Ein wichtiger Zeitzeuge verschwindet. In Oberarth weicht die ehemalige Seidenfabrik Neubauten.

Jürg Auf der Maur, Bote der Urschweiz

Über 100 Jahre prägte die Fabrik in Oberarth das Dorfbild. Das gehört bald der Vergangenheit an. Derzeit wird die frühere Seidenweberei dem Erdboden gleichgemacht. Das rund 16000 Quadratmeter grosse Areal, das damit entsteht, soll Wohnbauten weichen. 2011 wurde die entsprechende Umzonung an der Urne bewilligt.

Ein Stück Ortsgeschichte

Mit dem Abbruch der Fabrik verschwindet nicht nur ein prägendes Gebäude aus dem Ortsbild. Die Fabrik war vielmehr ein wichtiger Teil der Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Gemeinde Arth seit dem 19. Jahrhundert, die das Dorfleben stark beeinflusste und prägte.

Die Wurzeln reichen weit zurück. 1891 eröffnete die Firma Stehli eine Posamenteriefabrik als Filiale ihres Stammsitzes in Obfelden ZH. Die Seidenfabrik musste gemäss «Kulturspur» der Gemeinde Arth 1933 schliessen. Die Räumlichkeiten wurden vier Jahre später dann von der Firma Emar Seidenstoffweberei neu bezogen; 1987 kaufte die Föry AG und damit später das Transportunternehmen Planzer – das Areal. 1969 wurde der südliche Teil des Gebäudes ein Raub der Flammen.

Die Fabrik war für Oberarth mehr als nur ein Arbeitgeber. Sie ist auch «schuld», dass die Gemeinde Arth 1897 einen eigenen Pfarrer und später in Oberarth eine eigene reformierte Kirche erhielt. Denn der Arbeitgeber aus Zürich zog auch viele reformierte Arbeitnehmer an, die reformierte Gemeinde wuchs stark an. Zu dieser Textil-Ära in Oberarth gehören auch diverse zu jener Zeit erstellte Arbeiterhäuser. Diese sogenannten Kosthäuser stehen noch heute an der Bergstrasse Richtung Goldau und wurden in der Zwischenzeit teilweise stark umgebaut und erweitert.

Jetzt sorgen Abbruchmaschinen dafür, dass in Oberarth neuer Wohnraum entsteht. | Bild: Jürg Auf der Maur