkartenidylle eröffnet sich dem Publikum dieses Jahr im Theater Arth. Man blickt auf den Platz vor einer lauschigen kleinen Bar auf Sizilien, im Hintergrund die Aussicht auf das Mittelmeer, die Wellen rauschen, die Grillen zirpen – Ferienstimmung pur.

Doch in dieser Idylle treibt Gasparone sein Unwesen. Nacht für Nacht hält er die Polizei in Atem und schliesslich entführt er sogar die Gräfin Carlotta. Wie es sich für eine «romantische Räubergeschichte» gehört, entspringen Gasparones Aktionen aber nicht etwa kriminellen Motiven, sondern der Absicht, die wahren Liebesverhältnisse ans Licht zu bringen. Sogleich wird die Gräfin denn auch von ihrem Verehrer Graf Erminio gerettet, und die Operettenhandlung kann ihren weiteren Lauf nehmen.

Komödiantische Elemente

Für die Arther Inszenierung verlegte der Regisseur Christian Seiler die Handlung von «Gasparone» ins Italien der Fünfzigerjahre. Entsprechend bearbeitete er auch den Text, um die Handlung und die Geschichte klarer herauszuschaffen. Sehr gelungen wertete er die Dialoge auf, sodass die gesprochenen Partien gegenüber den gesungenen niemals abfallen, vielmehr fügen sich die Lieder in das Theaterspiel ein. Nebst den Filmen der Fünfzigerjahre orientierte sich Seiler auch an der Commedia dell’ Arte, welche für ihn «die Urform des Theaters überhaupt» sei, wie er vor der Premiere Auskunft gab.

Seilers Inszenierung hat Schwung, Dynamik und Farbe, die komödiantischen Elemente reissen das Publikum mit und animieren zu manchem Lacher. Wirkungsvoll unterstützt wird dieses Spiel von einer Drehbühne, entworfen von Kristin Osmundsen. Voll zum Tragen kommt Seilers Konzept im zweiten Teil, in dem die Inszenierung deutlich an Schwung zulegt.

Bemerkenswerte Leichtigkeit

Eine Inszenierung, die stark auf das Theaterspiel setzt, verlangt auch den Sängerinnen und Sängern einiges ab. Die Solisten in Arth meistern diese Aufgabe jedoch mit Bravour. Insbesondere Beat Schwerzmann als cholerischer Bürgermeister Nasoni, Patrick Biagioli als Barbesitzer Benozzo und Brigitte Jost als dessen Frau pflegen einen wunderbar erfrischenden Comedian-Stil, ihre Auftritte sind komödiantische Leckerbissen. Sarah Maeder gibt eine verschlossene, innerlich zwischen Liebe und Ehre hin- und hergerissene Gräfin Carlotta, Michael Gniffkes Graf Erminio ist ein durchaus zwielichtiger Charmeur.

Die Rolle von Carlottas Tante Zenobia sowie jene des Bürgermeister-Sohnes Sindulfo laden zu einem karikierenden Spiel ein, Gerda Rechsteiner und Marius Meier spielen diese Rollen mit dem nötigen Klischee. Die Rolle des Schmugglers Massaccio gibt der altgediente und beim Publikum beliebte Tenor Max Hermann, die tratschende Zofe der Gräfin spielt Laura Zwyssig. Stimmlich wissen alle Solistinnen und Solisten zu begeistern, ganz im Sinne der Inszenierung meistern sie die anspruchsvollen Partien mit bemerkenswerter Leichtigkeit.

Die Urfassung gespielt

«Gasparone», eine mustergültige Operette, steht Millöckers berühmtesten Werk – dem «Bettelstudenten» – um nichts nach. «Die Musik ist sehr filigran gesetzt und alles andere als trivial», gab der musikalische Leiter Michael Schuler vor der Premiere Auskunft.

Man entschied sich in Arth dafür, die Urfassung der Operette zu spielen, was zur Folge hatte, dass das alte und mangelhafte Notenmaterial zunächst aufbereitet werden musste. Es wurde jedoch spürbar, dass weder Dirigent noch Orchester durch diese Mehrarbeit ihre Freude am Werk verloren hatten. Das Tüpfelchen auf das i setzte schliesslich der Theaterchor (Leitung: Esther Rickenbach) mit stimmgewaltigen und wirkungsvoll arrangierten Auftritten.

Mit «Gasparone» machte sich das Theater Arth also ein durch und durch gelungenes Geschenk zum Jubiläum. Das Publikum wusste es mit lang anhaltendem Applaus zu honorieren.

Hinweis: Aufführungen noch bis zum 15. März. Vorverkauf unter Telefon 041 855 34 20 oder www.theaterarth.ch.