Asylzentrum Buosingen

Auf dem Areal des Goldauer Campingplatzes Buosingen soll ein Bundeszentrum für abgewiesene Asylbewerber entstehen. Die Pläne sind ganz frisch, aber es gibt erste Reaktionen.

Geri Holdener, Bote der Urschweiz, 09.01.2024

Der Bund kauft Land: Das Camping-Areal Buosingen geht in neue Hände über.
Bild: Geri Holdener

Ein Traum für Camper aus nah und fern: der idyllisch gelegene Campingplatz Buosingen an der Goldauer Bahnhofstrasse, eingenistet zwischen der Industrie Bernerhöhe und dem Dorf Lauerz, mit Blick auf den Lauerzersee, gut erschlossen, ein Katzensprung von der Autobahn. Aber der Familienbetrieb steht vor der Schliessung. Nach dem Tod des Vaters zeichnete sich ab, dass die Tochter die Parzelle verkaufen will.

Die diskreten Verhandlungen mit Kanton und Bund haben vor etwa zwei Jahren begonnen, letzten Herbst Fahrt aufgenommen und sind nun zu Ende geführt worden. Der Bund kauft rund 10’000 Quadratmeter Land, wie der «Bote» weiss. Die Pläne lassen aufhorchen. Wo heute Wohnwagen stehen, will das Staatssekretariat für Migration (SEM) ein Bundesasylzentrum bauen.

Ein Projekt für ein Bundesasylzentrum im Wintersried hat 2019 Schiffbruch erlitten.
Bild: Archivbild

Es ist nicht der erste Anlauf in Innerschwyz. Das SEM hätte schon gerne Ende des letzten Jahrzehnts im Seebner Wintersried ein Ausreisezentrum in Betrieb genommen. Die Regierung wehrte sich mit Händen und Füssen. Sie wolle sich den Platz sichern für Industrie und Gewerbe, hiess es damals. Der Bund akzeptierte schliesslich 2019 den Entscheid des Schwyzer Verwaltungsgerichts: kein Asylzentrum im Wintersried. Unter anderem hätte die Unterkunft gegen die Lärmschutzverordnung verstossen. Der Kanton hatte argumentiert, Asylheimbewohner und Mitarbeitende wären nicht genügend vor dem Lärm der Bahnlinie nebenan geschützt worden.

Es braucht tendenziell mehr Platz

Das SEM konnte sich letztendlich mit einem gemeinsamen Vorschlag der Zentralschweizer Kantone anfreunden, einer verlängerten Bewilligung für das befristete Zentrum Glaubenberg im Kanton Obwalden. Heute stehen dort in einem Truppenlager 340 Betten. Gleichzeitig zeichnet sich ein immer grösserer Platzbedarf für Asylsuchende im Land ab. Unlängst hat man als Notmassnahme die Kapazität auf dem Glaubenberg bis April um weitere 300 auf 640 Betten ausgebaut, eine vorsorgliche Massnahme. Im Dezember zählte man um die 400 Bewohnerinnen und Bewohner.

Er wird verschwinden: der heutige Campingplatz Buosingen.
Bild: Geri Holdener

Der Kauf des Campingplatzes Buosingen hat sich in den letzten Monaten zusehends konkretisiert. Das Grundstück auf Arther Gemeindeboden, Flurname Binzenrüti, ist etwas kleiner als das Areal im Wintersried. Die Kapazität soll bei maximal 170 Plätzen liegen, das sind halb so viele, wie im Wintersried geplant waren. Was jetzt folgt, ist eine längere Planungs- und Realisierungsphase, die mehrere Jahre in Anspruch nehmen dürfte.

Die Bewilligungen laufen direkt über das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement – eine Sonderregelung seit einer Asylgesetzänderung im Jahr 2016. Jedoch würde es ein Sachplanverfahren mit anschliessender Planungsgenehmigung geben, wo sich Kanton, Gemeinde und die Bevölkerung einbringen können.

Was sagt die Schwyzer Regierung zu den brisanten Plänen? Petra Steimen, Vorsteherin des Volkswirtschaftsdepartements, zum «Boten»: «Der Regierungsrat akzeptiert den Standort Buosingen unter Bedingungen.» Der Asylstandort Wintersried beispielsweise muss definitiv vom Tisch. Man erwartet vom SEM einen geordneten Betrieb und fordert, dass von Beginn an, schon in der Erstellungsphase, das lokale Gewerbe berücksichtigt wird.

Eine weitere Bedingung, die der Kanton gestellt hat: «Es wird in Zukunft kein weiteres Bundesasylzentrum im Kanton Schwyz geben», so Petra Steimen auf Anfrage.

«Arth hat viel Erfahrung im Umgang mit Asylsuchenden.»
Ruedi Beeler, Gemeindepräsident

Als Standortkanton eines Bundeszentrums muss der Kanton weniger Asylsuchende aufnehmen. Davon werden letztlich alle Schwyzer Gemeinden profitieren, denen weniger Gesuchsteller zugewiesen werden. Eine besondere Lösung hat man für die Standortgemeinde Arth ausgehandelt. Sie hätte 120 Asylsuchende weniger zu beherbergen.

Wenn nicht gerade eine Flüchtlingswelle losbricht, müsste Arth wohl gar keine Asylplätze mehr schaffen. «Dies würde für Arth eine massive Entlastung im Migrationsbereich bis hin zur aufwendigen Beschulung von Schulpflichtigen bedeuten», sagt der Arther Gemeindepräsident Ruedi Beeler zum «Boten». «Die Unterbringung von 170 Personen, die wieder gehen müssen, weit ausserhalb des Dorfes Goldau mit Zuständigkeit des Bundes gewichtet der Gemeinderat insgesamt als weniger problematisch als 120 Flüchtlinge in den Dörfern, welche bleiben und von der Gemeinde zu integrieren sind.»