Das Hin- und Her um das Schwyzer Nideröst-Haus dauerte einige Jahre. Jetzt hat das älteste Holzhaus Europas eine Heimat gefunden: im Tierpark Goldau.
von Erhard Gick
Tierparkdirektor Felix Weber hat bereits einen klaren Zeitplan für den Wiederaufbau des Nideröst-Hauses vor Augen. Es folgen jetzt umfangreiche Abklärungen, wie der Aufbau realisiert werden soll. Im Jahr 2008 kann das älteste Holzhaus im Raum Grosswiyer bereits bestaunt werden. Den Wiederaufbau lässt sich der Tierpark 850 000 Franken kosten. «Gewisse Mittel sind bereits in Aussicht gestellt. Es ist einfacher, für ein gutes Projekt, die Mittel zu beschaffen», so Felix Weber
An drei Bedingungen geknüpft
Der Natur- und Tierpark gleite mit der Übernahme des Nideröst-Hauses nicht von seinen Prinzipien ab, dementierte Felix Weber entsprechende Fragen. «Vielmehr kommt es unserem Konzept entgegen. In Verbindung mit dem Nideröst-Haus sind wir in der Lage, Domestikation in Verbindung mit der Tier- und Pflanzenwelt und den Menschen von damals aufzuzeigen.» Die Vertragsvereinbarung ist an drei wesentliche Punkte geknüpft. Vertraglich seien die Aufbewahrung und der Schutz vor Schäden an der Substanz des Hauses geregelt. Beim Wiederaufbau sicherte sich der Kanton Schwyz ein bedingtes Mitspracherecht. Sollte der Tierpark die notwendige Finanzierung nicht aufbringen können, kann der Kanton über die weitere Verwendung der historischen Substanz erneut mitentscheiden.
Der richtige Standort
Ganz ohne Widerstand ist das älteste Holzhaus oder der teuerste Bretterstapel der Schweiz nicht in den Tierpark gekommen. Ursprünglich hatten das Amt für Kulturpflege und der damalige Regierungsrat Fritz Huwyler andere Absichten für das Haus. So wurde die weitere Verwendung des historisch wertvollen Gebäudes in den letzten Jahren heiss diskutiert, wie auch Kaspar Michel, Staatsarchivar gestern in Goldau zugeben musste. Ursprünglich war vorgesehen, das Nideröst-Haus in einer Ecke der Ital-Reding-Hofstatt in Schwyz zu errichten, auf einem eigentlich nahe liegenden Platz. Doch der Gemeinderat von Schwyz verweigerte die Baubewilligung. Dann wurde Morgarten als Standort ins Auge gefasst, doch konnte man für die Wiedererrichtung das notwendige Kapital nicht aufbringen. «Wir stellten uns zwei bis drei kompetente Grosssponsoren für das Projekt vor», erklärte Regierungsrat Peter Reuteler. Von dieser Idee musste man aber abkommen. «Für uns ist der Tierpark heute die beste Lösung», so Reuteler weiter.
Ein Glücksfall
Dass das Nideröst-Haus jetzt in den Natur- und Tierpark Goldau gelangt, ist ein Glücksfall nicht nur für den Park, der um eine bedeutende Attraktion reicher wird, sagte Stiftungsratspräsident Ernst P. Guhl gestern an der Vertragsunterzeichnung. Zum einen sichert die wirtschaftliche Stabilität des 80-jährigen Tierparks eine langfristige Perspektive für das Nideröst-Haus. Zum anderen kommt der Standort der breiten kulturellen Bildung zugute: Der bestens erschlossene Natur- und Tierpark Goldau kann jedes Jahr rund 400 000 Besucher begrüssen.
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