Zum Artikel «Schwyzer sind freier als andere»

Schwyzerinnen und Schwyzer sind laut einer Studie von Avenir Suisse die zweitfreisten Bürgerinnen und Bürger der Schweiz. Betrachtet man jedoch die Faktoren, die für die Berechnung der Freiheit herbeigezogen wurden, fällt etwas sofort auf. So werden für die Berechnung der persönlichen Freiheit Faktoren wie die Häufigkeit von Radaranlagen und ein liberaler Nichtraucherschutz genannt dass diese in der Lebensgestaltung von Schwyzerinnen und Schwyzern jedoch praktisch irrelevant sind, scheint weder die Avenir Suisse noch den Autor des Artikels zu stören.

Doch wie frei sind die Schwyzerinnen und Schwyzer wirklich? Fakt ist, der Regierungsrat wird in den kommenden Wochen eine Erhöhung der Schulgebühren an kantonalen Mittelschulen um 200 Franken beschliessen (siehe Beschluss RR Nr. 989/2015, Teilrevision des Mittelschulgesetzes). Für Familien ist dieser Beschluss ein Schlag ins Gesicht. Wie frei sind wir also in unserer Schulwahl noch, wenn finanzielle Gründe einen solchen Entscheid beeinflussen können? Wo bleibt hier die Chancengleichheit? Weitere Beispiele für die Einschränkung unserer Freiheit gibt es zuhauf: Mangels genügender finanzierbarer Kindertagesplätze sind gerade junge Familien, in denen beide Elternteile arbeiten möchten, in ihrer Lebensgestaltung massiv eingeschränkt. Hierbei von einer freien Lebensgestaltung zu sprechen, wäre abstrus. Ebenfalls kaum vorhanden sind Freiräume für Jugendliche. Weiter zahlen in keinem anderen Kanton der Schweiz Personen bereits ab 4000 Franken Jahreseinkommen Steuern, während am anderen Ende der Einkommensskala Superreiche unverhältnismässig verschont werden. Prämienverbilligungen und Stipendien werden nur ungenügend gewährt. Günstige Wohnungen sind im Kanton Schwyz ebenfalls kaum zu finden ein weiterer Punkt, der den Mittelstand und Wenigverdienende massiv in ihrer Freiheit einschränkt.

Dies sind nur einige wenige Beispiele, die jedoch unsere persönliche Freiheit massiv beeinflussen weit mehr, als es zehn Radaranlagen jemals tun werden. Und trotzdem wird auf diese Punkte im Artikel und in der Studie nicht eingegangen. Stattdessen wird Schwyzerinnen und Schwyzer eine Freiheit vorgegaukelt, die so für den mit Abstand grössten Teil der Bevölkerung nicht gilt. Freiheit muss jedoch für alle gelten – und nicht nur für die wenigen, die sich diese Freiheit finanziell leisten können. Alle – unabhängig von ihrem Vermögen – müssen die Möglichkeit haben, ihr Leben frei zu gestalten. Freiheit darf kein Privileg für wenige sein – und daran müssen wir arbeiten.

Bereits im kommenden März haben Sie die Möglichkeit dazu, indem auch Sie Ihre Stimme der SP und Juso geben.

MICHELE STEINER, SCHWYZ