Wahlen 2024

Nach über zehn Jahren Abwesenheit soll dem Kantonsratspräsidenten Jonathan Prelicz der Coup gelingen – mithilfe der Jungen und vielleicht des neuen Wahlsystems.

Christoph Clavadetscher, Bote der Urschweiz, 22.11.2023

Jonathan Prelicz will Regierungsrat werden. Dies teilte die SP Arth-Goldau am Dienstag in einer Medienmitteilung mit. Die Ortspartei portiert den aktuellen Kantonsratspräsidenten zuhanden der Kantonalpartei. Am 29. November entscheiden dann die Mitglieder am Parteitag, welche Person – oder auch welche Personen – offiziell nominiert wird oder werden. Prelicz’ Nomination dürfte allerdings nur noch Formsache sein.

«Ich habe mir schon länger Gedanken darüber gemacht, ob ich kandidieren soll. Mein gutes Wahlergebnis an den Nationalratswahlen hat nun auch dazu beigetragen», sagt Prelicz auf Anfrage des «Boten». Denn es sei Zeit, dass auch eine junge und sozialdemokratische Stimme im Regierungsrat vertreten ist. Wird er offiziell nominiert, hofft Jonathan Prelicz, Jahrgang 1990, denn auch auf die Unterstützung der Jugend. Aktuell ist Xaver Schuler (1980) der jüngste Regierungsrat.

Seit dem Rücktritt von Armin Hüppin 2012 ist die Linke nicht mehr im Regierungsrat vertreten. Seit 1944 war sie durchgehend Teil von ihr. Die SP Kanton Schwyz strebt darum schon lange eine Rückkehr in die Kantonsregierung an. An diesem Unterfangen haben sich in den letzten zehn Jahren aber schon einige arrivierte SP-Promis die Zähne ausgebissen: Patrick Schönbächler (2012), Paul Furrer (2016), Elsbeth Anderegg Marty und Michael Fuchs (beide 2020) sowie Patrick Notter (2022) schafften allesamt die Wahl nicht.

Mathematisch bestünde Anspruch auf einen Sitz

Doch die SP will weiter kämpfen, rein arithmetisch besteht auch einen Anspruch auf einen Sitz in der Regierung: 2020 holten die Linken (zusammen mit den Grünen) in den Kantonsratswahlen rund 17 Prozent Wähleranteile, zuletzt Ende Oktober in den Nationalratswahlen waren es 13,6 Prozent. Mathematisch würden theoretisch 14,3 Prozent Wählerstimmen für einen Sitz berechtigen.

«Wir möchten aber weniger mit den Zahlen, sondern mehr mit den Inhalten argumentieren», sagt SP-Kantonalpräsidentin Karin Schwiter, die Prelicz’ Entscheid sehr begrüsst, gegenüber dem «Boten». Der jetzige Regierungsrat sei schlicht und einfach unausgeglichen zusammengesetzt, ein grosser Teil der sozial und ökologisch denkenden Wählerinnen und Wähler sei darin nicht vertreten. «Darum gehört die SP in die Regierung. Je vielfältiger der Regierungsrat ist, desto erfolgreicher ist er auch.»

Überparteiliches Schaffen ist Prelicz wichtig

Prelicz scheint denn auch über die Parteigrenzen hinweg wählbar. So erzielte er an den Nationalratswahlen am 22. Oktober vom zweiten Listenplatz aus das beste Resultat der SP, er gilt als Brückenbauer und kommt mit seiner Art gut an. Die überparteiliche Arbeit sei für ihn ein zentrales Anliegen und liege ihm: «Genau diese Zusammenarbeit zwischen den Parteien möchte ich auch als Regierungsrat leben.»

Doch haben Prelicz oder eine andere Person aus dem linken Lager überhaupt Wahlchancen? Immerhin treten alle Bisherigen auch wieder an. «Es wird für die SP sicher nicht einfach», weiss auch der Goldauer. Doch nicht nur die Stimmen der Jungen sollen helfen, sondern vielleicht auch das neue Wahlsystem, das keine gemeinsamen Listen mehr zulässt. «Das ist eine neue Chance für uns», so Jonathan Prelicz. Und Karin Schwiter ergänzt: «Päckli sind nicht mehr möglich, die Karten werden neu gemischt.»

Jonatahn Prelicz beim Antritt seines Amtes als Kantonsratspräsident Ende Juni 202 vor dem Schwyzer Rathaus.
Bild: Jürg Auf der Maur

Zur Person

Jonathan Prelicz ist seit 2016 Kantonsrat und steht dem Rat in diesem Jahr als Präsidenten vor. Der Goldauer ist klassischer Sänger, Musikschulleiter und Dirigent und war als Kampagnenleiter an den Erfolgen der Kinderbetreuungsinitiative und der Musikschulinitiative beteiligt. Auch die kantonale Transparenzinitiative begleitete er als Mitglied des Initiativkomitees.

Auf parlamentarischer Ebene sorgte er unter anderem dafür, dass die kantonalen Mittelschulen finanziell gestärkt werden, dass auf der Primarstufe die Anzahl Alternierlektionen erhöht wurden und dass der Kanton sich vermehrt um die Kinder- und Jugendhilfe kümmert.

Prelicz steht verschiedenen Verbänden und Vereinen vor. So leitet er seit etlichen Jahren das Integrationsprojekt Mitenand Arth-Goldau sowie das Aktionskomitee Schwyz Kultur, und er gründete den Verband der Musikschullehrpersonen. (pd/cc)