Die Musiklektionen findet statt

Bereits sind mehr als zwei Wochen vergangen seit der Bundesrat entschieden hat die Schweizer Schulen, und damit auch die Musikschulen, zu schliessen. Die Musikschule Arth-Goldau hat umgehend auf die neue Situation reagiert.


Von Willy Odermatt

Die Kommunikationswege zu den Musiklehrpersonen wurden optimiert und ein Konzept für Fernunterricht wurde ausgearbeitet. Die Musiklehrpersonen, die Schülerinnen und Schüler, und die Eltern wurden rasch möglichst über die neue Unterrichtsform informiert und ab dem 23. März werden die Schülerinnen und Schüler der Musikschule regelmässig fernunterrichtet.

Zusätzliche Herausforderungen wurden gut gemeistert

Für die Musiklehrpersonen, die Kinder und die Eltern ist der Fernunterricht eine grosse Umstellung. Da viele Familien momentan in ihrem Alltag vor zusätzlichen Herausforderungen stehen, ist es wichtig, dass die Musiklehrpersonen den Fernunterricht zusammen mit den Familien den Möglichkeiten entsprechend organisieren und auf die besonderen Situationen Rücksicht nehmen. Es ist erfreulich festzustellen, dass die meisten Betroffenen diese neuen Herausforderungen sehr gut meistern. Inzwischen wird der Fernunterricht regelmässig angewendet und es sind bereits viele positive Rückmeldungen von Eltern und Kindern, aber auch von den Musiklehrpersonen über die neue Unterrichtsform bei der Musikschulleitung eingegangen.

Der Fernunterricht ist momentan sehr wertvoll

Die Musikschulleitung hat nach Rückmeldungen von Musiklehrpersonen, Eltern und Kindern einzelne Feinjustierungen am Konzept vorgenommen – es gibt auch hier nicht nur den einzig richtigen Weg – und so erreicht die Musiklehrpersonen die Musikschülerinnen und Musikschüler momentan zumindest auf diesem virtuellen Weg. Es zeigt sich aber, dass der Fernunterricht momentan sehr wertvoll ist, aber den Präsenzunterricht nicht gleichwertig ersetzen kann. Den Kindern und Musiklehrpersonen fehlt vor allem der zwischenmenschliche Aspekt, der beim Präsenzunterricht so wichtig ist. Auch das gemeinsame Musizieren vermissen die Kinder und die Musiklehrpersonen. Im Präsenzunterricht «passieren» unbewusst viele Sachen, die auf dem virtuellen Weg nicht möglich sind.

Fünf Fragen an drei Musiklehrpersonen der Musikschule Arth-Goldau

Claudia Brodbeck, Klarinettenlehrerin aus Oberarth

Wie haben Sie die Einführung des Fernunterrichts erlebt? War es schwierig für Sie und mussten Sie zusätzliche Zeit aufwenden?

Claudia Brodbeck: Anfangs war diese neue Unterrichtsform schon sehr ungewohnt und hat mich viel mehr Zeit gekostet, als wenn ich die Schülerinnen und Schüler normal unterrichte. Mittlerweile hat sich das Ganze aber etwas eingespielt und ich sehe auch schon einige Vorteile, die man im normalen Unterricht nicht hat bzw. bis jetzt wenig genutzt hat.

Herbert Leuthard: Es wurde ein Gruppen-Chat mit allen Eltern eingerichtet und dabei die verschiedenen Möglichkeiten aufgezeigt! Es wird kein Gruppenunterricht mehr stattfinden und daher wurde der Einzelunterricht per WhatsApp Live eingeführt.

Yvetta Odermatt: Nach mehr als 35 Jahren Präsenzunterricht mit meinen Schülerinnen und Schülern war es im ersten Moment eine grosse Herausforderung, mir die neue Unterrichtsform vorzustellen. Ich musste mich mental sehr gut auf die neue Situation einstellen, damit ich mit den Kindern möglichst zielgerichtet arbeiten kann. Es brauchte zusätzliche Zeit für die Vorbereitung und die Umstellung.

Herbert Leuthard, Trommellehrer aus Arth

Sind Sie zu Hause mit dem nötigen Equipment ausgerüstet oder mussten Sie die erforderliche Infrastruktur noch organisieren oder optimieren?

Brodbeck: Da das Smartphone ja Aufnahmegerät, Videokamera, Fotoapparat und Computer in einem ist, ist damit das Wichtigste schon vorhanden. Für die schriftliche Kommunikation und Verarbeitung der Rückmeldungen nutze ich wegen der Bildschirmgrösse und der angenehmeren Tastatur zusätzlich den Computer.

Leuthard: Mit den heutigen technischen Equipment wie Smartphone (WhatsApp), PC (Skype) und Tablets sind wir gut ausgerüstet!

Odermatt: Eigentlich bin ich zuhause mit den nötigen Sachen ausgerüstet. Aber damit ich alles richtig einsetzen kann, musste ich einige Sachen besser kennen lernen und auch verschiedene Hilfsmittel richtig organisieren. Das hat Zeit, gute Nerven, Geduld und auch externe Beratung gebraucht.

Haben alle Schülerinnen und Schüler gleich von Beginn weg mitgemacht?

Brodbeck: Ja. Die Frequenz der Rückmeldungen variiert zwar von Schüler zu Schüler stark, aber die meisten sind motiviert und scheinen mit dieser Unterrichtsart sogar selbständiger und fokussierter zu üben.

Leuthard: Sie haben sich sehr gefreut, dass der musikalische Unterricht und die Ausbildung des Trommelns weiter geführt wird!

Odermatt: Ja, die Kinder und Jugendlichen haben sogleich gut mitgemacht. Viele Familien sind mit dem Umgang der neuen Medien vertraut. Bei einigen Familien/Kindern musste ich auf spezielle Begebenheiten eingehen. Momentan arbeite ich mit allen Schülerinnen im Fernunterricht.

Welche Rückmeldungen von Schülerinnen, Schüler oder Eltern haben Sie besonders gefreut?

Brodbeck: Ich finde es toll, wenn sich die Schülerinnen und Schüler jetzt gleich melden, wenn etwas nicht klar ist. Im normalen Unterrichtsalltag üben sie manchmal eine unklare Stelle einfach nicht und stellen die Frage dann nach einer Woche in der Lektion.

Leuthard: Es kam ein sehr positives Feedback der Musikschülern und Eltern auf den 30-minütigen Einzelunterricht zurück! Es war ungewohnt, aber hat Spass gemacht! Sie möchten zum Teil mehr als nur einmal pro Woche Unterricht!

Odermatt: Bisher habe ich viele schöne Rückmeldungen erhalten, die mich sehr gefreut haben. Die meisten Kinder freuen sich über den Kontakt mit mir und dass wir auch in dieser Situation regelmässig zusammen arbeiten können. Einige Kinder üben mehr als sonst und melden sich beinahe jeden Tag bei mir.

Was sind für sie die weniger guten Seiten des Fernunterrichts?

Brodbeck: Eindeutig zu kurz kommen natürlich das Zusammenspiel und der zwischenmenschliche Kontakt. Ausserdem ist das Arbeiten an musikalischen Feinheiten viel schwieriger.

Leuthard: Via Live-Bild kann man alles sehen und hören, aber zu zweit spielen (Schüler u. Lehrer) kann man wegen der Zeitverzögerung nicht. Es fehlt auch die Gruppendynamik. Das gegenseitige motivieren beim Zusammenspielen!

Yvette Odermatt, Querflötenlehrerin aus Arth

Odermatt: Ich sehe und spüre die Kinder nicht wirklich. Es fehlten die zwischenmenschlichen Sachen, die im Präsenzunterricht einfach vorhanden sind und für mich und die Kinder so wichtig sind. Leider kann ich mit den Schülerinnen nicht zusammen musizieren und auch die natürliche Präsenz fehlt mir. Ich vermisse «meine» Kinder sehr!

Fünf Fragen an drei Musikschülerinnen/Musikschüler der Musikschule Arth-Goldau

Hast du Spass beim Fernunterricht?

Luisa Halter: Ja, eigentlich schon. Ich finde es eine gute Lösung in dieser Situation so Musikunterricht zu machen. Ich freue mich aber, wenn es wieder so ist wie vorher.

Sabrina Mansouri: Eigentlich schon, aber es nervt halt manchmal, wenn ich das Handy hinstellen muss zum Filmen, dann spiele ich das Lied und plötzlich mache ich einen oder mehrere Fehler oder das Handy fällt um.

Simon Rüegg: Der Fernunterricht ist ok. Ich hätte lieber die normalen Cellostunden, aber das geht im Moment leider nicht.

Luisa Halter, Jg. 2009, aus Oberarth, Querflöte

Was machst du genau im Fernunterricht?

Halter: Ich muss Aufnahmen von den Stücken machen, welche zwischen 10 und 20 Sekunden lang sein müssen. Erst wenn alles passt darf ich das ganze Lied aufnehmen und schicken. Zuerst muss ich aber die Noten fotografieren und sie der Lehrerin schicken damit sie sieht was genau ich spiele. Wenn ich ein Stück noch nicht so gut kann, übe ich es nochmals und schicke es ein weiteres Mal, da meine Lehrerin ja die ganze Woche erreichbar ist. Nächstes Mal muss ich eine Video-Aufnahme von mir machen wie ich spiele.

Mansouri: Ich nehme mich auf wenn ich Klavier spiele, um es dann meiner Klavierlehrerin, Karin Brandenberg, per WhatsApp zu schicken. Dazu gehört natürlich auch die Selbstbeurteilung.

Rüegg: Ich skype mit meiner Lehrerin ein bis zweimal in der Woche und schicke zusätzlich Videos und Audios. Sie gibt mir dann Feedbacks zu meinen Aufnahmen.

Was gefällt dir am besten beim Fernunterricht?

Halter: Mir gefällt am besten, dass ich mehrmals in der Woche die Möglichkeit habe ein Stück zu schicken. Die Rückmeldungen meiner Querflötenlehrerin kommen immer sehr schnell, damit ich die Lieder nochmals üben kann und zwar mit den Tipps, die sie mir gegeben hat.

Mansouri: Mir gefällt am besten, dass man jederzeit Fragen stellen kann an die Musiklehrperson und, dass ich dank dem Aufnehmen nie vergesse, dass ich noch Klavier spielen muss.

Rüegg: Ich habe öfters Kontakt zu meiner Lehrerin und kann ihr immer Fragen stellen, nicht nur in der Cellostunde.

Übst du momentan mehr als sonst?

Halter: Nein. Ich übe eigentlich genauso viel wie normal. Vielleicht ein- bis zwei Mal mehr. Ich habe auch mehr Zeit dazu da mein Schulweg wegfällt. Ab und zu übe ich auch einfach, weil ich eine Pause brauche und es mich zufrieden macht.

Mansouri: Ja, denn bis ich geübt habe und dann auch noch eine Aufnahme machen muss, kann es manchmal schon recht lange dauern.

Rüegg: Nein.

Sabrina Mansouri, Jg. 2008, aus Goldau, Klavier

Was vermisst du beim Fernunterricht?

Halter: Ich vermisse es meine Lehrerin nicht sehen zu können. Es ist auch schade, dass ich nicht mit ihr sprechen und lachen kann. Blöd finde ich auch, dass ich mein Flötengspändli nicht sehe. Wir können dann auch keine Stücke zu zweit spielen und üben. Auch vermisse ich die Beginners-Band-Proben, wo wir jeweils sehr viel lachen.

Mansouri: Ich vermisse das Lachen und Reden über den Alltag mit meiner Klavierlehrerin.

Rüegg: Der Klang über Skype ist nicht gut. So ist es schwierig zusammen zu spielen und Feedbacks zum Klang zu bekommen. Ich spreche lieber mit meiner Lehrerin direkt und nicht über ein Gerät.

Simon Rüegg, Jg. 2007, aus Arth, Violoncello