Ein historischer Spaziergang zum 325. Weihejubiläum
Die Arther Pfarrkirche feiert das 325. Jubiläum ihrer Einweihung durch keinen geringeren als einen nachmaligen Papst!!! Doch dies feiern wir nicht des Papstes wegen, sondern weil dieses frühbarocke Gotteshaus in all den Jahren als geistliche Heimat der Gläubigen diente.
Walter Eigel
Die Kirche steht nicht irgendwo
Schon der Standort der ersten gemeinsamen Kirche von 1315 war bewusst gewählt, denn die gerade Verbindungslinie zwischen den beiden älteren Arther Kirchen, St. Zeno und St. Georg, verläuft mehr oder weniger durch den heutigen Standort. Fachleute-Schicksal: selbst Michael Tomaschett konnte sich nicht erklären, warum die Arther ihre 1697 fertiggestellte Kirche nicht gemäss Tradition nach Osten ausgerichtet haben.
Der Turm zeigt, wer wir sind!
Die heutige Kirche ist durch das «Vorzeichen» mit dem Turm verbunden – ein mächtiges Bauwerk! Aber Arth muss sich schon im Spätmittelalter seiner Bedeutung bewusst gewesen sein. Denn während «normale» Kirchen sich mit zwei, drei Glöcklein im Dachreitern begnügen mussten, hat sich Arth schon im 14. Jahrhundert einen fest gemauerten Kirchturm geleistet. Damit verfügte man über einen sichtbaren Beweis herausragender Bedeutung – nicht nur der Kirche, sondern vor allem der Gemeinde Arth! In der Diebold Schilling Chronik von 1513 ist uns eine Ansicht des damaligen Fischerdorfes überliefert. Eigentlich hätte der hölzerne Spitzhelm auch der neuen Barockkirche dienen sollen, doch der zerstörerische Sturmwind von 1705 hatte ihn gebrochen. Worauf die Arther eine «topmoderne» Laternenkuppel über die Glockenstube aufrichteten – die sie der Schwyzer Pfarrkirche abgeguckt haben!
Einst das älteste Gebäude Arths: die Totenkapelle
Nur ein paar Schritte in Richtung Hinterdorf-Ausgang steht die Friedhofkapelle von 1956. Auch sie bietet Anlass zum Rückblick in vergangene Zeiten. Wo sich gegenüber der Kapelle die ersten Gräberreihen befinden, stand einst die uralte Michaels-Kapelle, die als Totenkapelle diente, bis sie kurz vor 1910 – zur Erweiterung der Grabplätze – dem Erdboden gleich-gemacht wurde. Sie wäre das weitaus älteste Baudenkmal des Fleckens Arth. Übrigens liegt eine alte Abschrift der Weihe-Urkunde des Michaels-Altars aus dem Jahr 1379 im Pfarrarchiv.
Die verwahrloste Pietà
Der Rundgang «drumherum» war noch lange nicht fertig. Er führte zunächst der Kirchen-mauer entlang zu einer kleinen Glasvitrine, die einen etwas traurig stimmte. Nicht so sehr weil darin eine Pietà stand, sondern weil diese sich in einem «verwahrlosten» Zustand zeigte. Niemand weiss, woher sie stammt – selbst das Kirchenschatz-Inventar gibt keine Auskunft. Immerhin sind alle der Meinung, sie sei dringend restaurierungsbedürftig…
Ein einheimischer Kunstmaler vor Format
Wesentlich klarere Informationen erhielt man bei den monumentalen Sgraffti in den fünf hohen Blendnischen der Chorapsis. Seit der Kirchenrenovation der 1950er-Jahre grüssen von hoch oben herab die beiden Kirchenpatrone Georg und Zeno, der Standesheilige Martin von Tours, der Riese Christophorus und die Madonna von Einsiedeln. Dies ist übrigens nur eines unter den zahlreichen Kunstwerken, mit denen unser Goldauer Maler Hans Schilter das Äussere der Kirche bereichert hat.
Erinnerung an die kriegerischen Eidgenossen
Auf der Seite gegen «s’Chilestägli» erheischt das Denkmal auf einem Granitfindling die Aufmerksamkeit. Es ist wohl die älteste Kirchenglocke im Schwyzergebiet: gegossen 1389! Am Passionssonntag 1954 hat ihr ein Riss am untern Glockenrand den Klang für immer ge-raubt. Aber ihre Botschaft auf dem Glockenkranz ist aktueller denn je: «König der Herrlichkeit, Christus, bring den Frieden!»
Ein Innenraum voller Symbolik
Entgegen dem Titel des Kulturanlasses führt der Spaziergang erst abschliessend in den Kirchenraum hinein. Es ist ja wohl der Sinn allen kirchlichen «Drumherum», den Menschen auch in den Gottesdienstraum hineinzuführen – ihm den Weg zur Begegnung mit Gott zu erleichtern. Dazu aber reichen noch so gescheite Worte nicht; vieles kann nur in der Symbolik angedeutet werden. Der Innenraum auch der Arther Kirche ist voller theologischer Symbolik: Farben, Formen und Zahlen, keine wahllos an einander gereihten Fresken oder Statuen, alles folgt einem durchgezogenen Konzept. Als Beispiel haben die beiden Führer auf den ganzen Hochaltar-Aufbau hingewiesen – von zuoberst an der Chordecke senkrecht hin-unter bis auf den Boden, wo wir Menschen stehen. An der Spitze einer senkrecht gedachten Linie liest man den Satz aus dem biblischen Hohenlied der Liebe: «Komm, du sollst gekrönt werden!» Diese Zusage gilt der Person auf dem Hochaltarbild: Maria, die in den Himmel aufgenommen wird, ihre Krönung zur Himmelskönigin. Botenengel umgeben Maria – sie sind eine Erscheinungsweise Gottes! Darunter blicken die Abschied nehmenden Apostel zu ihr auf, genau wie weitere menschliche Gestalten: einfache Leute wie Du und ich! Neben dem Hochaltarbild stehen die überlebensgrossen Statuen der beiden Kirchenpatrone Georg und Zeno: umsonst haben wir diese Fürbitter ja nicht. Dies alles zeigt, dass der Ruf «Komm, du sollst gekrönt werden!» eigentlich jedem einzelnen Menschen gilt, ob er in diese Kirche kommt oder nicht. Maria ist einfach die erste der Erlösten! Wir sind es letztlich alle!
Wenn auch die Führung schon längst zu Ende war, so blieben zahlreiche Besucher des An-lasses noch lange im Kirchenraum, still für sich oder im Gespräch mit andern. Offensichtlich konnte das regnerische Wetter beim «Drumherum» kaum jemand abhalten, bis zum Ende durchzuhalten.
Zur Zeit keine Kommentare