Mit der Eröffnung der Gotthard-Bergstrecke bietet die SOB zusammen mit touristischen Partnern einen digitalen Marktplatz entlang der SOB-Linien. Der Kanton Schwyz hat schon eine Vorreiterrolle eingenommen.

von Erhard Gick, Bote der Urschweiz

Ein altes Sprichwort sagt, «Not macht erfinderisch.» Ob die Schweizerische Südostbahn (SOB) sich allerdings dieses Sprichworts bemächtigte, als sie sich strategisch neu ausrichtete und die Gotthard-Bergstrecke wiederbelebte, ist offen.

Anlässlich einer Medienkonferenz von gestern Morgen, per Video notabene, räumte Thomas Küchler, Vorsitzender der Geschäftsleitung der SOB, gleich zu Beginn ein, dass «die Bergstrecke kein rentables Geschäft für die SOB sein wird. Wir wollen aber die Bergstecke zu neuem Leben erwecken. Sie ist ein bahnhistorisches Denkmal. Und wir wollen eine Kombination zwischen Freizeit und Bahnerlebnis vermitteln.» Die SOB könne nur so ihrer Rolle gerecht werden. Die Erschliessung mit der Bahn und mit Freizeitangeboten werde die Strecke so beleben, dass die Abgeltungen der öffentlichen Hand in einem vernünftigen Rahmen bleiben werden.

Ein digitaler Marktplatz mit enormem Mehrwert

So führte Küchler aus, dass die Südostbahn nicht nur Tourismusgebiete verbinden wird, sie verbindet neu auch die touristischen Leistungsträger entlang ihrer Linien in Form einer gemeinsamen digitalen Plattform. «Im Bereich Freizeit und Tourismus gibt es noch viel Potenzial für den öffentlichen Verkehr.»

Die Südostbahn befähigt mit dem Marktplatz ihre Partner, Tourismusangebote in den einzelnen Regionen systematisch auf digitalen Kanälen für Kundinnen und Kunden verfügbar zu machen. Die Angebote – von Bahnbilletten über Bergbahnen, Skitickets, Museumseintritte oder kulinarische Erlebnisse – können dabei nach individuellem Kundenwunsch aus einer Hand gebucht werden, teilten die Verantwortlichen der SOB gestern mit. Für diesen Schulterschluss holte die SOB die Alturos Destinations AG mit ins Boot, welche die SOB bei der Digitalisierung des Angebots unterstützt. So entsteht für Bahnreisende ein enormer Mehrwert auf und mit den Zügen der SOB, dem Voralpen-Express und dem Treno Gottardo. Ein weiteres Ziel ist es, die CO2-Bilanz zu verbessern, indem man die Tourismusbegeisterten vom Auto auf den Zug bringen möchte.

Schwyz Tourismus mit einer Vorreiterrolle

Im Jahr 2020 hat der Kanton Schwyz etwa 50’000 Franken für die erste Phase gesprochen. Dieser Beitrag wird direkt an touristische Leistungsträger ausgerichtet. Er nimmt damit eine Art Vorreiterrolle ein. Bereits jetzt buchbar sind nebst Bahnbilletten für die ganze Schweiz auch Angebote in den Tourismusregionen Sattel-Hochstuckli, Stoos, Rigi, Bellinzona und Andermatt/Sedrun. «Wir sind bestrebt, die Plattform laufend mit neuen Produkten zu bestücken, bekräftigten gestern Thomas Küchler und SOB-Marketingchef Reto Ebnöter. Weitere Verhandlungen und Gespräche, um das Angebot zu erweitern, laufen derzeit mit Tourismusorganisationen im Kanton Uri, im Tessin, in der Region St.Gallen/Bodensee sowie im Glarnerland.

Einfahrt des Voralpen-Express im Bahnhof Arth-Goldau. Ab Dezember fährt der Zug als Treno Gottardo bis Bellinzona. Es wird auch eine Liaison zwischen einem Bahn- und einem touristischen Angebot in Form eines digitalen Marktplatzes. Bild: Erhard Gick

In einer ersten Phase nur bis Bellinzona

Treno Gottardo – Es wird ein bahnhistorischer Moment sein, wenn der erste «goldene Zug» am 13. Dezember die Gotthard-Bergstrecke befahren wird, eine Teilöffnung vorerst. «Weil die SBB zwischen Bellinzona und Locarno noch diverse Baustellen unterhält, müssen wir zur Eröffnung einen Kompromiss eingehen. Wir fahren vorerst nur bis Bellinzona. Ab April gibt es durchgehende Verbindungen ab Arth-Goldau», sagt SOB-CEO Thomas Küchler. (eg)