Der Familienvater mit zwei Töchtern blickt auf ein bewegtes Musikerleben zurück. Er gilt als einer der erfolgreichsten Schweizer Klarinettisten und komponierte über 1600 Titel.

Alain Hospenthal, Bote der Urschweiz, 10.05.2023

Thury Horath kam am 10. Mai 1948 als jüngster von vier Buben zur Welt und wuchs an der Steinerbergstrasse in Goldau auf, wo sein Vater als Postangestellter nebenbei einen Steinbruch betrieb.

Er habe schon als Kind gerne den Klarinettenklängen im Radio gelauscht, erzählt Thury Horath. «Immer mittags um halb eins kam ein Stück vor den Nachrichten.» Dabei hätten es ihm die Titel von Jost Ribary oder Kaspar Muther, aber auch von Benny Goodman besonders angetan.

Bereits mit vier Jahren begann er, auf der alten Blockflöte seines Bruders zu spielen. «Das Musikmachen war in mir, und ich wollte von Kindesbeinen an Musiker werden.» Auf die Unterstützung des Vaters durfte er dabei nicht zählen. «Geh arbeiten, musizieren kannst du in der Freizeit», habe es immer geheissen. Gleiche Töne auch vom Lehrmeister im Zeughaus in Seewen, wo Thury Horath die Lehre als Automechaniker absolvierte. Er solle sich auf die Arbeit konzentrieren und nicht aufs Musizieren. Daraufhin versteckte der Vater kurzerhand die Klarinette. Aber Thury Horath übte dann umso fleissiger bei einem Freund, der ebenfalls eine Klarinette besass. «Ich habe mein Leben lang unter der Haltung meines Vaters gelitten», gesteht Thury Horath. Auch später an Konzerten sei sein Vater nie im Publikum gesessen.

«Ich habe jeden Tag geübt, obwohl der Vater dagegen war.»
Thury Horath, Musiker und Komponist

Aber Thury Horath blieb sich von Anfang an treu, denn er wollte unbedingt in den Musikverein Goldau. Auch dank der Hilfe der Mutter und seiner Brüder setzte er sich durch und übte fleissig Tonleitern, bis er im Alter von elf Jahren vom Nachbar eine defekte Arthur-Uebel-Klarinette erhielt. Der Goldauer Instrumentenmacher Charly Hofmann habe diese für ihn wieder spielbar gemacht und ihm erklärt, wie die Noten auf die Griffe zu übertragen seien. «Ich habe jeden Tag geübt, obwohl der Vater dagegen war», und so sei er schliesslich im Frühling 1962 mit vierzehn Jahren in den Unterricht des Musikvereins aufgenommen worden. Bereits sechs Monate später spielte er dann offiziell die zweite Klarinette, und mit sechzehn wurde er als aktives Mitglied in den Verein aufgenommen.

Erste Bühnenerfahrung sammelte Thury Horath mit seinen beiden Brüdern Walter und Robert, die ab 1961 als Haus-Trio auftraten. 1967 lernte er den Akkordeonisten Dölf Schmidig kennen, mit dem er acht Jahre musizieren sollte. Die Unterhaltungs- und Tanzmusik der beiden fand derart Gefallen, dass sie 1969 für ein Jahr auf die Bermudas engagiert wurden. Später traten sie als Saisonmusiker in Kurorten wie St. Moritz und Arosa auf. Von 1971 bis 1974 absolvierte Thury Horath schliesslich ein Praktikum am Konservatorium in Luzern, wo er bei Josef Mercenatti die Lefèvre Schule durchlief, was ihm später erlaubte, sein musikalisches Wissen als Saxofon- und Klarinettenlehrer in der Gemeinde Arth weiterzugeben. Zusammen mit dem Akkordeonisten Martin Suter, dem Pianisten Walter Brunner und dem Bassisten Franz Gisler entstand im Jahre 1974 die Kapelle Thury Horath, die bis 1987 Bestand hatte.

Zu Ehren Thury Horaths findet am Samstag, 13. Mai, um 20 Uhr im Restaurant Biberegg in Rothenthurm ein öffentliches Jubiläumskonzert statt. Der erste Konzertteil wird von der Kapelle Wipfli-Reichmuth mit Gastmusiker Edy Wallimann bestritten. Das Konzertrepertoire enthält Kompositionen aus den 70er-Jahren bis heute. Es werden zudem mehrere Uraufführungen zu hören sein. Darunter einige Kompositionen, die von Thury Horath zweistimmig für Bläser arrangiert wurden – mit Edy Wallimann an der zweiten Klarinette. Den zweiten Konzertteil bestreiten die geladenen Musikkolleginnen und -kollegen.

Beim Musizieren strahlen seine Augen bis heute. Thury Horath wird 75.
Bild: Alain Hospenthal

Thury Horath auf Tonträgern

Bereits Anfang der 1970er-Jahre spielte Thury Horath im Radio Studio Basel seine ersten Eigenkompositionen, die als Direktsendungen ausgestrahlt wurden. Weitere Aufnahmen folgten und sind auf den CDs «Radio Zeiten» und «Im alten Takt» erhältlich. In der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre entstanden zudem zwei gemischte Langspielplatten, auf denen er mit seiner Kapelle mit Eigenkompositionen zu hören ist.

In den 1980er-Jahren veröffentlichte Thury Horath zwei eigene Langspielplatten, welche die Titel «Im Tierpark Goldau» und «Uf üsi Art» trugen. Die Titel «Memories of Bermuda» und «Im Tierpark Goldau» wurden zusätzlich als Singles gepresst und liefen landauf und landab in den Jukeboxen der Restaurants.

Nach der Auflösung der Kapelle Thury Horath Ende der 1980er-Jahre blieb er seinem kompositorischen Schaffen treu. Zu seinem 60. Geburtstag spielte er mit einer Ad-hoc-Formation 22 Titel ein, die 2008 auf der CD Thury Horath «Swiss made» erschienen. 2011 erschien sein letzter Tonträger «In musikalischer Ehre». (ah)

Über 1600 Eigenkompositionen

Thury Horaths Schaffen als Komponist deckt einen Zeitraum von fast 60 Jahren ab. Seine erste Komposition schrieb er bereits 1964 als Sechzehnjähriger. Vor allem in den letzten 20 Jahren wurde das Komponieren zu seinem grossen Hobby. Hunderte von neuen Tänzen sind dabei entstanden. Neben üblichen Formen wie Ländler und Schottisch komponierte er auch Walzer in wienerischer Art, Swingfox, Blues, Tangos und sogar Csardas. Sein erstes Notenalbum «Uf mini Art» mit 142 Kompositionen veröffentlichte Thury Horath im Jahr 2000. In der Zwischenzeit steht er kurz vor der Vollendung seines zehnten Notenbandes. (ah)

Siehe auch:
Kapelle Thury Horath