In alten Zeiten wurden Angeklagte hart bestraft. Eine der wohl schwersten Strafen war die Verurteilung zu den Galeeren. Von dort kehrte keiner mehr zurück.

Ein Wendelin Fläklin wurde 1639 zur Galeerenstrafe verurteilt. Das bedeutete für ihn Abschied von der Heimat für immer, mit Ketten gefesselt an den Meereshafen von Genua gebracht werden, wie ein Sklave Tag und Nacht die Schiffsruder handhaben – ohne jede Aussicht auf Befreiung! Dieses Urteil bedrückte Fläklin schwer. In seiner Not wurde ihm bewusst, dass ihn nur Maria zu retten vermochte. Er wusste auch, dass man ihr auf der Rigi ein Jahr zuvor eine Kapelle gebaut hatte. Obwohl er schon lange nicht mehr gebetet habe, kam es ihm jetzt wie ein Schrei aus dem Herzen: «Hilf mir, du barmherzige Mutter!» Er versprach Umkehr, eine Wallfahrt auf die Rigi und öffentlichen Dank. Er wiederholte seine Bitten und das Versprechen, als die Knechte ihn schon gefesselt fortführten. Mit Landleuten, die über den Gotthard in die ennetbirgischen Vogteien auf den Markt zogen, machte Fläklin seinen Weg. Im LivinentaL hieten sie bei einem Kirchlein Rast. Hier drängte es ihn erneut, zur Gottesmutter auf der Rigi zu beten. In dieser äussersten Not kam ihm die Barmherzige zu Hilfe. Plötzlich sprangen die Fesseln und fielen samt den Ketten klirrend zu Boden.

Staunend sahen alle Bauern und Händler, wie der Verurteilte durch himmlische Gunst befreit wurde. Er erzählte unter Tränen, was er der Muttergottes versprochen hatte.

Nachdem sie ausgeruht hatten, wanderten sie mit Wendelin Fläklin weiter und erzählten das Erlebte ihrem ennetbirgischen Landvogt. Der erkannte, dass hier der Himmel ein Urteil widerrufen hatte. Fläklin kehrte heim. Sein erster Gang führte ihn auf die Rigi zur Kapelle Maria zum Schnee.

(nach Lütold-Minder)