Während Familien rund um den Erdball nach Meister Lampes Nestern suchen, Kerzen und Feuer entzünden oder Brunnen schmücken, geht meist vergessen, dass es sich dabei um Rituale aus grauer Vorzeit handelt. Kirchenväter verpassten den heidnischen Frühjahrsbräuchen den theologischen Anstrich und machten daraus das Auferstehungsfest Jesu. Was wir verinnerlicht haben und mit allen Sinnen feiern ist das Wiedererwachen der Natur und hat weniger mit biblischen Inhalten als vielmehr mit dem Lauf der Gestirne zu tun.
Manchen fehlt bei der rein astronomischen und kulturgeschichtlichen Deutung die Dramatik des Jenseitigen und Ausserweltlichen. Ist es denn nicht überwältigend genug, dass wir den Himmel in uns tragen, jenen Kometenstaub, aus dem das Leben auf unserem Planeten entstand? Erfüllt uns ein Blick ins Universum nicht mit tiefster Ehrfurcht, wenn wir das Licht längst erloschener Sonnen sehen und mitverfolgen, wie Galaxien geboren und Sterne vom Nichts verschlungen werden? Voller Hoffnung reiht unsere Generation mit ihren Kindern ein neues Glied an die unendliche Kette des Werdens und Vergehens.
Welche Poesie liegt doch darin, dass die kleinste Kreatur den Urfunken weiterreicht, jede Körperzelle sämtliche Informationen birgt, die uns durch Zufall, Selektion und Anpassung zu dem werden liessen, was wir sind.
Frohe Ostern!
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