von Tomas Matter, Nationalrat, Meilen
Leider gibt es nicht nur unter den Linken Staatsaufbläher. Das zeigt sich besonders deutlich beim zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Manche Konzerne und Firmen haben bezahlte Papi-Ferien als Wettbewerbsvorteil eingeführt. Jetzt wären sie froh, wenn ihnen sämtliche Arbeitnehmer mit entsprechenden Lohnabzügen diese Ausgaben abnehmen würden.
In den letzten Jahren wurde es in der Schweizer Wirtschaft zunehmend chic, die jungen Männer mit immer umfangreicheren Papi-Urlauben zu ködern. Als ob ein einigermassen vernünftiger Arbeitnehmer seinen Arbeitsplatz nach dem Angebot an Vaterschaftsurlaub auswählen würde. Den Vogel abgeschossen hat diesbezüglich der Pharmariese Novartis, der den jungen Vätern neuerdings vierzehn Wochen Urlaub anbietet – um gleichzeitig anzukündigen, man werde 2000 Stellen streichen. Es geht hier immerhin um den Verlust jeder sechsten Arbeitsstelle, was vor allem die Region Basel hart trifft.
Steigende Kosten schaden dem Werkplatz Schweiz
Norbert Thom, emeritierter Professor für Organisationslehre an der Universität Bern, sagte es richtig: Der Werkplatz Schweiz sei im internationalen Wettbewerb nicht nur durch das hohe Lohnniveau unter Druck, sondern auch durch die ständig steigenden Nebenkosten. In diesem Zusammenhang sagte er wörtlich: «Denken Sie nur an das zurzeit sehr aktuelle Thema Vaterschaftsurlaub.» Dennoch will Novartis den Urlaub für frischgebackene Väter weltweit von bislang sechs Tagen auf vierzehn Wochen anheben. Das ist so lange wie das gesetzliche Minimum an Mutterschaftsurlaub, der einer Frau nach der Geburt zur Erholung von den Strapazen zusteht.
So wie die Novartis haben auch andere grössere und mittlere Betriebe gehandelt und grosszügige Vaterschaftsurlaubsmodelle entwickelt. Alle diese Firmen und deren Funktionäre in den Wirtschaftsverbänden sind darum froh, dass das Parlament zwei Wochen Vaterschaftsurlaub und damit eine neue Sozialversicherung einführen will. Denn damit tragen sämtliche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mittels Lohnabzügen die Hälfte der Kosten. Einmal mehr wird die Abgabenquote erhöht.
Ein neues Sozialwerk obwohl AHV und IV nicht gesichert sind
Zum Glück wurde gegen diese wirtschaftsfeindliche Vorlage das Referendum ergriffen. Es ist ein gutes Zeichen, dass wenigstens einzelne kantonale Gewerbeverbände das Initiativkomitee unterstützen. Dennoch ist und bleibt es unverständlich, dass weder der Arbeitgeberverband noch der Schweizerische Gewerbeverband gegen diese weitere Verteuerung der Arbeit und gegen diese neuerliche Staatsaufblähung auf die Barrikaden gehen. Denn bereits heute macht der Sozialstaat einen vollen Drittel unserer wirtschaftlichen Gesamtproduktion aus. Zudem soll mit dem Vaterschaftsurlaub ein neues Sozialwerk ins Leben gerufen werden, obwohl noch nicht einmal die Finanzierung unserer bestehenden Sozialwerke gesichert ist. Die Invalidenversicherung ist mit sieben Milliarden verschuldet, die AHV schreibt mittlerweile jährlich ein Defizit von über einer Milliarde Franken und wird in wenigen Jahren rote Zahlen schreiben.
Wohlstand kommt nicht von nichts
Nun geht es beim Papi-Urlaub keineswegs um die Behebung eines schreienden sozialen Unrechts. Jeder junge Vater nimmt bei der Geburt eines Kindes problemlos und mit Freuden ein oder zwei Wochen Ferien. Wir sollten uns gelegentlich wieder daran erinnern, dass unser Wohlstand zuerst erwirtschaftet werden muss, und dass sich die Schweizer Wirtschaft in einem globalen Wettbewerb befindet. Niemand kann ja im Ernst glauben, dass in asiatischen Ländern der Vaterschaftsurlaub ein Thema sein könnte. Ähnliches gilt für die USA, wo man in den ersten Jahren nach Antritt einer neuen Stelle höchstens eine Woche Ferien beziehen darf. Das sind keine von mir erfundenen Schreckgespenste. Das habe ich als junger Berufsmann in Amerika persönlich erlebt. Und als Vater von vier Kindern auch problemlos überlebt.
Deshalb unterzeichnen Sie noch heute das Referendum gegen diesen teuren und unnötigen Vaterschaftsurlaub mit dem alle für die Ferien von einigen wenigen bezahlen müssen!
Quelle: www.svp.ch