Die Hippies und Alt-68er sind mittlerweile geläuterte Eltern bzw. Grosseltern und finden – wahrscheinlich basierend auf ihrer eigenen keuschen und drogenfreien Vergangenheit – dass unter 16 ein Kinobesuch unter Gleichaltrigen das Vorspiel für ungehemmte Körperkontakte sein könne und die Experimentierfreudigkeit der Teenager auf gewissen Gebieten per Gesetz zu beschränken sei. Beim interkulturellen Austausch wäre das zwar gar keine schlechte Strategie, denn im Türkeiurlaub kann eine harmlose Liebelei die Eintrittskarte ins örtliche Gefängnis bedeuten. Gleichzeitig wird massiv in Bildung investiert, hängt doch die nächste PISA-Studie wie ein drohendes Damoklesschwert über europäischen Schulstuben. Um in Zukunft bestehen zu können braucht es Eigenverantwortung und Initiative. Zur Prime time flimmern Castingshows über die Bildschirme, „Helden“ retten die Welt und „verzweifelte Hausfrauen“ intrigieren auf Teufel komm raus. Germany’s next Top Model oder Superstar sind Traumberufe unter jungen Mädchen, pfeif’ aufs Abitur. Kreativität wird gross geschrieben und in Freizeitkursen für Ausdruckstanz oder Spontanmalen gepflegt. Verwirrende Signale, vor allem für unsere Schutzbefohlenen. Kein Wunder verweigern sich Heranwachsende zunehmend dem Dialog mit Erziehungsberechtigten und ausgewiesenen Pädagogen.
Nun tagt sie wieder, die internationale „Geberkonferenz“. An die Grosszügigkeit der Staatengemeinschaft wird appelliert, 5,6 Milliarden Dollar erhofft sich die palästinensische Führung in den kommenden 3 Jahren um autonome, funktionierende Strukturen in biblischen Landen zu etablieren. Dass im Gazastreifen nicht gemässigte, friedliebende Herren das Sagen haben scheint die Politiker in ihrer vorweihnachtlichen Stimmung nicht weiter zu stören. Dennoch beschleicht mich ein leichtes Unbehagen, denn erst kürzlich sah ich Bilder der Grossdemonstrationen zum 20jährigen Bestehen der Hamas. Was die Massen den schwarzgewandeten Freiheitskämpfern zujubelten tönte nicht eben nach besinnlichen Adventsliedern. Wobei: vielleicht skandierten sie ja doch bloss eine nahöstliche Variante von „Morgen, Kinder, wird’s was geben…“
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