Der Wintereinbruch hat Auswirkungen auf Schwyzer Früchte und Beeren. Die definitiven Schäden sieht man aber erst in einem Monat.

Erhard Gick, Bote der Urschweiz

Zwei Obstbauern, zwei unterschiedliche Ausgangslagen. Bei Fidel Kenel vom Gantlihof in Arth ist der Blütenstand schon weit fortgeschritten. «Wir haben Schäden in den Obstkulturen. Bei den Zwetschgen, Aprikosen und Kirschen sind sie bereits sichtbar», sagt der versierte Obstbauer.

Anders ist es bei Albert Kündig in der Sagenmatt in Schwyz. «Wir können noch nicht viel dazu sagen. Der Schnee isoliert, aber vor allem Zwetschgen und Kirschen leiden unter dem Frost. Bei uns ist der Blütenstand noch leicht verzögert. Vielleicht ist das unser Glück.»

Ähnlich wie bei Fidel Kenel sieht es in Immensee auf dem Sunnehof in den Obstkulturen aus. «Bei uns sind vor allem die Hochstämmer betroffen und weiter in Gefahr», so Gutsleiter Markus Hofstetter. «Bei den Aprikosen ist der Blust praktisch vorbei, die sollten eigentlich sicher sein. Auch die Äpfel sind bei uns noch im Rohknospenstadium, wir sollten auch hier Glück haben. Bei den Birnen allerdings, die etwas heikel sind, haben wir noch keine Erkenntnis, wie sich der Frost auswirken wird», so Markus Hofstetter weiter.

Gemüse ist in Tunneln in Sicherheit

In Oberarth betreibt Michael Reichmuth zusammen mit seiner Frau Anita den Biohof Fluofeld. «Wir waren grundsätzlich auf den Kälteeinbruch vorbereitet und haben die Kulturen vorsorglich abgedeckt, um sie vor dem Frost zu schützen. Die Erdbeeren, die in den Tunneln heranwachsen, sind sehr heikel. Diese haben wir zusätzlich mit Vlies zugedeckt», sagt der Gemüsebauer. In den Tunneln im Fluofeld in Oberarth ist es verhältnismässig warm und vor allem windgeschützt, das sollte fürs Gemüse und die Beeren unproblematisch sein.

Ähnlich sieht es bei Edi Baumann in Rickenbach aus. «Ich glaube, für unser Gemüse in den Tunneln ist die Kälte kein allzu grosses Problem, das sollten wir im Griff haben.» Wie hoch der Schaden durch den Frost sein wird, zeichnet sich erst später ab. «Wir können jetzt schon braune Stempel in den Blüten feststellen. Das bedeutet, dass daraus keine Früchte entstehen werden. Aber wie es konkret aussehen wird, das zeichnet sich vielleicht in drei bis fünf Wochen ab», sagt Fidel Kenel. Er hat schon 2018 eine Frostperiode erlebt. «Damals glaubten wir, die gesamte Zwetschgenernte würde ausfallen. Doch hatten wir damals Glück, und es gab trotzdem noch eine ansehnliche Ernte.»

Reben sind noch im «Winterschlaf»

Auf dem Gutsbetrieb Sunnehof in Immensee wachsen die Trauben für die Weinernte 2021. Markus Hofstetter erklärt: «Die Reben sind noch im Wachstum, sie treiben zwar schon, aber nur zaghaft. Sie sind noch im ‹Pilzli›, also geschützt.»

Alle Gemüse- und Obstbauern sind überzeugt, dass sich die Ernte 2021 verzögern wird. Das Wachstum ist durch den Kälteeinbruch reduziert. «Aber wir erwarten keine grossen Ernteausfälle», sagt Edi Baumann. Michael Reichmuth bringt noch etwas anderes ins Spiel. «Wir müssen uns im Klaren sein: Es ist erst Anfang April, alles ist noch etwas früh. Wir werden mit einem blauen Auge davonkommen.» Fidel Kenel ist überzeugt, dass der Klimawandel bereits für Veränderungen gesorgt hat. «Es ist auffällig, wie oft wir Spätfrost haben und wie viel früher Bäume treiben. Das Wetter hat sich verändert.»

Bio-Gemüsebauer Michael Reichmuth sorgt sich vor allem um die Erdbeeren, die bereits im Blust stehen. Bild: Erhard Gick

Ausserschwyzer Obstbauer reagiert mit Frostkerzen

Eine Technik, um die Obstbäume vor Frost zu schützen, ist das Bewässern der Kulturen. «Die Walliser Obstbauern tun dies oft, wenn Frost droht. Das muss man aber im Griff haben», erklärt der Oberarther Fidel Kenel.

Einer, der das bereits getan hat, ist der Ausserschwyzer Obstbauer Kilian Diethelm aus Siebnen. «Einerseits kam uns der Schneefall zugute, andererseits habe ich um Mitternacht die Bewässerungsanlage eingeschaltet», sagt er gegenüber dem «March-Anzeiger». Als in den frühen Morgenstunden die Temperaturen weiter sanken, hat er zusätzlich Frostkerzen aufgestellt.