Dem Unsagbaren ein Gesicht geben

von Walter Eigel

Die Künstlerin, die am Ursprung der Galerie Meier stand, stellt zum 15jährigen Jubiläum wieder in Arth aus. Die international renommierte Waadtländerin Pierrette Gonseth-Favre stösst mit ihren neuesten Werken auf reges Interesse.

Mit einer Ausstellung ihrer Werke hat die Galerie Meier in Arth im Jahre 1992 ihre Tore geöffnet. Nun wurde Pierrette Gonseth-Favre eingeladen, zu diesem kleinen Jubiläum ihre neuesten Werke zu präsentieren. Ihre Schau in den herrlichen Galerie-Räumen überrascht mit einer erstaunlichen Breite ihres kreativen Schaffens. Bei aller Vielfalt der verwendeten Materialen und der Technik ist der Gesamteindruck erstaunlich homogen. Der Künstlerin geht es stets darum, das menschliche Sein zu erfassen und in Farbe und Form zu “beschreiben” – sie ringt darum, dem Unsagbaren ein Gesicht zu geben. Darin ist sie erstaunlich offen und spontan – die Werke sprechen unmittelbar an.

Im Dialog mit dem Thema

Eigentlich ist es die Künstlerin, die spricht; sie steht im Dialog mit ihren Themen – eben dem “menschlichen Sein” und dessen Dynamik. Auch wenn ihre direkten Partner die Jahreszeiten sind, oder die Natur, das Theater oder die Masken – stets bezieht sie den Beschauer und die Betrachterin aktiv mit ein. So erzählt sie ganze Bildergeschichten; jede Episode ist sorgfältig “gerahmt” – man wähnt sich beinahe in einer Kirche wie in Zillis mit ihren Deckenbildern. Hinter jeder Maske steckt eine Aussage, ist die Wahrheit zu entdecken.

Tiefgründige Religiosität

Die Wahrheit entdeckt man aber auch in den Bildern nur, wenn man genauer hinschaut. Man muss vor dem Bild geradezu meditieren. Dann enthüllt sich langsam die Grundgestalt des menschlichen Seins – wie bei den beiden sehr dezenten Darstellungen des Kreuzes, welche von der Künstlerin mit Bedacht “Ferveur” – “Hingabe” betitelt worden sind.

Wie barock gefasste Reliquienbüsten

In einem etwas anderen Sinn weckt Pierrette Gonseth-Favre ebenfalls wieder Allusionen kirchlicher Thematik. Die Rede ist von ihren “Masken”, diesen faszinierenden Kleinplastiken, die geradezu an die in der Barockzeit beliebten Reliquienbüsten erinnern. Mit viel Liebe und Hingabe hat die Künstlerin aus Damenmasken moderne aparte Frauenantlitze gestaltet. Mit aller Pracht der Welt ausgestattet, haben sie einen tiefen, fragenden, suchenden Ausdruck. Die Technik ist nicht weit entfernt von der Montage von Katakomben-Gebeinen zu Reliquienbüsten altrömischer Märtyrer. Dies ist im Übrigen eine Kunst, die eigentlich nur von Klosterfrauen gepflegt und beherrscht wurde…

Ein Glücksfall für die Region

Die Galerie Meier ist aus der Innerschwyzer Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken. Sie ist in den 15 Jahren ihres Bestehens zu einem echten Zentrum modernen Kunstschaffens geworden und geniesst ein Renommee weit über die Grenzen des Kantons Schwyz hinaus. In diesen Jahren hat Galerist Dr. Helmut Meier, zusammen mit seiner Frau und Tochter, vielen Kunstfreunden einen wertvollen Zugang zur bildenden Gegenwartskunst geschaffen. Dabei steckt die Galerie mit ihren hervorragend konzipierten Schauen ein reichhaltiges und vielfältiges Spektrum moderner Kunst ab. Für die Region ein seltener kultureller Glücksfall! Dem Unsagbaren ein Gesicht zu geben – dies ist der Galeristenfamilie Meier meisterhaft gelungen.

Die Ausstellung in der Galerie Meier an der Gotthardstrasse 62 in Arth dauert noch bis am 27. Oktober 2007. Die Öffnungszeiten sind wie folgt:

Dienstag bis Freitag von 10.00-12.00 Uhr sowie 14.00-18.00 Uhr, Samstag 10.00-16.00 Uhr, oder nach telefonischer Vereinbarung (041 855 20 32).

Die “Köpfe” erinnern an barocke Reliquienbüsten.

Aus der Tiefe erstrahlt ein samtenes Kreuz

Eine fast romanisch gerahmte Bildergeschichte