Auf dem Rufiberg produziert ein ehemaliger Wiener Sängerknabe Welthits. Thomas Zbornik ist ein Genie mit einer spannenden Geschichte.

Alain Hospenthal, Bote der Urschweiz, 15. Juni 2022

Wer das Studio von Thomas Zbornik betritt, findet eine Technikwelt vor, die man so auf dem Rufiberg nicht unbedingt erwartet. Der 46-jährige Österreicher zog vor zwölf Jahren in die Stille nach Arth und hat seither kontinuierlich in sein Studio investiert. Er wird damit auch den höchsten Ansprüchen seiner internationalen Kundschaft gerecht. Zusammen mit seiner Firma Sound Adventures hat er den amerikanischen Trailermarkt erobert und sich auch sonst als Komponist weltweit einen Namen geschaffen.

Die Eltern des gebürtigen Wieners erkannten sehr früh, dass in Thomas ein hochbegabter Musiker schlummert, und förderten ihn von Kindesbeinen an. Bereits mit fünf Jahren zeigte er ausgeprägte Fähigkeiten für Gesang und musikalische Expression. Mit sieben begann er, Klavier zu spielen, und mit neun schrieb ihn seine Mutter bei den Wiener Sängerknaben ein. Der damalige musikalische Leiter erkannte sein Talent sofort, und er wurde bereits nach dem ersten Vorsingen aufgenommen.

«Wer bei den Wiener Sängerknaben ankommt, betritt eine neue Welt. Als Kind begreift man das nicht so richtig. Erst später wird einem klar, was man während dieser Zeit für eine fundierte Ausbildung erhielt und welche Möglichkeiten sich einem musikalisch und gesellschaftlich eröffneten», so Thomas Zbornik. Einmal bei den Wiener Sängerknaben aufgenommen, verbringt man die nächsten vier bis fünf Jahre im Internat und geht dann jedes Jahr für drei Monate auf Welttour. «Wir waren jedes Jahr in einer anderen Weltregion unterwegs, in Nord- und Südamerika, in Asien und natürlich auch in Europa. In Japan und in China herrschte ein regelrechter Hype um uns. Wir gaben praktisch jeden Abend Konzerte oder hatten Proben, dabei wurden wir oft wie Rockstars empfangen und vollzeitlich von Präfekten betreut.»

Als Kind mit Placido Domingo und José Carreras aufgetreten

Die restlichen neun Monate seien vorwiegend geprägt gewesen von der strengen Ausbildung im Internat, wo sich die Wiener Sängerknaben auf ihre Maturität vorbereiteten. «Aber auch während unserer Zeit in Wien gab es immer wieder Konzerte und Auftritte in Fernsehshows. Wir bestritten das Neujahrskonzert mit den Wiener Philharmonikern oder traten auf mit Placido Domingo und José Carreras.» Auch an diversen Fernsehshows mit Peter Alexander, Barry Manilow oder Alla Pugatschowa hätten sie teilgenommen und mit ihnen geprobt, so erzählt Thomas Zbornik aus dieser intensiven Zeit.

Mit 15 ist dann plötzlich Schluss. Der Stimmbruch beendet das Engagement bei den Wiener Sängerknaben, und die jugendlichen Sänger verlassen den Chor und das Internat mit einem Maturaabschluss und unbezahlbaren Erinnerungen in der Tasche.

Hans Zimmers Studio gab den Ausschlag

Thomas Zbornik entschied sich, nach seiner Zeit bei den Wiener Sängerknaben weiter Musik zu studieren. Er besuchte das Wiener Musikgymnasium, wo er nebst den Standardfächern in Orchesterkunde ausgebildet wurde und am Konservatorium Klavier studierte. In dieser Zeit entdeckte er seine Passion für Filmmusik. Er begann, alle Komponisten an ihrem Stil zu erkennen, wie die schöpferische Eigenheit eines Malers, der Kreativität und Handwerk zu einem Bild vereint.

Mit 17 habe er von seiner Mutter ein Keyboard bekommen und sich seinen ersten Synthesizer zugelegt. Bereits mit 18 assistierte er für einen bekannten Wiener Medienkomponisten, der Musik für Film, TV und Werbung kreierte, unter anderem Werbespots für Mercedes-Benz.

Mit 20 zog es Thomas Zbornik weg aus Wien, denn er erkannte, dass er in Deutschland mehr Entwicklungsmöglichkeiten fände. Thomas Zbornik übernahm im Ralf Zang Studio 069 in Mannheim die Stelle von Klaus Badelt, dem Komponisten von «Pirates of the Caribbean», der in die USA übersiedelte und eine Stelle als linke Hand des oscargekrönten Filmkomponisten Hans Zimmer in dessen Studio in Kalifornien annahm. «Ich habe dann im gleichen Jahr Hans Zimmers Studio in Santa Monica besucht und war überwältigt von der Technik und den schöpferischen Möglichkeiten. Von da an war mir klar, das will ich auch», erzählt Thomas Zbornik.

Co-Produktion aus Kalifornien und dem Rufiberg

Gut ein Jahr später entschied er sich, selbstständig zu werden, und gründete Sound Adventures, zusammen mit seinem Geschäftspartner Timo Spekkens. Der gebürtige Holländer lebte damals bereits in den USA und hatte dort am «Berkeley College of Music» studiert und sich als DJ bei Fernsehkanälen und im Trailermarkt bereits einen Namen gemacht.

Seither arbeiten die beiden zusammen, wobei Timo in Kalifornien lebt und Thomas auf dem Rufiberg. «Durch die Technologie wurde vieles möglich. Wir machen Videocalls und arbeiten gemeinsam an Projekten über die Cloud», so Thomas Zbornik. Sound Adventures konnte sich nach einigen Hochs und Tiefs letztendlich am Markt etablieren, da man bei der Qualität keine Kompromisse mache und alles daran setze, Kundenwünsche zu erfüllen. Heute können sie ein beachtliches Werk vorweisen (siehe Box).

«Auch wir haben mal klein angefangen und CDs mit schönen Covers verschickt und dann telefonisch nachgefasst. Irgendwann kam der erste Auftrag, und man bekommt eine Referenz, dann einen Namen, und die Dinge entwickeln sich, auch über Kontakte.» Man habe aber auch oft Rückschläge und schwierige Zeiten erlebt, betont Thomas Zbornik, und es hätte anfangs viel Durchhaltewillen gebraucht. Auch dürfe man die Qualität der eigenen Arbeit nie vernachlässigen, und man müsse sein Netzwerk professionell pflegen, dies auch in hektischen Zeiten.

Im Trailermarkt hat sich Thomas Zbornik mit seiner Firma Sound Adventures in allen grossen Hollywoodstudios einen Namen gemacht.Bilder: Alain Hospenthal

Coca-Cola, Spider-Man, Star Wars

Besonders stolz ist Thomas Zbornik auf die lange Zusammenarbeit mit dem österreichischen Fernsehen. Der ORF gehöre seit über 20 Jahren zu seinen treusten Kunden, betont der Wiener.

Auch in der Schweiz ist Zborniks Firma Sound Adventures gut unterwegs. Begonnen hätte es 2003, als man die Klangwelten für den Mystery Park realisiert habe. Danach wurden Rivella, Emmi, Certina Watches und BMW auf sie aufmerksam, und ihre Musik untermalt seither deren Kampagnen. In den USA haben sie die Fernsehkennmelodien von NBC, CBS und HBO gemacht, aber auch die Weihnachtskampagne von Coca-Cola mit dem Polarbären und die McDonald’s-Euro-Kampagne tragen ihren Sound.

Ein Riesending war die «Titanic Experience Show» von 20th Century Fox, die während 15 Jahren in Sydney aufgeführt wurde. Aktuell ist man mit einem ähnlichen Projekt in Deutschland für einen Dinosaurier-Theme-Park beschäftigt. Dabei fliessen Musik und Effekte nahtlos über ein Mehrkanalsystem ineinander, und vor Ort muss alles ausgemessen und abgemischt werden.

Trailer für Hollywoodfilme und grosse Nachfrage auf Spotify

Aber auch mit Hollywoodproduktionen hat sich Thomas Zbornik mit Sound Adventures einen Namen gemacht und eine eigene «Sound Library» aufgebaut. «Der Trailermarkt funktioniert mittlerweile losgelöst von der Komposition der Filmmusik, da die Trailer viel früher als der eigentliche Film bereitstehen müssen», präzisiert Thomas Zbornik. Die Studios greifen zur Vertonung der Trailers auf bereits erstellte Tracks in Musikbibliotheken zu. Mittlerweile kennt man Sound Adventures überall in den grossen Hollywoodstudios, und so wurden in den letzten Jahren die Trailers für «Munich», «Spider-Man», «Batman», «Sherlock Holmes» und ganz aktuell «Star Wars – The Mandalorian» mit ihren Klängen unterlegt.

Sound Adventures ist aber auch auf Spotify präsent und wird monatlich von rund 216 000 Musikfans gehört. Der Toptitel «Family Moments» wurde dort bereits 3,2 Millionen Mal abgespielt. (ah)

Thomas Zbornik kreiert in seinem eigens aufgebauten Studio Klangwelten für Hollywoodproduktionen, Fernsehstudios und internationale Werbekampagnen.