Zusammen mit Ähnlichgesinnten scheint die schreibende Zunft auf einem erdfernen Planeten zu leben. Moniert die internationale Presse im Vorfeld des Urnengangs praktisch unisono, in der Schweiz schwappe die Woge der Ausländerfeindlichkeit immer höher, zumal wir uns von Europa abwenden und lieber um eine Partei scharen, die abwechslungsweise als rassistisch, rechtsradikal, nationalkonservativ und schlimmer bezeichnet wird, fragt man sich doch brüskiert, wofür die Redaktionen denn ihre Korrespondenten bezahlen. Offenbar nicht, um aus erster Hand zu informieren, nachdem sie vor Ort bei den Betroffenen nachgeforscht haben. Überraschend vernünftige Kommentare finden sich dann aber in den Leserforen im Netz: durchwegs positive Voten, Komplimente gar für die trotz allen Unkenrufen intakte helvetische Demokratie; viel Lob schliesslich für den Mut, die realen, „unbequemen Wahrheiten“ zu benennen und gegen das Mediendiktat zu entscheiden.
Der Alte Fritz, schwarze Schafe und Kaffeesatzleser
(GTA) In letzter Zeit wird häufig von sogenannten Parallelwelten gesprochen. Damit sind einerseits jene wachsenden Bevölkerungsgruppen innerhalb Europas gemeint, die nach eigenen, meist islamistisch geprägten Traditionen und Regeln funktionieren. In immer lauteren Tönen fordern sie einen ebenbürtigen Platz in unserer Mitte, obwohl sie die hiesige liberale Kultur mehr oder weniger vehement ablehnen. Im Westen wird die fundamentalreligiöse Unterwanderung unter Berufung auf eine arg strapazierte Toleranz weitgehend geduldet. Bei allem Respekt müssen wir solch gefährliche, rückwärtsgerichtete Strömungen eindämmen, bevor sich deren explosive Mischung aus Sendungsbewusstsein, Fanatismus und Gettoisierung entlädt. Süffisant belächeln wir das hemdsärmelige Amerika wegen seines naiven, unverhüllten Patriotismus. Kein Actionfilm kommt ohne wenigstens ein wehendes Sternenbanner aus. In jeder Schule, in jedem Verwaltungsgebäude und Spital hängt dieses Symbols der Zugehörigkeit zu einem Land, einem Way of Life, und der Schwur auf die Nationalflagge ist ein zentrales, identitätsstiftendes Ritual. Neubriten werden seit 2004 in einer offiziellen Zeremonie in die Gemeinschaft aufgenommen, inklusive Treueeid auf die Queen und staatsbürgerliches Bekenntnis. In Deutschland erwartet man zwar, dass sich die Minderheiten anpassen und integrieren, im Grunde soll jedoch jeder nach seiner Fasson selig werden. Dafür stand schon der Preusse Friedrich II. ein. Das Rechtsverständnis wird zur privaten Angelegenheit erklärt, Verstösse gegen die Prinzipien unserer Zivilgesellschaft relativiert. Trifft häusliche Gewalt Musliminnen, greifen die zuständigen Behörden nur zögerlich ein; zu sehr sind ihnen die Hände gebunden, wenn den Opfern in ihren archaisch strukturierten Familienclans die Hilfe verweigert wird. Was soll ein Richterspruch gegen eine systematische, in Stein gemeisselte Frauendiskriminierung im Namen des Korans? Darf die Versammlungsfreiheit willkürlich definiert werden und nur noch für jene gelten, die die moralisch „korrekten“ Inhalte gepachtet haben, Antiglobalisierungsdemos ja, Rütlifeiern unter Eidgenossen nein?
In einer fremden Dimension bewegen sich andererseits auch vermehrt Berater, Meinungsforscher, Soziologen und Prognostiker. Wenn die Sachverständigen sich aus ihrem Elfenbeinturm lehnen, um über aktuelle Themen und Tendenzen zu debattieren, wird dem aufmerksamen Zuschauer bewusst, wie elastisch und duldsam die Wirklichkeit ist und wie wenig sich die Analysen um Fakten und Objektivität scheren. Wer eine persönliche Meinung vertritt gilt in diesen eingeschworenen Kreisen bereits als „extrem“. Nostalgisch mutete die Äusserung des ehemaligen SP-Finanzministers Otto Stich an, der sich kürzlich im „Club“ auf SF1 nach dem Wahldebakel moderatere Mehrheitsverhältnisse im Parlament wünschte (d.h. weniger FDP und SVP). Worauf der italienische Unternehmer Francesco Illy erfrischend unverkrampft konterte: „Das Volk hat so gestimmt!“ Etwas peinlich wurde es dann, als sich die Talkrunde vom smarten Kaffeeindustriellen belehren lassen musste, die Steuerrezepte der SVP, übrigens eine Erfolgsmarke, seien für die Konkurrenzfähigkeit des Landes absolut richtig. Es grenzt an Realitätsverweigerung, wenn unsere Bundespräsidentin, auf die jüngsten linksautonomen Krawalle in Bern angesprochen, leicht piquiert antwortet: „Das ist nischt die Schweiz.” Also keine zunehmende Verrohung der politischen Sitten? Da kann man nur mit Adenauer antworten: “Die Menschen müssen wir nehmen, wie sie sind. Wir haben keine anderen.“
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