Am 1. Juli 2022 hat Stefan Meier das Direktorium des Natur- und Tierparks Goldau übernommen. Nach einem halben Jahr zieht er eine erste Bilanz.
Erhard Gick, Bote der Urschweiz
Sehr positiv. Ich erlebe engagierte Mitarbeitende einerseits und eine grosse Identifikation mit dem Tierpark andererseits. Das ganze Umfeld mit Gönnerinnen und Gönnern, den Medien, den Politikern, der Regierung und der Gemeinde zeigt eine grosse Verbundenheit mit dem Tierpark. Es ist für mich sehr beeindruckend. Das stimmt mich für die Zukunft sehr positiv. Dieses unterstützende Umfeld und das Engagement der Mitarbeitenden werden weiterhin den Erfolg des Tierparks ausmachen.
Wie haben Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den ersten sechs Monaten wahrgenommen?
Als sehr kompetent und engagiert: Viele von ihnen sind langjährige Mitarbeitende mit grosser Erfahrung. Sie behandeln den Tierpark, als wäre es ihr eigenes Zuhause. Jedes Unternehmen wünscht sich, dass die Mitarbeitenden sehr gewissenhaft mit dem Betrieb umgehen. Ich erlebe hier jeden Tag, dass sie mit grossem Einsatz für den Tierpark tätig sind. Dafür bin ich dankbar.
Sie haben ein schwieriges Erbe angetreten. Ihre Vorgängerin Anna Baumann hat den Park 13 Jahre lang geprägt. Wie gehen Sie damit um?
Unter der Leitung meiner Vorgängerin hat der Tierpark viel in die Weiterentwicklung der Infrastruktur und der Tieranlagen investiert. Wir sind heute eine Unternehmung, die sich durch Qualität auszeichnet, beispielsweise im Gästeerlebnis oder in der Tierhaltung. Auf diesem Fundament kann ich jetzt aufbauen. Es stehen aber auch grosse Herausforderungen an, die es in den nächsten Jahren zu meistern gilt.
Die dann wären?
Wir dürfen das Unternehmen Tierpark weiterentwickeln und einen Schritt vorwärts machen. Die Eröffnung des neuen Eingangsbereichs im nächsten Winter bedeutet für uns einen Wendepunkt. Der Tierpark erreicht eine neue Grössendimension, und es werden zusätzliche operative Kosten entstehen. Das heisst, wir werden uns als Betrieb weiter professionalisieren müssen.
Es waren Strukturen vorhanden. Haben Sie als erfahrene Führungspersönlichkeit in der Geschäfts- und Unternehmensentwicklung, dem Fundraising, im Eventmanagement und im Marketing alles über den Haufen geworfen?
Nein, wir bauen auf Erreichtem auf. Neben der Vorbereitung der Inbetriebnahme des neuen Eingangs setze ich zwei Schwerpunkte. Der erste ist die Kontinuität: Wir wollen täglich aufs Neue gewährleisten, dass die hohe Qualität in allen Bereichen des Tierparks sichergestellt wird und unsere Stärken wie beispielsweise die Innovationskraft, die Bergsturzlandschaft oder das Tierwohl gepflegt werden. Der zweite Schwerpunkt ist die Entwicklung des Parks als Betrieb. Es gilt, die Wirtschaftlichkeit zu optimieren, die Bedürfnisse der Besuchenden noch besser zu verstehen, unsere Kompetenzen als Organisation weiterzuentwickeln und das Erlebnis Tierpark insgesamt weiter zu optimieren.
Derzeit läuft der Neubau des Eingangsbereichs. Das Verwaltungsgebäude sollte bis Juli bezugsbereit sein. Läuft es rund auf dem Neubau?
Wir sind bisher erfolgreich unterwegs, auch im Bereich des Kostenmanagements. Wir wollen im Winter 2023 eröffnen. Für unser Team ist das eine grosse Herausforderung und viel Arbeit: insbesondere die Gestaltung der verschiedenen Bereiche, beispielsweise der Piazza, der Erlebnishalle Bergsturz, der Erlebniswelt Zauberwald, des neuen, grösseren Shops und des neuen Restaurants. Zum Glück werden wir dabei von unserer Verwaltungskommission wie auch weiteren Expertinnen und Experten tatkräftig unterstützt.
Was sagen Sie persönlich zu diesem Megaprojekt, dem grössten Bauprojekt des Tierparks Goldau in seiner bald 100-jährigen Geschichte?
Unser neuer Eingang steht gleichbedeutend mit dem bereits erwähnten Wendepunkt unseres Parks. Es ist ein Quantensprung. Unser Park erhält ein neues Gesicht, das auch für unseren Anspruch an Entwicklung und Fortschritt steht. Wir erreichen ein neues Level mit neuen Möglichkeiten für unsere Besuchenden. Ich habe das Glück, dass ich nun die Endphase dieses Projekts begleiten und die Eröffnung miterleben darf.
Welche Projekte werden Sie kurz-, mittel- und langfristig anpacken?
Im kommenden Jahr steht ganz klar der neue Eingangsbereich im Fokus. 2025 dürfen wir dann das 100-Jahr-Jubiläum feiern. Darüber hinaus arbeiten wir an der Tierpark-Zukunft. Wir wollen gemeinsam die Vision 2040 definieren. Ein zentrales Anliegen des Projektes ist, diese Vision in eine konkrete Erlebniswelt inklusive baulicher Prioritäten zu übersetzen.
«Die Vision 2040 ist eine konkrete Erlebniswelt inklusive baulicher Prioritäten.»
Stefan Meier
Direktor Tierpark Goldau
Wie ist der Stand betreffend Neubau zweites Restaurant?
Im neuen Eingangsbereich entsteht ein Restaurant, welches auch von aussen zugänglich sein wird. Damit können wir zukünftig neben den Parkbesuchenden auch externe Zielgruppen bedienen. Derzeit laufen die Detailplanungen rund um das neue Restaurant. Mit der «Grünen Gans», dem Bergsturzkafi, dem Diana-Kiosk, dem Crêpes-Stand und dem neuen Restaurant verfügen wir über eine gute Kapazität.
Der Tierpark hat Richtung Osten noch Ausbaukapazität. Ist das momentan ein Thema?
Der Schuttwald ist Gegenstand unserer Diskussionen im Zusammenhang mit der Vision 2040. Ideen dazu gibt es, aber konkrete Pläne liegen noch nicht vor.
Bleibt der Natur- und Artenschutz auch künftig ein Thema unter Ihrer Leitung?
Er ist absolut wichtig, das möchte ich betonen. Der Natur- und Artenschutz ist das Herzstück des Tierparks Goldau. Darum gibt es uns, das wollen wir auch gegenüber unseren Besuchenden vermitteln.
Der Natur- und Tierpark Goldau profitierte in den letzten Wochen vom Schneemangel. Kolonnen standen an der Kasse an. Hat man nicht mit dem Ansturm gerechnet?
Wir sind es gewohnt, mit grossem Besucheransturm umzugehen, und entsprechend organisiert. Trotzdem kann es kurzfristig zu Wartezeiten kommen. Gutes Wetter hat immer einen wesentlichen Einfluss auf die Besucherzahlen. Jetzt, wo kein Schnee liegt, kommen auch Gäste, welche vielleicht sonst am Skifahren wären. Und über die Feiertage ist der Ansturm generell grösser.
Sind zwei Kassen für einen Grossandrang denn überhaupt genug?
Wir verfügen über flexible Kassensysteme, sowohl im Eintritts- wie auch im Restaurationsbetrieb. Wir können grundsätzlich kurzfristig auf Spitzenkapazitäten reagieren. Man darf jedoch nicht vergessen: Zurzeit arbeiten wir in einem Provisorium – und freuen uns umso mehr auf den neuen Eingang mit modernem, digitalem Ticketing.
Es sind vor allem Familien, die den Tierpark «stürmen». Ist das gewollt, oder möchten Sie ein weiteres Publikum für sich gewinnen?
Wir verfügen heute schon über ein vielschichtiges Publikum. Das sind Familien mit Kindern, Paare, junge Leute, Rentnerinnen und Rentner. Wir sind für alle Bevölkerungsschichten attraktiv, die Erlebnisse mit Tieren und der Natur haben wollen.
Oft kann man beobachten, dass an Spitzentagen die Parkplätze voll, teilweise übervoll sind. Wie wird der Tierpark das Parking-Problem anpacken?
Wir kennen das Parkplatzproblem. Wir verzichten bewusst auf zusätzliche Parkplätze im neuen Eingangsbereich, weil wir den Suchverkehr in der Parkstrasse reduzieren und Besucherinnen und Besucher animieren möchten, mit dem öffentlichen Verkehr anzureisen. Dazu haben wir auch spezielle Angebote mit RailAway. Nach der Corona-Pandemie beobachten wir allerdings, dass mehr Personen mit dem Auto individuell anreisen. Wir sind bestrebt, weitere Lösungen zu entwickeln.
Ein Parkhaus in Bischofshusen ist mal angedacht worden. Ist es immer noch auf der Wunschliste des Parks, und ist das eine Lösung?
Das ist auch Thema des «Tierparks der Zukunft», wie bereits angesprochen. Im Moment ist es aber zu früh, darüber zu spekulieren.
«Ein Parkhaus Bischofshusen ist ein Thema des ‹Tierparks der Zukunft›.»
Stefan Meier
Direktor Tierpark Goldau
2025 wird der Tierpark Goldau 100 Jahre alt. Was darf man zum Geburtstag erwarten?
Wir wollen dieses Jubiläum mit unseren Gästen, Gönnerinnen und Gönnern, Partnern sowie der Gemeinde gemeinsam feiern. Die Vorfreude ist heute schon gross. Das Jubiläum ist für uns auch eine Chance, mehr Menschen für den Natur- und Artenschutz zu sensibilisieren. Wir fokussieren zurzeit auf unseren neuen Eingang, dann packen wir unser Jubiläum an. Erste Ideen sind vorhanden.
Der Tierpark ist finanziell wie personell gut aufgestellt. Was tun Sie dafür, dass es so bleibt?
Mit dem Bau unseres Eingangsbereichs stehen wir vor einer neuen Ära. Wir stellen die Weichen rechtzeitig und investieren in die Weiterentwicklung des Betriebs sowie der Organisation. Weiter werden wir auch die Innovation im Bereich der Infrastruktur und Tieranlagen fördern und in das Tierwohl investieren. Auch für Bildung und Forschung wollen wir uns als Kompetenzzentrum weiter etablieren.
Wird der Park weiter wachsen?
Grundsätzlich ja. Wirkung zu erzielen, ist ein wichtiges Anliegen des Tierparks. Wir haben einen Bildungsauftrag und wollen Menschen für Natur und Tiere begeistern. Zu uns kommen auch viele Schulklassen und Kinder. Wenn wir hohe Reichweiten erzielen, dann steigern wir die Wirkung.
Sind neue Tiere geplant?
Wir bleiben unseren einheimischen Tieren treu. Mögliche Erweiterungen sind denkbar; dies werden wir aber zuerst intern diskutieren. Wir bekommen oft verletzte Tiere zur Pflege, die nicht mehr ausgewildert werden können. Zum Beispiel auch Adler. Eine Idee wäre beispielsweise, ihnen in einer Voliere ein neues Zuhause zu geben.
Wie haben Sie sich mit Schwyz angefreundet, kommen Sie mit den Schwyzern und Schwyzerinnen zurecht?
Ich wurde als Basler herzlich empfangen. Die Schwyzerinnen und Schwyzer sind bodenständig, authentisch und sehr freundlich. Übrigens ist mein Basler Dialekt auch immer wieder mal ein «Icebreaker».
Name: Stefan Meier
Alter: 44 Jahre
Wohnort: Zürich
Beruf: Direktor Natur- und Tierpark Goldau
Hobbys: Bergtouren, die Natur beobachten, Sport
Lieblingsessen: Raclette
Lieblingsferienort: Toskana
Lieblingstier: Steinbock und Wolf
Ausgezeichneter Artikel. Vielen Dank für Ihre Mühe.