Agatharingli haben nichts von ihrer Bedeutung verloren.

Erhard Gick, Bote der Urschweiz

Das Mehl wird gesegnet, danach werden zum Agathatag vom 5. Februar die Ringli hergestellt. Die einen essen sie mit Genuss, die anderen hängen sie zu Hause zum Schutze auf. Dabei ist die Produktion der Ringli recht aufwendig, wie ein Blick in die Backstube der Bäckerei Pfenniger in Goldau zeigt.

Beat Helbling, Chef der Bäckerei Pfenniger, lässt das Rührwerk der Teigknetmaschine laufen. Der Haufen Teig, der anschliessend wohl portioniert auf dem Tisch landet, erscheint nicht sonderlich gross. «Aus dieser Menge formen wir 300 Agatharingli», erklärt Beat Helbling. Zusammen mit Bäckerin Helen Schelbert und Haci Koprücü sowie Siva Shanmygalingam werden anschliessend kleine Teigformen zu langen Würstchen gedreht und diese wiederum so verdreht, dass eine Art Zopfgeflecht entsteht. «Dann formen wir diese Zöpfchen zu Ringen und verschliessen den Ring», sagt Beat Helb­ling. Die Produktion dieser 300 Ringli beschäftigt die vier Mitarbeiter über eine Stunde. «Ist halt alles Handarbeit», so Helen Schelbert.

Siva Shanmygalingam packt die Bleche mit den Teigen und lässt diese aufgehen, bevor er dann Blech um Blech in den Ofen schiebt. «Zuvor kontrolliere ich die Ringli nochmals. Sie müssen gut verschlossen sein und wohl geformt. Die Kundschaft will nur die schönsten Ringli haben», schmunzelt er bei der Endverarbeitung. Gute zehn Minuten später kommen sie aus dem Ofen. Das riecht so fein, am liebsten möchte man sofort eines der goldgelben Ringli verspeisen.

Bis zum Agathatag von heute Samstag produzieren die Bäcker in Goldau rund 2500 der Ringli. «Zuvor hat der Goldauer Pfarrer John Joy das Mehl gesegnet. Es sind also besondere Ringli, welche unsere Kundschaft bei uns erhält. Wir produzieren eine Art Zopfteig mit etwas mehr Butter, formen ihn dann bis zum leckeren Endprodukt. Das Agatharingli hat sich vor allem im Kanton Schwyz, aber auch in den umliegenden katholischen Kantonen durchgesetzt», sagt Bäckermeister Beat Helb­ling.

Ein Brauchtum mit hohem Anteil an Glauben

In den Geschichtsbüchern ist nachzulesen, dass Agatha von Catania im Jahre 225 auf Sizilien als Tochter wohlhabender Eltern geboren wurde und schon in jungen Jahren ewige Jungfräulichkeit als gottgeweihte Jungfrau geschworen hatte. Daher lehnte sie den Heiratsantrag des Statthalters von Sizilien, Quintinianus, ab. Der war darüber sehr erzürnt und liess Agatha verschleppen, auf fürchterliche Art foltern und töten. Nur ein Jahr nach ihrem Tod, im Jahr 250, soll der Ätna ausgebrochen sein, aber der Lavastrom konnte mit dem Schleier der Heiligen gestoppt werden. Seither wird Agatha als Heilige verehrt, und Brot, das den Agathasegen erhielt, soll Schutz vor Fieber und Krankheiten der Brust erbringen, aber auch gegen Heimweh und Feuer helfen. Gemäss der maltesischen Überlieferung flüchtete Agatha zunächst nach Malta, wo sie sich für einige Zeit in den Katakomben der heutigen Stadt Rabat verbarg, die heute St.-Agatha-Katakomben heissen.

In den nördlicheren deutschsprachigen Gebieten sowie der Schweiz ist die heilige Agatha die Schutzpatronin der Feuerwehren. «Angehörige der Feuerwehren, aber auch der Bauernstand lässt ein Agatharingli zum 5. Februar zu Ehren der Heiligen segnen. Es wird dann für ein Jahr beim Hauseingang aufgehängt, wo es Schutz vor Feuersbrunst erwirken soll», erklärt Sira Dudle-Pfenniger. Das alte Brot, welches zum Agathatag ersetzt wird, wird nicht etwa weggeworfen, sondern traditionell verbrannt. So wolle es der altüberlieferte Brauch, sagt Sira Dudle-­Pfenniger.